Környei Attila – G. Szende Katalin szerk.: Tanulmányok Csatkai Endre emlékére. A Soproni Múzeum kiadványai 2. (Sopron, 1996)
G. Szende Katalin: Kölni kereskedők a középkori Sopronban
Katalin G. Szende Kölner Kaufleute im mittelalterlichen Sopron (Ödenburg) (Zusammenfassung) Die Wirtschaft der Stadt Ödenburg beruhte neben dem Weinbau immer auch auf dem Handel. Neben polnischen und tschechischen Kaufleuten, deren Präsenz in Sopron schon seit 1338 urkundlich nachweisbar ist, scheinen in den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts Kaufleute aus der Stadt Köln auf. Sie waren gleichzeitig in Wien und Pressburg (ung. Pozsony, heute Bratislava) tätig — natürlich sind viel weniger von ihnen bis nach Ödenburg gekommen. Während in Wien umgefähr 80 und in Preßburg etwa 25 Kölner Kaufleute nachweisbar sind, belief sich ihre Anzahl in Ödenburg auf weniger als 10, die aber zu den bekanntesten Kaufmannsfamilien zu zählen sind: Mitglieder der Familien Hilden und Heimbach sowie Bruno van Lechenich kommen in unseren Quellen am häufigsten vor (siehe Tabelle). Sie haben vor allem den wichtigsten Exportartikel Kölns, Tuch von mittleren Qualität und günstigen Preis angeboten, wofür Mitteleuropa, darunter vor allen auch Ungarn das wichtigste Absatzgebiet war. Zwischen den Jahren 1400 und 1420 wurde etwa ein Drittel der gesamten Kölner Tuchproduktion auf den Märkten von Preßburg, Ofen (Buda) und Ödenburg abgesetzt. Es war die Absicht der Kölner Kaufleute, die manchmal sogar persönlich nach Ödenburg kamen, hier einen sekundären, das Gebiet von Transdanubien versorgenden Umschlagplatz zu gründen. Einer der Kölnern, Heinrich van Hilden, verfügte sogar über ein eigenes Haus in Ödenburg, wozu er wahrscheinlich durch einem Hypothekargeschäft gekommen ist. Die Anwesenheit der Kölner war trotzdem kurzlebig: sie haben schon vor 1420 Westungarn verlassen. Der aus Köln stammende Ödenburger Bürger Hans Groesnekk scheint der einzige ständige Vertreter zu sein, der eine Bevollmächtigung von "Hans van Heimbach bekommen hat, um seine Schulden einzubringen. Groesnekk hat sich sogar in Ödenburg niederlassen, er hatte 1442 mit seiner Frau Schulden bei einer Meßstiftung gehabt. Die Verschwindung der Kölner wird gewöhnlich mit den Hussitenkriegen erklärt. Das Abbrechen der Kontakte ist aber viel eher mit wirtschaftlichen Aspekten verbunden. Während des 14. Jahrhunderts hatte Westeuropa — darunter auch Köln — mit einer Überproduktionskrise zu kämpfen, für deren Bewältigung eine Expansion nach Südosten die beste Lösung darstellte. An der Wende der 14. und 15. Jahrhunderte wurde der Handel durch direkten persönlichen Beziehungen abgewickelt, später entwickelte sich aber ein gut organisiertes Vermittlungssystem, durch das in mehreren Stufen die Gewinne aus dem Aussenhandel abgeschöpft wurden. Den Platz der Kölner nahmen Kaufleute aus Nürnberg und Augsburg ein, die dieses Gebiet — inklusive Wien — bis zum Zeitalter des 30jährigen Krieges ins wirtschaftliche Einflußgebiet der süddeutschen Reichsstädte (und in geringerem Maße Venedigs) hineingezogen haben. 70