Valló István szerk.: Győri Szemle 3. évfolyam, 1932.

III. évfolyam. 4-6. szám. 1932. április-június - Dessoir Max: A lélekismerő Goethe

gekommen zu sein, wie andere mit musikalischer oder mathe­matischer Begabung geboren werden. Denn er hat auch in den frühsten Dichtungen wohl niemals einen psychologischen Fehl­griff getan. Natürlich zeigt sich diese Begabung nur im Zusam­menhang mit der Erfahrung. Sie hebt eben die Erfahrung auf eine höhere Stufe. Die schöpferische Phantasie des Dichters be­deutet den Höhepunkt einer durch ein Vorwissen untermauerten Erfahrung, etwa so, wie Hegels Dialektik als die höchste Stufe der Erfahrung aufgefasst werden kann. Goethe würde niemals bestritten haben, dass es Grenzen des Fremdverstehens gibt, und wir glauben, solche Grenzen bei ihm zu sehen. Sein Verhältnis zu Beethoven und Kleist, vielleicht sogar zu Frau v. Stein und Karl August macht deutlich, das er die Charaktere, die ihm gegenüber­traten, nicht immer richtig gesehen und behandelt hat. Das gegenseitige Wissen umeinander tritt besonders ein­drucksvoll hervor zwischen Faust und Mephisto: die meisten Wechselreden zwischen den beiden könnten ebensogut Monologe des mit sich kämpfenden Faust sein. Im zweiten Teil des Faust wird die Zusammengehörigkeit von Menschen sehr zart veran­schaulicht; Galathea ist ein Vorspuk der Helena, Homunculus eine Variation über Faust, oder, um ein anderes Beispiel heranzu­ziehen, so denke 'man an das Verhältnis zwischen Tasso und Anto­nio, — sie gehören zusammen wie zwei Seiten in Goethes Person oder zwei Abschnitte in Goethes Leben. Sowohl für die Selbsterkenntnis des Einzelnen als auch für das Fremdverstehen erscheinen Goethe einige Probleme als be­sonders wichtig. Zunächst der Zusammenhang zwischen Erlebnis und Erkenntnis: »Wer ist nicht einmal beim Eintritt in einen hei­ligen Wald von Schauer überfallen worden?... Das ist es, was.., durch die Seele des Künstlers weht, was in ihm ... zum verstan­densten Ausdruck drängt, ohne durch die Erkenntniskraft durch­gegangen zu sein.« Hier wird sehr deutlich Erlebnis von Erkennt­nis abgegrenzt. Während Goethe in der Wissenschaft nach der Durchdringung des Denkens mit Anschauung strebte, stellte er in der Psychologie das erlebnismässige Anschauen über das begriff­liche Erkennen. Vielleicht war der Hauptgrund dafür Goethes Ueberzeugung, dass in der menschlichen Seele das Unbewusste noch wichtiger sei als das Bewusste. In vielen Worten hat Goethe es ausgesprochen. So sagt er, »dass unbewusst wir stets das Beste leisten«, »dass alles, was das Genie tut, unbewusst geschieht.« Auch Goethe glaubt, wie heutige Psychologen, dass unser Bewusst-

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