A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1948-1956 (Debrecen, 1957)

Kádár Zoltán dr.: Kopt textilek a debreceni Déri Múzeumban

Koptische Textilien im Déri Museum zu Debrecen von Zoltán Kádár Die koptischen Textile des Déri Museums stammen aus der Sammlung von Theodor Graf ; er hat sie im Laufe der Ausgrabungen, welche durch Professor J. Karabacek veranlasst wurden, in Aegypten erworben. Eine von den unter­suchten Textilien ist mit Ornamentik, drei mit figürlichen Darstellungen ver­sehen. Alle dienten zur Gewandverzierung, aber nicht in das Gewand eingefloch­ten, sondern als Applikatipn. Das einfachste, zugleich älteste Stück dieser Kol­lektion ist ein aus Leinen gefertigter, purpurfarbiger, vieleckiger Gewandputz, in der Mitte ein rosettenartiges Blättchen und herum acht ähnliche bogenrunde, feingezähnte Blättchen. Diesen Typus kann man auf Grund der Analogien (ein Stück im Kunstgewerblichen Museum, Budapest) in das IV— V. Jarhundert setzen. Die Textile mit figürlichen Darstellungen sind jünger, haben eine andere Technik und sind alle drei aus Wolle gewebt. Der viereckige fragmentarische Einsatz hat nur seine linke Seite, auf dieser erscheint im Dop­pelkreisrahmen eine nach rechts gewendete, vom Glorienscheine umgebene Gestalt in gestreiftem Gewand, hinter ihrem Rücken unlesbare, buchstabenförmige Zeichen. Der Glorienschein und der Körper sind ockerfarbig, Haar, Augen, Ge­wand dunkelblau. Eine ähnliche Gestalt befindet sich übrigens an einer von Achmim­Panopolis stammenden und in Berlin aufbewahrten Einsatzfextilie, welche Maria bei der Geburt Christi darstellt. Als Zeitalter unseres fragmentarischen Ein­satzes, mit Bezug auf letztgenannte Analogie, können wir das VI— VII. Jarh­hundert annehmen. (Tafel B.) Zwei andere, mit Figuren versehene koptische Textilien des Déri Museums sind in viel besserem Zustand erhalten. Eine davon ist in einem mit Doppelbordüre abgeschlossenen Rahmen und wir können auf diesem durch Bordeauxfarben geflochtenem Grund vier Gestalten sehen, welche dunkelblaue Gewänder tragen; Haare, Augen und Gesicht sind in natürlichen Farben dargestellt. (Tafel. A.) Die bei dem okkerfarbigen Tisch, resp. Kline sitzende Gestalt ist von einem Glorienschein umgeben, links von ihr kniet eine Frau und rechts sieht man eine weggehende Gestalt, deren rückflatternde Chlamys hellgrünfarbig ist. Im unteren Teil des Bildfeldes steht eine schwarzgemalte Figur, deren linke Hand aufgehoben, rechter Fuss nach rückwärts gelegt ist und in der rechten Hand einen Stock hält. Diese eigenartige Komposition erinnert uns an den uralten ägyptischen Stil. Diese Szene 1 hat man früher für die Darstellung Christi im Kreise der Jünger von Emmaus gehalten. Eine gründlichere Untersuchung fand aber eine andere, wahrscheinlichere Erklärung : diese kleine Gruppe stellt Chris­tus,Maria Magdalena, Martha und Lazarus dar. Dir dritte Textilie mit Figuren, welche im Jahre 1944 verloren ging, stellte zwei Figuren mit Bart, jedoch ohne weitere Kennzeichen dar. Wir können in ihnen zwei Apostel (Peter und Paulus?), oder andere Heiligen vermuten. Die beiden letzten Textilien zeigen einerseits den Stil der späteren koptischen Textilkunst, anderseits, trotz einiger hellenistischer Elemente, eine starre Stilisierung. Die Zeit ihrer Entstehung kann man in das VI— VII. Jahrhundert setzen. 101

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