Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)

Helmut Bräuer: Verarmungsprozesse im mitteleuropäischen Handwerk während der frühen Neuzeit

Die archivische Überlieferung fur das Wiener Schneiderhandwerk des 18. Jahrhunderts ist relativ günstig (Kretschmer 1987). Sie bietet neben den maßgeblichen Statuten, insbesondere seit dem 17. Jahrhundert, eine wertvolle Reihe von Protokollen, Rechnungen und Handwerksbüchern. Die Hauptquelle für die nachfolgenden Quantifizierungen bilden indessen die „Unbehaustenbücher" (Klose 1957). Zur Einzelfallpräzisierung Wiarden sie durch Verlassenschaftsakten (Sperr-Relationen) und die Totenbeschauprotokolle er­gänzt. So war es möglich, tendenziell erkenn- oder erschließbare soziale Sach­verhalte 3 auf dem Weg über die „Individualisierung" genauer zu markieren oder überhaupt erst sichtbar zu machen. Das Ausgangsmaterial lieferte ein Hofdekret vom 10. April 1749, nach dem die Steuerkommissäre des Hofes, der Stadt und der Zunft unter Berück­sichtigung der Gesellenzahl, des technischen Gerätes und der Betriebsräume der Handwerker sowie einer Befragung der Zunftvorsteher coram commissione auf Eid über die wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Meister deren Einteilung in Steuerklassen vornahmen. Bei den Schneidern ergab sich daraus folgende Ausgangshierarchie der Bürgerlichen (also zünftigen) Meister (1749) (StLA Wien, Unbehaustes Buch; Steueramt, Steuerbücher B 8/6.): Steuerliche Veranlagung 20 fl und mehr 16 fl 12 fl 8 fl 6 fl 2^fl Meisteranzahl (absolut) 24 42 100 165 139 103 573 Meisteranzahl (prozentual) 4.2 7.3 17,4 28,8 24,3 18,0 100,0 Dieses sozialstrukturelle Bild, dessen Wert freilich dadurch eingeschränkt ist, daß es nur die Lage der Zunftmeister zeigt, verdeutlicht die erheblichen sozialen Rangunterschiede zwischen den Schneidern, stellt jedoch nur „statisch" die Situation für die Jahrhundertmitte fest. Weitaus aufschlußreicher sind nun jene Beobachtungen, die sich aus den jährlichen Steuer(neu)festsetzungen, also den nach den gleichen Kriterien vor­genommenen Aktualisierungen der Besteuerung in den Jahren zwischen 1749 und 1775, ergeben. 5 Die Textanalyse der wichtigsten normativen Quellen des 17. und 18. Jh. läßt anhand der Produk­tionsfestlegungen, der Zugangsbeschränkungen zum Handwerk und der Anti-Störer-Artikel eine Häufung und Zuspitzung sozialer Schwierigkeiten im Schneiderhandwerk vermuten. Vgl. StLA Wien, Innungen, Kleidermacher, Sch 12/1 (1615), 12/2 (1662), 12/3 (1717). 11

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