Arrabona - Múzeumi közlemények 11. (Győr, 1969)

Kőhegyi M.Rákóczi K.: Rómer Flóris levelei Gratzl Józsefhez az olmützi és josefstadti kazamatákból

24 Lieber theurer Bruder! Wenn ich schreibe dass ich Dein Schreiben mit sehnsuchtsvollem Zittern erwartete, und unter bangen Vorbedeutungen öffnete, mögest Du diess nicht als eine schale Phrase betraöhten, denn wahrlich, so dadhte ich, nur eine sehr triftige Ursache kann ein monatslanges Schweigen entschuldigen, und was konnte mir peimigenderes vorschweben, als dass Du oder unsre liebe Mutter krank bist. Ich wollte nach den sanktionirten 6 Wochen schreiben, befürchtete aber mit Recht, dass sich unsre Schreiben kreuzen möchten, und dann müsstest Du abermals 6 volle Wochen auf eine Antwort warten. Diess zur Richtschnur für die Zukunft, und erspare mir unnöthige Sorgen, die in meiner ohnediess so aufgeregten Lage beinahe unausstehlich wurden, denn Du musst wissen, dass ich seit Mitte Augusti, wo ich vermuthete dass Du neuerdings für mich Schritte thust keinen ruhigen Augenblick mehr hatte. — Angeregte und so schrecklich getäuschte Hoffnung drohte mein Innerstes zu zerrütten. Also warst Du zum 3 tenmal fruchtlos beim Kaiser. Dieses Opfer kann nur eine so ehrliche Seele bringen wie Du bist. Durch alle diese unverdienten Vorwürfe, sohnöde Abweisungen, Auslagen etc. lässt Du Dich nicht abschrecken, ohne der Aussicht für mich selbst nur eine Halbirung der Strafzeit, die doch so vielen zu theil wurde, zu verlangen! Nun, damit Du ganz die Schwere meines Missgeschickes verstehest schreibe ich Dir, dass von allen, selbst nach mir, in Pressburg verurtheilten ich ganz allein noch sitze, dass allen 20—16 jährigen — die Blut­gerichtsbesitzer ausgenommen — ein Theil nachgesehen, und kein einziger Prister — zu denen mich man dennoch rechnet — ohne einen Nachlass asusging' — Wenn ich noch dazu die Urtheile jener Minister und Koryphäer die in neiuerer Zeit gefällt wurden betrachte, so kann ich mein Mund nur in ein wehmüthig — bitteres Lächeln verziehen. Also so eine mächtige Person war ich, dass wo man uns allen zum Hohne die Urheber der Erhebung laufen lässt, man für uns arme Handlanger gar keinen Strahl der Vergebung findet. — Ich könnte Dir die Hand zeigen, die über mich die eiserne Zuchtruthe schwingen lässt, denn könnte wohl jemand glauben dass ein jugendlicher Monarch — von Natur mehr der Milde als der Strenge ergeben — so unerbittlich sei, um noch so oftigem Bitter, Demüthigen, trostlos eine unschuldige, tief gekränkte Wittwe, zurück zu weisen? Diess ist zu unnatürlich nur in den Annalen unsres Herrscher­hauses aufzutauchen — aber dort, wo man sich durch meine Vernichtung den Adel verdienen will! — oder wo unersättliche Rache, durch Neid und gekränkten Stolz hervorgerufen den PAX zum Aushängschilde wählt — nur dort kann solch' Unheil über mein Haupt zusammenbeschworen werden. — Ich aber lieber guter Bruder! bin seitdem der Gnadenakt abgeschlossen ist —• wieder ganz ruhig und sehe meinen 63 Monaten getrost entgegen. Ich werde meinen Ver­nichtern zum Trotze meine Strafzeit überleben, denn was mich belebt ist der einzige Gedanke, dass ich vor ein neues Gericht gestellt, geschützt gegen Par­teisucht und Persönlichkeit, gewiss frei ausginge. — Wenn ich die unverhohlene Neigung meines erlauchten Zöglings und die Warte Sr. Exz. des Hernn Feld­marschalllieutnants, wo er von dankbaren Gesinnungen, und vom wärmsten Interesse spricht mit dem sich Se. k. Hoheit meiner Lebrstunden stehts erinnern wird, erwäge, so möchte ich nochmals bitten diesen Schritt zu wagen, ich selbst darf nicht schreiben, Du könntest im Namen unsrer armen Mutter 154

Next

/
Oldalképek
Tartalom