A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1965 (Debrecen, 1966)

Tanulmányok - Ujváry Zoltán: Ein Brauch mit Ziegenmaske in Hajdúdorog

spielen die Schafhirten im Spiel. Sie halten einen Hirtenstab in der Hand, der während des Singens und Spieles geschüttelt wird, wobei die darauf befindlichen Metallringe klirren. Die Teilnehmer des Ziegenspiels brechen um 8-9 Uhr am Vorabend des Feiertags auf und suchen die schon vorher von den Mitgliedern der Gruppe bestimmten Häuser auf. Es handelt sich meistens um Häuser, wo sich Mädchen befinden, denen die Mitglieder der Gruppe den Hof machen. Von diesen Mädchen erhalten die Burschen schon früher die Bänder, mit denen die Hörner der Ziege geschmückt werden. Als die Gruppe das zu besuchende Haus erreicht, geht der Oberhirt in die Wohnung. Die An­deren warten vor der Tür oder in der Flur. Der Oberhirt begrüsst und bittet den Hauswirt um Er­laubnis für die anderen Mitglieder der Gruppe und auch für die Ziege, das Haus zu betreten. In einer kurzen Rede fragt er an, ob sie den Weihnachtsgruss übermitteln dürfen, weil er bei dieser Gelegenheit seine Ziege und die anderen Hirten vorstellen möchte. Die Erlaubnis wird vom Hauswirt erteilt, da ruft der Oberhirt : „Kommt herein, Hirten, komm herein, meine Ziege!" Die Hirten treten ein, aber die Ziege ist nur nach langer Anflehung geneigt, in das Zimmer zu springen. Sie springt öfters zurück, schüttelt sich, die Glocken an den Hörnern ertönen. Die Hirten flehen sie mit folgenden Worten an: „Meine liebe Ziege, komm herein, du bekommst etwas. Du be­kommst Mehlspeise und guten Tokajer Wein. Es gibt auch schöne Mädels hier, nur komm schon he­rein!" Schliesslich kommt die Ziege nach langem Anflehen und wiederholten Versprechungen ins Zimmer und bleibt in der Mitte des Zimmers stehen, wobei die Hirten um ihn stehen und singen. Während des Singens bewegt der Spieler, der die Ziege spielt, den Ziegenkopf nach rechts und links, manchmal klappert er mit seinem Mund. Wenn der Gesang zu Ende ist, werden verschiedene Fragen von den Hirten an die Ziege gestellt, auf welche die Ziege mit Kopf bewegungen, Klappern und Sprüngen antwortet. Das Spiel besteht eigentlich aus den Antworten der Ziege auf die so ge­stellten Fragen und den Fragen, die den Zuschauern eine gute Unterhaltung bieten. Die der Ziege gestellten Fragen lauten folgendermassen : Der Hirt: „Wie alt bist du, meine Ziege ?" (Der Spieler mit dem Ziegenkopf klappert so viel mal, wieviel Jahre alt erist). — „Liebst du die 70-jährige Mädels?" — (Die Ziege schüttelt den Kopf, was so viel bedeutet, dass sie sie nicht liebt). — „Trinkst du gern Pflaumenbranntwein?" — (Sie nickt zustimmend). — „Möchtest du etwas Petroleum trinken?" — (Die Ziege stürzt wütend auf den die Frage stellenden Hirten los, womit gemeint wird, dass sie es nicht gern trinkt). — „Möchtest du eine leere, halbes Liter fassende Flasche austrinken ?" — (Auf diese Frage springt sie wieder wütend im Zimmer herum). — „Möchtest du ein gefrorenes Wagenrad fressen?" — (Da klappert sie mit dem Mund,stösst mit den Hörnern zu,um die verneinende Antwort auszudrücken).— „Wie würdest du neben einem scöhnen Mädel liegen, wie würdest du sie umarmen ?" — (Die Ziege zeigt es). — „Wer ist hier das schönste Mädchen?" — (Der Spieler wählt ein Mädchen aus, drängt sich ihr an, wenn es gelingt, zieht er sie unter den Pelzmantel, umarmt und küsst sie. Da gibt es grosses Lachen und Gekreisch). Zum Schluss bittet der Oberhirt die Ziege zu tanzen. Die Ziege beginnt im Zimmer hin und her zu springen, stösst an die Anwesenden, hauptsächlich an Mädchen, bockt sie. Sie macht ein grosses Durcheinander im Zimmer, wobei sie die Anwesenden zum Lachen bringt und unterhält. Der Hauswirt bewirtet die Spieler, er bietet den Spielern Wein und Kuchen an. Der Oberhirt setzt sich neben der Ziege und gibt ihr etwas zum Fressen und Trinken, d. h. er reicht das Essen und das Getränk unter den Schafpelz. Früher bekamen die Mitglieder der Gruppe auch Geld, woraus später einmal eine gemeinsame Bummelei veranstaltet wurde. Die Teilnehmer des Ziegenspiels gingen bis zur Mitternacht im Dorf herum, wobei sie Weih­nachtsgrüsse übermittelten, sangen und ihr Krippenspiel vorführten. Um Mitternacht ertönte die Kirchenglocke, und sie gingen in derselben Kleidung, die sie beim Krippenspiel anhatten, in die Kirche und blieben bis zum Schluss der Messe dort. Dann gingen sie nach Hause, wo sie mit der Familie das Festessen verzehrten. Es gab traditonell immer Bratwurst in der Weihnachtsnacht, die im Bauernofen gebraten wurde. Auf den Tisch wurde Heu gestreut, worauf das Backblech mit der Bratwurst gelegt wurde. Im zweiten Teil meiner Studie wird die Herkunft des Brauchs untersucht. Der Brauch ist nämlich der ungarischen Überlieferung nicht bekannt. Die Bewohner von Hajdudorog sprechen ausschliesslich ungarisch. Sie wissen nichts davon, dass ihre Vorfahren keine Ungarn waren. Aus meinen Untersuchungen habe ich feststellen können, dass die hier im 16.-17. Jahrhundert angesie­delten Bewohner von Hajdudorog eigentlich Ratzen waren, unter denen auch Ruthenen und even­tuell auch Rumänen sesshaft geworden sind. Die Bevölkerung ist griechisch-katholisch. Sie sind ganz und gar Ungarn geworden. In ihrer Volkskultur haben sie den Weihnachtsbrauch mit der Ziegenmaske bis auf den heutigen Tag aufbewahrt. Die Untersuchung der serbischen, ruthenischen und rumänischen Parallele wurde vorgenom­men. Man kann zunächst Beziehungen zu den Serben im Banat und zu den Ruthenen in der Karpa­tho-Ukraine entdecken. Die slawische Beziehung der Ziegenmaske, sogar ihr slawischer Ursprung kann überhaupt nicht bezweifelt werden. 240

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