A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1973 (Debrecen, 1975)

Művelődéstörténet, irodalomtörténet - Kilián István: Sanctus Nicolaus Episcopus seu liberalitus coronata – Das Beispiel des ungarischen Schuldramas aus 1688

geschmuggelt hat. Er hat das stürmische Meer besänftigt. Dieser einfache Ackermann wurde auch zum Bischof unter wunderbaren Umständen gewählt. Dieses Drama zählt alle Legenden ausser dem Wiedererwecken der drei Studenten auf. Wahrscheinlich handelt der verlorengegangene Akt von diesem Ereignis. Bischof Nikolaus' Verehrung verbreitete sich schnell im ganzen Europa. Schon im Mittelalter kann man die Zeichen der Profanation seines Kultes wahrnehmen. Die Zeit des im ganzen Europa bekannten Bischofspiels wurde vom 28. Dezember (vom Kindertag) auf den б Dezember verschoben. Über- Nikolaus' Verehrung in Ungarn zeugen die geo­graphischen und Eigennamen Miklós, Mikus, Nikos, Mike, Mikula. Die Variante Micula er­scheint in 1095. Der erste ungarische König, Stephan (1000-1038) Hess aber schon aus seinen Reliquien kaufen. Nikolaus' Kult ist also bis zur Zeit der ungarischen Staatbegrün­dung zurückzuführen. Nach Károly Mesterházi gibt es in Ungarn in Transdanubien 63. jenseits der Theiss und in Nordungarn 16, in Südungarn 32 Kirchen, deren Heiliger Niko­laus war. Seine Verehrung war also weitverbreitet, die Profanation ist von der Mitte des 18. Jahrhunderts an ununterbrochen nachzuweisen. Mit dem ungarischen Mikuláswesen ist eine Art Mimenspiel verbunden. Der Mikulás (etwa: Nikolo) erscheint im allgemeinen in roter Bischofsbekeeidung, mit Maske, wird von einigen Krampussen begleitet, schreckt die Kinder und Mädchen, fragt sie aus und gibt ihnen scherzhaft oder ernst Geschenke. Dieser Brauch lebt heutzutage lieber in den Städten und hauptsächlich unter Schülern. Kommt vor, dass er auch von kinderreichen Familien kultiviert wird. Auf dem Lande sind mit dem Nikolaustag manche Aberglauben über die Heiratswahl und Ehe verbunden. Auf Schulbühne erscheint das Nikolausthema zuerst 1586 in Freiburg. Der Verfasser ist der Jesuit Jacob Gretser. In Ungarn wurde es zum erstenmal 1636 in Nagyszombat (heute Trnava in der Slowakei) inszeniert. Zum zweitenmal wurde das verliegende Drama 1688 in Trencsén gespielt. Es besteht auf fünf Akten. In der Handlung, in der Gestaltung der Charaktere hat die neustoische Weltanschauung des Verfassers eine grosse Rolle gespielt. In der Form können die Züge des Manierismus entdeckt werden. Die christliche Mystik, die antike Mythologie sind die belebenden Elemente des Stük­nieriertheit neigt sich zur Mystik, ist bis zum Extremen getrieben. Die die Handlungs­in den Situationen können keine realen Elemente gefunden werden. Eine dramaturgische „Neuerung" ist neben den Intermedien die Einleitung von Chören. Die allegorische Hand­lung des Chors geht immer dem Geschehnis voran. Von der Gattung her gehört das Werk zu den repräsentativisten, am besten ausge­stattenen Jesuitendramen. Es zeigt bestimmte Elemente der mittelalterlichen Märtyriums­passion, des historischen Mysteriums, des Moralitätsspiels und des Spektakulums. Die Handlung läuft auf mehreren Szenen und umfasst beinahe zwei Jahrzehnte. Die Ma­nieriertheit neigt sich zur Mystik, ist bis zum Extremen getrieben. Die die Handlungs­ebenen brechenden dekorativen Elemente lassen auch innerhalb des Barocks eine beson­dere Welt vermuten. Dieses Nikolausdrama ist ein wertvolles Denkmal nicht nur der un­garischen Dramengeschichte, sondern auch des ungarischen Lateintums der Neuzeit. 446

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