Arrabona - Múzeumi közlemények 17. (Győr, 1975)
S. Lackovits E.: Die Wohnkultur am Neusiedler See. I.
DIE WOHNKULTUR AM NEUSIEDLER SEE I. Die Formung der Wohnkultur der vier Gemeinden von ungarischen Einwohnern (Fertőszéplak, Sarród, Süttör, Fertőendréd) am Neusiedler See wurde von der frühen Warenproduktion (XVI — XVII. Jahrhundert), der blühenden Viehzucht, der wirtschaftlichen Stabilität nach 1867, entscheidend beeinflusst. In der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts ist dann die äussere Umformung der Mehrzahl der alten Häuser, das Bauen von neuen Häusern, die innere Umgestaltung der Wohnungen und das Kaufen von den neuen Ansprüchen entsprechenden Möbeln im Gange. In diesem Zeitabschnitt können wir die, mit Blümchen bemalten Möbel erstmals begegnen. Das, zu diesen Zeiten gestaltete Äussere der Wohnstätte hat sich bis zum 1920—30 kaum verändert. In dem untersuchten Zeitalter (1860—1920/30) können wir vier Wohnhaustypen in den obgenannten Gemeinden verzeichnen. 1. Alter Typus: Stampf bau, schilf bedeckt, mit Plankengiebel, die Flur mit Halbwalm und ohne Säulen. 2. Traditioneller Typus: bogengeschmückter Eingang, vor dem Wohnteil des Gebäudes die Flur auf runden oder eckigen Säulen. 3. Typus mit Grundriss in L-Form. 4. Neuester Typus: viereckiger Grundriss, das Gebäude mit Zeltdach. Häuslern, Dienstboten, Handwerkern, einem Teil der Mittelbauer standen drei, den Grossbauern und dem anderen Teil der Mittelbauer und der Handwerker vier Wohnräume zur Verfügung. Unser Zeitalter gelt als die letzte traditionelle Epoche der Wohnkultur in den vier Gemeinden am Neusiedler See. Diese Wohnkultur ist von höherem Niveau, denn die bestimmende Rolle des Brennstoffes bei der Einrichtung ist beseitigt. Zweierlei Einrichtungsprinzipien leben hier nebeneinander: die noch vorherrschende diagonale Einrichtung mittelalterlichen Ursprungs, und die immer häufiger verwendete zentrale Form. Die hinteren Stuben werden nach diagonalen, die vorderen nach zentralen Prinzipien eingerichtet. Die karakteristischen Merkmale der diagonalen Einrichtungsform: rechts, oder links vom Eingang steht das Herd, in der Ecke, dem Herde gegenüber der Tisch, die Eckbank und die Stühle. Neben den freien Wandflächen sind die Betten, die Truhe, die Kommode, der Schrank, und der Wandkasten angebracht. Die karakteristischen Merkmale der zentralen Einrichtungsform: in der Mitte der Stube steht der Tisch, rechts, oder links vom Eingang das Herd, neben den freien Wandflächen die Betten, der Schrank, die Kommode, und wenne noch zu finden, die Truhe. Sind die Grundprinzipien der rein diagonalen und der rein zentralen Einrichtungsform gleichzeitig verwendet, so können wir von der gemischten Einrichtungsform sprechen. Die beigegeben Abbildungen stellen die reinen und gemischten Einrichtungstypen der Wohnräume, die in unserer Abhandlung besprochenen Gebäude und die Einrichtungsvarianten vor. Die Heizungseinrichtungen sind in der vier Gemeinden annähernd von gleicher Art. In den Küchen ist der, unter dem Gewölbebogen, oder unter dem Gewölbebogen und dem Querbalken stehender Ofen, Lehmherd und Kessel, innen gelehmt, aussen getüncht, noch in allgemeiner Benützung. In den vorderen Stuben sind die, ursprünglich aus XV — XVIII. Jahrhundert stammenden, aus schüsseiförmigen Kacheln zusammengesetzten, aus der Küche heizbaren Öfen, die gemeinen Kachelöfen, die in der Wand eingebauten Herde, die eckigen oder runden Eisenöfen gleichermassen zu finden. In den hinteren Stuben werden zur Heizung das, in der Wand eingebaute Herd, der runde Eisenofen oder das Eisenherd auf hohem Gestell verwendet. Die Beleuchtungskörper: in den Küchen die kleinen, auf die Wand gehängten Petroleumlampen, in den Stuben, die, von der Zimmerdecke herabhängenden Lusterlampen, Rollenlampen und die, auf den Tisch stellbaren hohen Petroleumlampen. Die Kommer wurden mit Kerzen, die Ställe mit öllichtern beleuchtet. Das elektrische Licht wurde zwischen 1935—1946 in alle vier Gemeinden eingeführt. Die Lebensform im Hause unterscheidet sich kaum in den vier Gemeinden voneinander. Unter einem Dache leben meistens zwei, seltener eine Familie allein, oder drei Familien zusammen. Die Gesamtzahl der Hausbewohner kann zwischen vier, und zehn bis vierzehn Personen angegeben werden. In den meisten Fällen wird, von der Zahl der Wohnräume und Bewohner unabhängig, nur ein einziger Raum, die hintere 256