A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

kündigung wurden Pápa, das zum königlichen Ungarn gehört hatte, und das am Fuße des Hegyalja Gebirgszug gelegene Sárospatak, die dem Siebenbürgischen Fürstentum angehö­renden Orte Nagyvárad, Kolozsvár (Klausenburg), Gyulafehérvár, Nagyenyed und Maros­vásárhely, das im Wesentlichen selbständige Debrecen sowie die unter türkische Eroberung geratenen Orte Kecskemét und Nagykőrös. Es darf hier aber nicht einseitig gesehen vom Lutheranismus der deutschen und vom Kalvinismus der ungarischen Einwohnerschaft gesprochen werden. Eine Verbindung zwischen diesen beiden Sprachkulturen zeigt der Kryptokalvinismus, der zur Zeit der Reformation in den Kreisen der Zipserdeutschen während des 16. Jahrhunderts von hervorragenden Persönlichkeiten repräsentiert wurde. Seine Führer, Mátyás Thorakonymus-Cabeteus, Gáspár Pilcz, Sebestyén Ambrosius-Lam und Bálint Hortensius-Gärtner, unterhielten lebhafte Verbindungen mit Sárospatak und ihre geistige Rüstung stärkte sich an den Argumenten der ungarischen Kalvinisten. Zum Ende des 16. Jahrhunderts hin wurde aber diese Richtung, die die deutschen und die unga­rischen Städtebewohner miteinander verband, von dem in diesem Gebiet immer stärker werdenden Lutheranismus in den Hintergrund gedrängt. Zu dieser Zeit erhob sich Debrecen, die Metropole der Großen Ungarischen Tiefebene, zum Zentrum der helvetischen Rich­tung. Ihre gesellschaftliche Basis stellte die reiche Kaufleuteschicht dar, die sich mit dem Viehhandel beschäftigte. Diese Schicht vertrat den Haupttyp des „kaufmännischen Volkes", zu ihr gehörten Elemente, die sich weit von der Stadt entfernten, mit anderen Völkern in Verbindung traten und über einen weiten Gesichtskreis verfügten. Die Rolle dieser Ele­mente und ihre Bedeutung in der Verbreitung der Anschauungen wurde von dem Bischof Peter Méliusz Horhi Juhász (gestorben 1572) klar erkannt, und daher setzte er alles daran, sie für sich zu gewinnen. Auf der Kirchenordnungssynode zu Debrecen (24.—26. Februar 1567) bekannten die Teilnehmer sich zu den schriftlichen Ausarbeitungen des Bischofs. Eines der Bücher in dieser Richtung ist ein Glaubensbekenntnis in ungarischer Sprache: „Wahre und der Heiligen Schrift entsprechende Bekenntnisse für die christlichen Prediger, die sich zu Debrecen eingefunden haben". Nicht nur ihre Sprache sondern auch ihre Emp­fehlung sind Zeichen dafür, daß diese Schrift über die Prediger hinaus schon anderen Krei­sen gewidmet ist : „dem frommen und christlichen kaufmännischen Volk der Ungarn emp­fohlen, welches in Debrecen, Szombad, Kassa und Várad lebt". Méliusz hatte daher im Sinne, nur die Händler und Kaufleute der Orte mit einem regen Handel zu gewinnen: die führende Schicht des Ortes Nagyszombat in der Kleinen T iefebene, der alten Messestadt Kassa, des Ortes Debrecen in der Großen Tiefebene und des an der Grenzlinie zwischen dem Tiefland und dem Hügelland gelegenen Nagyvárad. Die reale Gesellschaftsdarstellung eines Werkes der schöngeistigen Literatur hebt ebenfalls die gute Orientierung des Bischofs hervor, die „Comoedie vom Verrat Menyhárt Balassis, durch den er vom König János, dem zweiten, gewählten König von Ungarn abtrünnig wurde" legt Menyhért Balassi die Worte in den Mund, daß „er das kaufmännische Volk von Szombat" beraubt und aus­geplündert habe, das heißt die Kaufleute von Nagyszombat (1569). Die Machtverhältnisse in der Politik und im Kirchenorganismus erklären, daß Nagyszombat zum Asyl für die Erzbischöfe und den Capitelsherren von Esztergom und zum Bildungszentrum der Jesuiten wurde, das heißt, daß hier die Gegenreformation Triumpfe feierte. 6 Wie schlechthin bekannt, machen das städtische Leben von Italien seine belebten Großstädte, die Zentren der Industrie und des Handels sowie die Zentren von Kultur und Bildung aus. Diese Metropolen, die sich aufgrund ihres Charakters in vielem unterscheiden, tun sich auch in Hinsicht auf die Bevölkerung aus dem Netz der Städte hervor. Um 1500 zählte Venedig, die größte Hafenstadt an der Adria eine Bevölkerungszahl von 168 000 bis 175 000 Menschen. Dem widerspricht, daß die Bevölkerungsentwicklung des 16. Jahr­6 Berlász, Jenő: Die Entstehung der ungarischen Bibliothekskultur im 16—17. Jahrhundert (Ma­gyar Könyvszemle, 1974.1—2. szám) S. 19.; Pukánszky, Béla: Magyar—német szellem a Szepes­ségen (Egyetemes Philologiai Közlöny, 1939) S. 27; S. Szabó, József: Méliusz Péter emlékezete (Debrecen, 1922) S. 7—8; Hegyaljai Kiss, Géza: Méliusz Horhi Juhász Péter élete (1536—1572) (Debrecen, 1940) S. 22; Makkai, László: Méliusz Juhász Péter (Élet és Tudomány, 1972) S. 2315; Dömötör, Tekla: (Red.): Régi magyar vígjátékok (Bp., 1954) S. 65, 73. 82

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