Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Trughy Sándor: Komárom-Hajógyár avar nemesi temetője

die in die Erde eingetieften Häuser mit Steinbackofen des am Südwest-Rand des Gräberfeldes zum Vorschein gekommenen Siedlungsrestes nur einen Teil der Wohnhäuser im awarischen Dorf darstellen. Weitere Besonderheit des Friedhofs in Komárno ist, dass mit Pferd nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder beerdigt wurden. Schon diese Tatsache allein beweist gesellschaftlichen Stand und Vermögen der hier Bestatteten. Nach Meinung von István Bóna und Péter Tomka könnten die Krieger („Elemente des Berufsmilitärs”) ihre Pferde und wertvolle Ausrüstung als ständiges persönliches Eigentum von der Zentralmacht bekommen haben, und deshalb konnten sie diese mit ins Jenseits nehmen. Auf Grund der Forschungen von József Szentpéteri wissen wir, dass von der awarenzeitlichen Bevölkerung nur eine kleine Gruppe (7%), nur jeder fünfte erwachsene Mann Waffen­beigabe bekam. In den Frauengräbern tauchen Gürtelbeschläge und Waffen niemals auf. Die Öffnung und Plünderung der Gräber war in der Awarenzeit allgemeine Erscheinung im Karpetenbecken. Auch der Großteil der Gräber des Gräberfeldes in Komárno wurde geöffnet. Beweis dafür ist, dass von den 63 Reitergräbern nur eins unberührt geblieben ist. Die Grabräuber gruben runde bzw. ovale brunnenartige Schächte gerade auf das Grab hin, und richteten diese Schächte dahin, wo die meisten Beigaben plaziert waren, in Richtung Kopf, Brustkorb, Becken. Wer die Grabräuber waren, zu welcher Völkerschaft sie gehörten, liegt im Dunkeln, die Täter hinterließen nämlich keine bedeutenden Spuren. Unter diesen Spuren ist der abgebrochene Eisenspaten in Grab Nr. 45 im Gräberfeld von Andocs der bekannteste Fund. Er wurde von Kornél Bakay publiziert. Möglicherweise waren die verarmten Nachkommen der Awaren im 9. Jh. die Räuber. Vermutlich kam es nach dem Sturz der politischen Macht der Awaren, also nach 803 zu den Grabausraubungen, denn bis dahin wäre die Entehrung der Gräber der in Ehren gehaltenen Vorfahren in den sorgfältig bewachten Gräberfelder unvorstellbar gewesen. Nach all dem stellt sich mit Recht die Frage, wie aus dem völlig durchsuchten Gräberfeld solch eine große Menge wunderschöner vergoldeter Funde möglich war. Was könnten die Plünderer mitgenommen haben? Was hatte sie motiviert? Die Antwort ist nicht leicht, aber es scheint, dass die Plünderer nur die für sie selbst wirklich wertvollen (überall verkaufbar, leicht einschmelzbar), also die ausgesprochen aus Gold und Silber gefertigten Gegenstände suchten und mitnahmen. Nach Meinung von Péter Tomka war der Raub das primäre Ziel, und zwar zum Zweck der Edelmetallbeschaffung. Bei Skizzierung der inneren Zeitordnung unseres Gräberfeldes und im Laufe der typochronologischen Analyse unserer Funde wurde uns klar, dass die frühesten Ansiedler Ende des 7. Jh.s mit der sog. Greif-Ranken-Völkerschaft in Verbindung gebracht werden können. Die erstmals von Gyula László beobachtete neue Osteinwanderung um 670 brachte plötzlich enorme Veränderungen im Totenkult, in der Tracht, in der Bewaffnung und führte zum Anwachsen der Siedlungsfläche. Unter den Funden der ersten Generation der Spätawaren-zeit sind prachtvolle Erzeugnisse des Kunsthandwerks die aus Bronze gefertigten gegossenen Gürtel- und Pferdegeschirrschmuckteile. Nomadische Tradition widerspiegeln die verzierten Waffengürtel der Krieger, sie dienten im Leben als Statussymbol, sie durften nicht von irgendwem getragen werden, sondern nur von den Männer des Geschlechts, der Großfamilie, die dessen würdig waren. 211

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