A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1976 (Debrecen, 1977)

Természettudomány - Lipták Pál–Marcsik Antónia: Antropologische Funde in Ostungarn aus der Frühvölkerwandaerungszeit

Pál Lipták und Antónia Marcsik ANTHROPOLOGISCHE FUNDE IN OSTUNGARN AUS DER FRÜHVÖLKERWANDERUNGSZEIT. NEUERE ANGABEN ZUR FRAGE DER KÜNSTLICHEN SCHÄDELDEFORMATION Als Ergebnis der Ausgrabungen des Déri Museums in Debrecen haben wir die anthropologische Bearbeitung zweiter Serien aus der der frühen Völkerwanderungszeit durchgeführt. Das Skelett­material des Gräberfeldes aus dem 4—5. Jahrhundert von Biharkeresztes—Ártánd—Lencsésdomb ist äusserst fragmentarisch erhalten ; die Verteilung der geborgenen Skelette nach Geschlechtern und Lebensalter ist in Tabelle 1. zusammengefasst. Im Grab Nr. 6 kam der deformierte Schädel einer Frau ans Tageslicht. Am wichtigsten sind folgende morphologische Merkmale: das in der Breg­maregion etwas hervortretende Stirnbein (Eminentia bregmatica), der Schädelumriss verläuft von diesem Hervortreten bis zur Glabella gleichmässig (Abbildung 1.). Die Deformation ist durch zir­kuläre, das heisst kreisrund angelegte Bandagen erzeugt worden. Der Neigungswinkel des Stirn­profils zeigt 65°, weshalb die Stirn — dem Schema von Ginzburg zufolge — stark geneigt ist. Die 7 Gräber des germanischen Gräberfeldes von Biharkeresztes— Toldi útfél (ung. Toldi útfél 'entlang dem Weg nach Told') aus dem 5—6. Jahrhundert sind ebenfalls fragmentarisch er­halten. Tabelle 4. fasst die Verteilung der Individuen nach Geschlechtern und Sterbesalter gesondert zusammen. Die individuellen Masse in bezug auf beide Gräberfelder zeigen Tabelle 2. und 3. Die systematische Untersuchung der in unserem Lande aufgedeckten künstlich deformierten (makrokephalen) Schädel ist in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts mit dem Namen von Lajos Bartucz verbunden. Eine seiner diesbezüglichen Studien erschien im Jahre 1936 (Kiszombor-B, Gépidengräberfeld). In späterer Zeit knüpft sich die Beschreibung mehrerer künstlich deformierter Schädel an die Namen von /. Nemeskéri, neuerlich auch /. Kiszely, bzw. Frau Kiszely —Hankó und Gy. Farkas. Anthropologisch wurde das Gepidengräberfeld bei Hács- Béndekpuszta von P. Lipták in seiner im Jahre 1961 veröffentlichten Studie bearbeitet. In dieser Arbeit gibt er auch die ausführ­liche Beschreibung eines erwachsenen makrokephalen Frauenschädels an und verwendet zur Cha­rakterisierung der Schädeldeformation — nach Oetteking, bzw. Ginzburg und Éirov — erstmals in der ungarischen anthropologischen Literatur dem Ziel mehr entsprechendere quantitative Parameter. Da sich die Identizität der deformierten Schädel des von Bartucz beschriebenen Gepidengrä­berfeldes, genannt Kiszombor-B, aus der ursprünglichen Publikation nicht feststellen lässt, haben wir die Funde erneut untersucht. Die individuellen Masse zeigt Tabelle 5. Unter den 21 Schädeln, die Bartucz ursprünglich als künstlich deformiert feststellte, fanden wir jedoch nur 9 als sicher de­formiert; die Merkmale in bezug auf die Deformation der Schädel guten Erhaltungszustandes sind — nebst anderer Literaturangaben — in Tabelle 6. angeführt. Bezüglich der Art der Deformation sind wir zu folgenden Ergebnissen gekommen: A) Hinsichtlich der absichtlichen oder künstlichen Schädeldeformation sind zwei Hauptarten des Vorgehens zu beobachten : I. Am häufigsten ist die eigentliche kreisrunde (zirkuläre) Schädeldeformation; wurde sie an kurzköpfigen Individuen vorgenommen und die Binden in frontooccipitaler Richtung angelegt, so ergab dies die konische Form (ähnlich einer Zuckertüte) des Kopfes. Auf Grund der Ausführung des Verfahrens können zwei Hauptarten abgesondert werden: 1. Deformationen, die ohne Druckplatten, lediglich mittels kreisrund angelegter Binden verursacht worden sind. In diesem Falle kommt es vor, dass die Eminentia bregmatica ausgeprägt ist. Diesen Typ stellt auch der Schädel des Individuums unter Grabnummer 6 von Biharkeresztes—Ár­tánd—Lencsésdomb dar. 2. Deformationen mittels Druckplatten (an der Stirn, am Hinterhaupt, eventuell in der Schläfenge­gend). Dieser Typ findet sich unter dem zur Untersuchung herangezogenen Material nicht. II. In geringerer Individuenzahl verursachte die kreisrund angelegte Binde bei schlechthin dolichokephalen Individuen eine Verlängerung des Schädels. Für diesen Deformationstyp ist der ausserordentlich neidrige Gehirnschädel bezeichnend. 47

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