Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)

Helmut Bräuer: Verarmungsprozesse im mitteleuropäischen Handwerk während der frühen Neuzeit

Helmut Bräuer Verarmungsprozesse im mitteleuropäischen Handwerk während der frühen Neuzeit 1 Mit seinen Arbeiten zur Geschichte und Volkskunde des Handwerks hat Ottó Domonkos in sehr verschiedenen Kontexten unterstrichen, daß die kleine gewerbliche Warenproduktion stets durch das Wechselspiel von ökonomischer, sozialer und kultureller Einheitlichkeit und Differenziertheit, von Mobilität und Stabilität, geprägt war. Das ist zwischen Gewerbelandschaften, an einzelnen Orten, zwischen verschiedenen Handwerken, innerhalb eines Handwerks, aber auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu beobachten. Dabei existiert in diesem Verhältnis eine Dynamik, die von handwerksexternen und -internen Faktoren gesteuert wird, deren Untersuchung in den vergangenen Jahrzehnten insbesondere durch die sozialgeschichtliche Forschung vorangebracht werden konnte. Eine Seite der hier umrissenen Gesamtproblematik stellen die Verarmungs­prozesse im Handwerk dar. Während unsere Vorstellungen vom Handwerk „mit goldenem Boden", von Aufstiegsmobilität, sozialer Stabilität, „Kultur­trächtigkeit" und Erfolg relativ weitreichend und detailliert sind und vielfach nicht nur bei der Statusbeschreibung wohlhabender Handwerksmeister stehenbleiben, sondern auch deren individuelle Werdegänge nachzeichnen, bleiben unsere Kenntnisse über die „unteren Ränge" des Handwerks unscharf, haben meist einen pauschalisierend-kollektiven Zug, sagen wenig über die Persönlichkeit eines Verarmten aus und lassen vor allem die Abstiegsursachen und die Abstiegswege im dunkeln. Auf einige Aspekte dieses Phänomens sei daher nachfolgend etwas näher eingegangen. * Mit fünf „Einblicken" in Erscheinungsformen von Handwerkerarmut bzw. ­Verarmung soll zunächst der Versuch unternommen werden, die Problemfelder abzustecken. 1 Die Materialgrundlage des Beitrages wurde durch Archivstudien im Wiener Stadt- und Landesarchiv geschaffen, die im Rahmen einer Gastprofessur im Sommersemester 1995 am Institut für Wirtschafte- und Sozialgeschichte der Universität Wien möglich waren, wofür ich herzlich zu danken habe. Josef Ehmer (Salzburg) gab mir dabei die Gelegenheit, Fragestellungen aus dem unter seiner Leitung stehenden größeren Forschungsprojekt „Mobilität und Stabilität im Wiener Zunfthandwerk (1740-1860)" aufzugreifen. Auch dafür möchte ich herzlich danken. Einige Probleme dieser Thematik wurden zum 6. österreichischen „Werkstattgespräch" zur Handwerksgeschichte im Dezember 1995 in Salzburg vorgetragen, das sich mit „Persistenz und Transformation von 'Tradition' im Handwerk" beschäftigte. 7

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