A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1958-1959 (Debrecen, 1960)
Miroslava Ludvíková: Krämerlieder mit ungarischen Motiven in den Sammlungen des Märischen Museums in Brno
Krämerlieder mit ungarischen Motiven in den Sammlungen des Mährischen Museum in Brno Mit grossem Interesse las ich von der Komposition des Landwirtes Michel Szabó aus Orosháza, welche im Jahre 1959 im Jahrbuche des Museums Szántó Kovács publiziert wurde und welche sich auf die Schlacht bei Hradec Králové (Königgrätz) bezog. Auch unter den Jahrmarktdrucken unseres Gebietes sind viele, welche von Begebenheiten handeln, die sich auf ungarischem Gebeit abspielen. Warum werden überhaupt Jahrmarkt drucke im Mährischen Museum gesammelt? Sie werden deshalb gesammelt, damit mit der grösstmöglichsten Triefe und Breite das Leben des Volkes und überhaupt alle Umstände dokumentiert werden, welche zum Entstehen und in späterer Zeit bis zur endgültigen Gestaltung seiner Ansichten und seiner Gesinnung beitragen. Die Sammlung der Jahrmarkt- und Pilgerdrucke im Mährischen Museum umfasst an 2000 Nummern. Obgleich sich schon im 16. Jahrhundert Krämerlieder vorfinden, fällt ihre Blütezeit erst in das achtzehnte, wo dieses Lied schon fest im Volk verankerte. Es ist nicht nur eine kulturhistorische Erscheinung unserer Länder, aber zum Unterschiede von anderen, z. B. von den deutschen, wo das eigentliche Lied nur kurz war und nur als Hilfsmittel für den Anschluss des eingehenden Prosatextes mit dem sensationellen Inhalt diente, ist das tschechische Krämerlied Ausdruck der Gesangsfreude des Volkes, die seit der Reformationszeit gepflegt wurde. Deshalb sind unter ihnen ausser rein journalistischen z. B. viele lyrische Lieder, welche die Volkspoesie mit der künstlichen Barockpoesie verbinden, deshalb verlassen sie die Jahrmärkte und verdén weit mehr krämerhaft von Hütte zu Hütte aufgeführt. 1 Die Autorschaft der älteren erhaltenen Lieder hängt also mit der barocken Schreibertradition zusammen und hat durchwegs eine moralische Funktion, ihre äussere Form ist aber schon im 18. Jahrhundert mehr oder weniger endgültig festgelegt. Der Inhalt der Lieder ändert sich im Laufe des 19. Jahrhunderts, wie sich auch die wirtschaftlichen und politischen Lebensbedingungen und damit die ganze Gesellschaft ändern. Äussere Form ändert sich dagegen sehr wenig. Jahrmarktsdrucke sind noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Fraktur gedruckt und die Rechtschreibungsreformen Hessen sie unberührt (die Rechtschreibung bleibt die der böhmischen Brüder, ebenso wie im 16. Jahrhundert). Weil sie grösstenteils in Druckerein auf dem Land mit veralteter technischen Ausstattung gedruckt wurden, wimmeln die Texte vor lauter Fehlern. 2 105