Módy György szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 6-7. (Berettyóújfalu, 1991)
NÉPRAJZ — VOLKSKUNDE - Umrisse der bäuerlichen Lebens der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Spiegel eines Protokolls
Den Protokollen nach können der Aufbau der inneren Grundstücke und der Charakter der äusseren „appertinentia" (dt.: Zubehör) in ihren Hauptzügen nachgezeichnet werden, sowie auch das Bild der Gemarkung, die Weise der Ländereiennutzung, das System von Vieh- und Feldwirtschaft, und rekonstruieren lassen sich auch die Fischerei und die Wasserwirtschaft sowie die Lebensweise der Menschen, ihre Bräuche und intimen Beziehungen. So konnten wir feststellen, dass das Dorf drei Hauptstrassen hatte, dass das gesamte Dorf von Wasser umgeben war und man es nur über eine einzige "Brücke erreichen konnte. Das Vieh wurde winters über „Faggyas" (dt. über das Eis!) und sommers über „Róna" (dt.: Ebene, Furt) schwimmend ausgetrieben. Die Hauptgrundlage des Besitzes bildete das Grundstück, zu dem ein Hof und ein Garten gehörten. (Es konnte der Blutsverwandtschaft nach verebt werden, konnte jedoch auch frei verkauft oder aufgekauft werden. Auf dem Grundstück wurde das aus zwei oder drei Räumen bestehende Wohnhaus mit Holzgerüst und Strohlehmmauern, die Ställe und ein Teil der Vorratsmieten errichtet. (Die anderen Mieten befanden sich ausserhalb des Dorfes auf dem Temetöhát (dt. Freidhofshöhe). Den inneren Grundstücken gemäss wurden die „appertinentia" berechnet, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch frei besetzt werden konnten. In dem hier behandelten Zeitraum war es jedoch nur noch „mit dem Wort des Richters" (bíró hírével) gestattet, Weiden umzubrechen. Rund ein Drittel der Gemarkung waren Ackerland, das nach dem System der Zweifelderwirtschaft bearbeitet wurde. Die restlichen zwei Drittel der Gemarkung waren durch die Wasserläufe der Berettyó zerstückelte, überschwemmte Wiesen mit kleinen Inseln, Wäldern und Weideflächen. Häufig waren auch Schilfhaine und Seen. Ganz gewiss konnten die Bewohner damals schon den Lauf der Gewässer regulieren und auf diese Weise Fisch% und Schlammpeitzgerteiche abtrehnen, deren Wasser sie an den Erhebungen je nach Bedarf abliessen und somit den ständigen Betrieb der Wassermühle sicherten. Hauptsächlich, was die Viehhaltung betrifft, zeichnet sich hier im Interesse einer guten Nutzung der Wasserwelt ein farbiges Bild vor uns ab. Es gab hier Herden, die draussen schliefen und täglich in die Ställe zurückkehrten sowie zahlreiche, spezifische Äusserungen für die individuelle Haltung „von Hand". Das Nachtweiden war keine Seltenheit. In Zusammenhang damit wurde oft von Schäden "durch Wölfe berichtet. Besonders interessant war die Weidehaltung auf den Inseln, hauptsächlich winters, sowie auch das Weiden in Gruppen auf abgelegeneren Weideplätzen. Hier werden „tanya" (dt. Einzelgehöft) und „szállás" (dt. Quartier) erwähnt. In Hinblick auf die volkstümliche Lebensform tut sich hier vor uns ein ganzes Inventar auf, mit Hilfe dessen nicht nur die Form der Wirtschaft nachgezeichnet werden kann, sondern auch die Volkstrachten, der Haushalt und das Mibilar rekonstruiert werden können. Mahrere Volksbräuche kommen hier zur Sprache (Taufe, Hochzeit, Schlachtefest, Totenschmaus, Winzerfest, Kneipenvergnügen und Tanzvergnügen). Die Protokolle sind eine Fundgrube an volkstümlichen Spruchweisheiten und Flücken. Auch von abergläubischen Bräuchen ist die Rede, so z. B. von der Hexerei, dem bösen Blick, der Tätigkeit von „nizö", dem Rostwälzen usw. Interessant ist, dass die Hexereien und Verfluchungen von den meisten geglaubt wurden, jedoch nie bestraft wurden. Eine Strafe bekamen eher diejenigen, die derlei Verleumdungen verbreiteten. Aus den Protokollen zeichnet sich eine recht laienhafte, jedoch über vielerlei Rationalität verfügende Gerichtsbarkeitsform ab.