A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)

Művelődéstörténet, irodalomtörténet - Kilián István: Komödie vom Anfang des 18. Jahrhunderts über den trunksüchtigen Pfarrer und den sauflustigen Magister

so kann man hier auch die Eigenart des Disputationsdramas entdecken. Plutus verführt Magister Victor zum Trinken durch seinen Diener Praedicans, das heisst durch einen protes­tantischen Prediger. Über Praedicans wird im Laufe der Handlung klar, dass er der Minister Verbi Dei ist, an einer anderen Stelle wird aber der ebenso trunksüchtige, dumme Lehren verkündende Prediger für einen Popen, das heisst für eine Art Gehilfe, in katholischem Sinne also für keinen vollwertigen Priester genommen. Ein typischer Reformation - Gegen­reformation-Disput: wer ist der wirkliche Gottesdiener. Jedenfalls hielt keine der beiden Konfessionen die andere für einen echten Geistlichen. In diesem Sinne ist das Drama mit dem Stück „Az igaz papság tiköre" (Der Spiegel der echten Geistlichkeit) des Protestanten Sztárai verwandt, aber viel abstrakter, verhüllter, mutloser, als das letztere. Das Thema ist folgendermassen zusammenzufassen: Plutus schickt seine Diener auf die Erde, um Übel unter den Menschen zu schaffen, um den Menschen bőse zu machen. Der Erfc'g seiner Arbeit ist Praedicans' Tätigkeit, der ständig trinkt, auch anstatt der Kir­che in dci Kneipe mit seinem Freund Magister Victor den Wein schuckt. Der fromme Zelus Sincerus und Heter, als ihnen klar wird, dass Praedicans Dummheiten lehrt und ständig betrunken ist, klagen gegen ihn beim Richter, der den Popen wegen seiner Schulden ver­bannt, aho aus der Stadt hinausweist. Zu diesem Themenkern verknüpft sich der andere kaum. Der ebenso besoffene Magister Victor wird von den Soldaten im Dreck (gefunden), in Fesseln geschlagen und in ein Fass hineingesteckt. Als Victor langsam wach wird, sagt ihm ein Soldat, der ebenso ein Zechbruder ist, dass sie in Betrunkenheit auf dem Eis aus­geglitten und beide gestorben seien. Da kommen manche komische Ereignisse. Victor schwort, würde er wieder auferstehen, tränke, sogar röche er Wein nicht mehr. Die Schreckung des Betrunkenen mit dem Tod ist in der ungarischen Literatur gar nicht neu. In der Cotnoedia von Zsigmond Miskolczi trifft man schon so ein Motiv. Es •erscheint auch in anderen Stücken des Kantaer Kolligats. 1767 inszeniert Dániel Borss in der Paulinerschule zu Sátoraljaújhely die in der ungarischen Literatur als „Kocsonya Mihály házassága" (Mihály Kocsonyás Ehe) bekannte Komödie. Eine Hauptfigur, die aus alter Jung­fer „junge Frau" gewordene Kati Berbencze ist schon ebenso aufgebahrt, erst der Pálinka (etwa : Gei\st) erweckt sie aus dem Tode. Das Thema erscheint auch in einer Paloczen­anekdote (an der Eipel) aus dem 20. Jahrhundert. Das Aufziehen des Betrunkenen mit dem Tod ist also ein Jahrhunderte altes Thema, dessen sehr frühe Variante die hier publizierte Komödie ohne Titel ist. Auch diese Komödie ist ein Beweis dafür, dass - obwohl die Kantaer Dramen Jesuiten­ursprungs sind - die Minoritenlehrer in diesem reichen Repertoire so gewählt haben, dass die komisch gefärbten, die profanen in Kanta inszeniert würden. So wird das Kantaer Schuldrama in der ungarischsen Literatur eine Kategorie, die den Jesuiten näher steht, als dem verwandten Mysteriumsspiel der Csíksomlyóer Franziskaner, die Kantaer Dramen sind aber doch profan, ans Komische angelehnt, von der Kirche und der Liturgie völlig getrennt, und nicht so didaktisch, wie das Jesuitendrama. Es hat kein eigenes Profil, wie das Csík­somlyóer Mysteriumsspiel, die Verschiedenheit der Gattungen ist aber für Kanta vom Stand­punkt der ungarischen Literaturgeschichte aus zweifellos positiv. 804

Next

/
Oldalképek
Tartalom