Székely Zoltán szerk.: „Megvétetett Győr Vára” : 1598-1998. - Artificium et Historia 4. (Győr, 1998)

ZUSAMMENFASSUNG

A./28.), der über fast 7000 ungarische, deutsche und italienische Soldaten das Kom­mando hatte. Nördlich der Burg, auf der Kleinen Schütt stationierte das Heer von Erzherzog Matthias (Kat. A./27.) mit 50.000 Personen, das durch die auf der Moso­ner Donau aufgebaute Schiffbrücke in direkter Verbindung mit der Burg war. Sinan Pascha ließ die Festungen ständig beschießen und setzte sich - nach dem erfolgslosen Versuch am 15. August (Kat. A./5.) - am 8. September auf die Kleine Schütt über, wonach sich die kaiserlichen Truppen fluchtartig und ungeordnet abzogen. Die allein gelassene Besatzung verteidigte sich bis an die Grenzen der Möglichkeiten, aber in der hoffnungslosen Lage übergaben sie schließlich den Türken das Bollwerk "der ganzen Christenheit, besonders aber das von Osterreich und der Ungarischen Krone" (Kat. A./4.). Der zum Sündenbock gemachte Graf Hardegg wurde in Wien vor einen militärischen Gerichtshof gestellt und am 15. Juni 1595 hingerichtet (Kat. A./29.). Die kaiserliche Heeresleitung verzichtete nicht darauf, Győr zurückzuerobern, wozu der erste Versuch im September 1597 unternommen wurde. Die von Erzherzog Maximilian angeführte christliche Armee, nachdem sie die Burg von Pápa (Kat. A./19.) zurückgenommen hatte, marschierte gegen Győr und begann es ordnungsge­mäß zu belagern. Als sich die türkischen Entsatztruppen näherten, hörten aber die kaiserlichen Truppen mit der Belagerung auf und zogen sich ab. Wegen des Mißer­folgs der ordnungsgemäßen Belagerung hat die kaiserliche Heeresleitung entschie­den, Győr mit einem Überraschungsangriff zurückzuerobern, damit man die Tore durch Petarden (Kat. D./24.) sprengt. Ähnlicherweise ist auch die Burg von Tata am 21. März 1597 wieder in die Hände der Christen gekommen (Kat. A./20.). Mit der Durchführung des Planes beauftragte man den Obersten Adolf von Schwarzenberg (Kat. A./26.) und Hauptkapitän Freiherrn Miklós Pálffy. Unbemerkt sind die kaiser­lichen Truppen in der Nacht am 28. März 1598 an die Burg herangekommen. Sie haben eine kleinere Wagenkarawanne zum Fehérvárer Tor geschickt, als wäre eine Lebensmittellieferung angekommen. Fünf gut türkisch sprechende, als Spahi geklei­dete Husaren haben zur Ablenkung mit der Wache gesprochen, während Ingenieur­offiziere die Petarden von den Wagen genommen, und zuerst das Gittertor der Gra­benbrücke eingebrochen, dann das schwere beschlagene Burgtor gesprengt haben. Die Kaiserlichen drangen sofort in die Stadt ein, und eroberten sie nach langem blutigem Kampf. Selbst der Festungskommandant, Ali Pascha ist gefallen, sein ab­geschnittener Kopf wurde ans Magyar-Bollwerk aufgehängt. Ein Teil der türkischen Soldaten hat sich in die Bischofsburg geflüchtet, ein anderer Teil hat sich ins Szent­dombi-Bastei eingenistet. Diese Letzteren hatten das dort gelagerte Schießpulver in ihrer Verzweiflung angezündet, wodurch das ganze Bollwerk in die Luft gesprengt wurde (Kat. A./6. - 16.). Die Rückeroberung von Győr löste einen großen internationalen Widerhall aus, der von zahlreichen Bilderberichten, den Ereignisse schildernden Flugblättern (Kat. B./1. - 9.) bzw. den damals effektiven Propagandamitteln, den Gedenkmünzen (Kat. C./3. - 9.), bezeugt ist. In Niederösterreich, das der direkten Türkengefahr entkom­men war, ordnete Statthalter Ruprecht Stotzinger am 25. April 1598 an, folgende Schrift an die Kreuze und Statuen entlang den Straßen einzuhauen: "SAG GOTT DEM HERRN LOB UND DANK/DAS RAAB IST GEKOMMEN CHRIS­TEN HAND" (Kat. H./2.). Und die Stände des Landes schenkten Miklós Pálffy als Zeichen ihrer Dankbarkeit ein Prachtstück der manieristischen Goldschmiedekunst, nämlich einen Becher mit Decke von großem Wert (Kat. E./7.). Die Gemeinschaft der Bürger von Győr gedachte der Rückeroberung der Stadt vom Anfang des XVII. Jahrhunderts an jedes Jahr mit einer feierlichen Prozession, wobei man den ungarischen Bürgern auf Ungarisch, den deutschen Stadtbewohnern auf Deutsch je eine Predigt vor den gemalten Porträten der beiden Helden, Pálffy und Schwarzenberg (Kat. H./3., H./4.), gehalten hat. Von den erwähnten ungarischen Predigten ist eines im Jahre 1759. auch im Druck erschienen (Kat. H./5.). 67

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