A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)

Régészet - Sz. Máthé Márta: Neusteinzeitliche Siedlung im Fundgebiet Berettyószentmárton-Morotva

Márta Sz. Máthé NEUSTEINZEITLICHE SIEDLUNG IM FUNDGEBIET BERETTYÓSZENTMÁRTON—MOROTVA Bei Grabungen zur Fundbergung wurden im Frühjahr 1977 die Reste einer neusteinzeitlichen Siedlung im alten Berettyószentmárton — heute zu Berettyóújfalu gehörig —, in der Gemarkung des alten Telekalja, welche neuerdings Wohnsiedlung Morotva genannt wird, aufgedeckt. Der Fundort befindet sich genauer am linksseitigen Ufer der Berettyó, am Westrand der Siedlung. Vor der Par­zellierung wurden hier während der Erstellung neuer Deichbefestigungen an der Berettyó große Erdmassen maschinell bewegt. So können die hier gesichteten Scherben aus der Neusteinzeit sowie die drei Abfallgruben, die in diesem Gebiet aufgedeckt wurden, als Reste einer einstigen Siedlung betrachtet werden. Bei der Fundbergung wurden drei Gruben (a, b und c) aufgedeckt. Im Fundgebiet kamen auch Gräber zum Vorschein, die aber — bis auf eines — alle aufgewühlt waren; bzw. bei einem konnten die Grabbeigaben ausgewertet werden. Diese bestanden aus einem schmucklosen Gefäß und einer Knochennadel mit durchbohrter Spitze. Die nachgebliebenen Siedlungsobjekte geben Hinweise darauf, daß die aufgedeckten Reste we­der zum Hause noch zu der Wohngrube gehören, sondern ganz gewöhnliche Abfallgruben sind. Ob­wohl diese Siedlungsangaben nicht ausgewertet werden können, halten wir es für notwendig, Mittei­lungen über die Fundobjekte zu machen, da sie aufgrund ihrer Zusammensetzung eine Mikrochro­nologie für die Zeit des mittleren Neolitikums liefern, die sich auf das Berettyó-Tal bezieht und die erste als glaubhaft anzusehende Grabung aus dieser Zeit ist. Den Großteil der Fundobjekte (Keramik) aus den Gruben a und b stellen Stücke aus der Kultur der Linienbandkeramik (LBK) des Tieflandes dar. Es handelt sich hierbei um Stücke mit eingekratzten Verzierungen, die für die späte und die jün­gere Epoche der LBK typisch sind sowie um Stücke mit eingekratzten und gemalten Schmuckele­menten. In diesen beiden Gruben wurden — wenn auch in weitaus kleinerer Zahl — bemalte Kera­miken gefunden, die für die Esztár Gruppe charakteristisch sind. Aus der Grube a kamen Fundob­jekte zum Vorschein, die aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht nur chronologisch von Bedeutung sind, sondern auch angesichts ihres Einzelcharakters beachtenswert sind. Es sind dies: das Fragment eines in der Esztár Technik bemalten und mit plastisch hervortretenden Augen und Nase versehe­nen Porträtgefäßes, ein kleiner Askos, ein mit Einkratzungen verziertes Seihgefäß, bemalte Gefäße mit zylinderförmigem Hals und viereckigem Bauch, ein Seihgefäß mit Gießrohr usw. Das Material aus der Grube b unterschied sich nicht besonders von dem der Grube a; hier konnten auch Gräber vermerkt werden. Das Fundmaterial aus der Grube c, die in einem geringen Abstand — ca. 13 m — von den Gruben a und b entfernt liegt, betrachten wir als zugehörig zu dieser Siedlung. Die Fundobjekte un­terscheiden sich um ein geringes von den vorhergehenden; und zwar besteht hier der überwiegende Teil aus Keramik, die auf rotem Grund mit schwarzer Bemalung verziert ist und für die Esztár Gruppe charakteristisch ist. Auch in dieser Grube gibt es Fragmente bemalter Porträtgefäße. Zur Chronologie des Fundmaterials stellt die Arbeit fest, daß diese den Nachlaß von zwei verschiedenen Einwohnerschaften bilden, welche aber über eine gewisse Zeit zusammen lebten. Der dominante Teil des Materials aus den Gruben a und b vertritt die jüngste Periode der LBK. Hier ver­mischen sich alle Spezifika aus dem Berettyó-Tal mit den Charakteristika, die ihre Tradition aus dem Grundmaterial der LBK schöpfen. Es kommen hier auch Stücke vor, die ihre Wurzeln im Archaikum und über die Szatmár Gruppe in der Körös-Kultur haben, in denen aber auch ein Einfluß der benachbarten Gruppe von Tiszadob spürbar wird. Und daneben ist in diesem Grubenkomplex auch die auf wenige Meter ent­fernt selbständig vorkommende Esztár Gruppe vertreten. In der Forschung wird die Esztár Grup­pe im allgemeinen für etwas jünger angesehen, obwohl auch die späten LBK-Gruppen an ihrem Erscheinen teilhatten. 55

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