Módy György szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 4-5. (Berettyóújfalu, 1986)

TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Querela Comitatus Bihariensis. Angaben Zur Geschichte der Eroberung von Bihar aus der Zeit nach dorn Fall von Nagyvárad

Miklós Nyakas QUERELA COMITATUS B1HARIENSIS — ANGABEN ZUR GESCHICHTE DER EROBERUNG VON BIHAR AUS DER ZEIT NACH DEM FALL VON NAGYVÁRAD — Der Verfasser untersucht hier, wie sich die Lage des Komitats Bihar nach 1660 gestaltete, als nämlich Nagyvárad — das, wie bekannt, als Festung eine Schlüsselposition im Fürstentum Sieben­bürgen einnahm, — in die Hände der Türken geriet (1660). Dieses tragische Ereignis, ausgelöst durch den erfolglosen Heereszug György Rákóczki II. gegen Polen, stellte für eine gewisse Zeit die Existenz des Fürstentums Siebenbürgen in Frage. Mit der Herausbildung der internationalen Kräfte­verhältnisse gelang es unter der Herrschaft von Mihály Apafi jedoch, die Existenz des Staatstums zu retten. So war dieser nach dem heldenhaften Kampf des nur eine Handvoll Leute ausmachenden Schutzheeres nur unter äusserst günstigen Bedingungen bereit, die Festung Várad zu übergeben. So mussten sich die Türken beispielsweise bereit erklären, ausser auf die Dörfer und Marktflecken, die zu Nagyvárad gehörten, keinerlei weitere Ansprüche zu stellen. An diese Abmachungen hielten sie sich natürlich nicht, So versuchten sie, ausserhalb des im engeren Sinne gesehenen Partium (Teile Ungarns), auch das eigentliche Siebenbürgen zu erobern, und dies nicht immer ohne Erfolg. In dieser so bedrängten Lage legten das Fürstentum Siebenbürgen und der Landesteil Habsburg jedoch ein Zeugnis überraschender Lebenskraft ab. Die Siebenbürgener zogen aus dem türkisch besetzten Gebiet regelmässig die staatlichen Steuern sowie auch die Abgaben der hiesigen Grundbesitzer ein. Wobei sie natürlich in Betracht zogen, dass die Leibeigenen hier auch Steuern an die Türken zu zahlen hatten. Diese doppelte Besteuerung — die im übrigen eine der interessantesten Erscheinungen aus der Türkenherrschaft in Ungarn darstellt — hatte natürlich ständig Zwistigkeiten zwischen den Türken in Nagyvárad und den Soldaten des Siebenbürgener Fürsten zur Folge. Allen Erwartungen zum Trotz zeigten sich in diesem weder Frieden- noch Kriegszustand schliesslich die Soldaten des Fürstentums Siebenbürgen als die erfolgreicheren, obgleich sie eine ihrer wichtigsten Grenzbefesti­gungen, Székelyhíd, im Sinne des Friedensabschlusses von Vasvár (1664) zerstören mussten. Platz und Rolle dieser Befestigung übernahmen aber bald neuere Grenzburgen in Siebenbürgen: Somlyó und Sebesvár. Die Lage wurde umso komplizierter durch den Umstand, dass das ungarische Königstum ver­meinte, in der Eroberung von Bihar Positionen gewinnen zu können, und den Versuch unternahm, die Hajdustädte von Bihar, Kálló, einer dem königlichen Landesteil nahegelegenen Stadt, zu unterstellen. Sehr viele ungarische Grundbesitzer hatten auch Besitzungen in Bihar, so zum Beispiel auch der Hauptkapitän von Kassa und der Vicekapitän von Kálló. Von der Besteuerung dieser Besitzungen nahmen sie trotz der türkischen Herrschaft nicht Abstand, und so kamen ihre Soldaten zur Steuer­eintreibung regelmässig in dieses Gebiet. Die Türken waren praktisch gezungen, sich in diese Lage zu fügen, obgleich es trotz des Waffenfriedens zwischen den türkischen und den ungarischen Soldaten ständig zu Zusammenstössen kam. Der Anlass hierfür war aber nicht so sehr die Steuereintreibung, die von den Türken rechtsmässig auch anerkannt wurde, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Soldaten aus den Grenzburgen, diese ihre Aufträge meistens zu Beutezügen und Pliindereien aus­nutzten. Die Leidtragenden waren dann die Leibeigenen, doch nicht selten auch die Türken selbst. Alldies rief oftmals so starke Spannungen hervor, dass man beim Ausbruch dieses oder jenes grösseren Lokalkonfliktes selbst um den Frieden zwischen den Staaten bangen musste. Daher wurden eben diese Ausschweifungen vom Militärrat des Wiener Hofes streng untersagt ; er versuchte, seinen Willen über den Hauptkapitän von Kassa durchzusetzen. Doch nicht mit viel Erfolg! Auf alle Fälle liess der Hauptkapitän von Kassa die Angelegenheiten der Soldaten aus den Grenzburgen von Zeit zu Zeit untersuchen. Damit konnten jedoch die grundlegenden Ursachen nicht beseitigt werden. Diese verbargen sich darin, dass die Soldaten dieser Festungen kaum besoldet wurden und somit gezwungen waren, sich ihren Lebensunterhalt dort zu holen, wo sie ihn fanden. Ja, die Soldaten erhielten hier jahrelang keinen Sold ! Im Anhang werden die Beschweden aus den Orten des Komitats Bihar vorgestellt, die aus der Mitte der sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts stammen und ursprünglich für eine Untersuchung vor dem Kriegsgerichtsstuhl des Hauptkapitäns von Kassa aufgezeichnet wurden. Diese Orte befanden sich ohne Ausnahme auf türkischem Territorium vor Nagyvárad oder tiefer, mitten im eroberten Gebiet. 190

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