Arrabona - Múzeumi közlemények 8. (Győr, 1966)

Pusztai R.: Das germanische Fürstengrab von Lébény

Entsprechungen des Kammes mit Futteral fanden sich in Rumänien, unweit der Stadt Galati im Lager Dinogetia ain der unteren Donau, und auch im römischbarba­rischen Gräberfeld aus dem 4. Jahrhundert in Furiooz in Belgien. Der Einteilung gemäß, die Thomas Siegrid in seiner Kamm-Monographie bekanntgibt, gehört der Lébényer Kamm dem Typ II an. Grundtypen dieser Art (dreieckige Zähne, Punkt­kreis-Motive) konzentrieren sich vornehmlich auf den Limesabschnitt zwischen Car­nuntum und Arrabona (Fundorte: Csákvár, Győr, Koroncó, Oroszvár (Ruszovce). Dieser Umstand läßt erkennen, (daß dais Erscheinen des Kammes in Lébény kein Zufall sein kann. Dieser Kammtyp stammt vom Ende des 4. und Anfang des 5. Jahrhunderts, An der römischen Herkunft des Trinkglases ist kein Zweifel, wir halten aber auch den Kamm eher für eine römische als für eine germanische Arbeit. Die besten Analogien der goldenen Gürtelschnallen kennen wir aus Grab 2 des Gräberfexuea von i-.aa a. d. Taya, lerner aus Fertodmeagyes (Mörbisch, Österreicn) und aus dem. Fürstentund von Jakuszovice. Auen in Ungarn kommen diese Schnallen­typen vor, u. zw. im hunnischen Fürstenfuna von Nagyszéksós. Es handelt sich um ziemlich allgemein gebräuchliche Formen, die keinem Etnnikum angeschlossen wen­den können und die auch zeitlich während einer großen Zeitspanne, u. zw. vom Enue des 4. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts in Verwendung waren. Im Grab der germa­nischen Fürstin im österreichischen Untersiebenbrunn fanden sich mehrere Beigaben, die den Lébényer Funden vollkommen entsprechen, z. B. die Schnalle ohne Dorn, eine gerippte Form des W-förmigen Kleider-Schmuckes, dessen Vorformen bis naen Südrußland zurückreichen, und auch die silbernen rhombusköpfigen Nieten. Wir ken­nen auch Analogien des W-förmigen Kleiderschmucks aus Airan in Frankreich und aus dem germanischen Frauengrab in Papkeszi (Ungarn). Auch das Schwert — aas dem Typ der zweischneidigen Langschwerter angehört — geht auf östliche Vorfor­men zurück. Diese Schwerter mit dem magischen, herabhängenden Schmuckknopf treten in zahlreichen hunnenzeitlichen Funden auf (Jaikuszovice, Táska, Szirmabe­senyő, Pécsüszög u. s. f.). Werner datiert sie auf 400—450. Eine Analogie der Schwert­scheidenspitze ist uns in Ungarn nur von Szentes bekannt. Das Althusheimer Exem­plar ist — trotz der oberflächlicheren Arbeit — eine genaue Entsprechung des Lébé­nyer Fundes. Der Tonkrug von Lébény ist einzig in seiner Art. Wenn wir aber von der künst­lerischen Gestaltung absehen, gehört der Krug iseiner Form und dem eingeglätteten Netzmuster nach jenem Kreis an, den man im allgemeinen „hunnenzeitliche" Kera­mik nennt. Der ähnlichste Fund dieser Art ist wohl der Krug aus Grab 2 von Laa a. d. Thaya. Unter den einheimischen Funden könnte die Keramik aus dem Burgus von Leányfalu erwähnt werden, die die meisten verwandten Züge mit dem Lébényer Krug aufweist. Zahlreiche - Übereinstimmungen können auch mit den Keramikfunden des ziem 4. Jahrhundert angehörenden gotischen Gräberfeldes von Cerniahovi festgestellt werden. Vor allem möchten wir auf die gleiche Henkelgestaltung hinweisen, auf das eingeglättete Netzmuster atuf der Schulter des Gefäßes, auf den plastischen Ring des Gefäßhalses. Für die Zeitstellung unseres Kruges ist die Beobachtung Jan Dekan's, die er bei seinen Ausgrabungen in Oroszvár (Ruszovce, Slowakei) ermitteln konnte, von entscheidender Wichtigkeit: hier hatte er nämlich (die graufarbene Keramik mit dem eingeglätteten Netzmuster zusammen mii spätrömischer glasierter Keramik unter einer abschließenden Brandschichte aufgefunden. Oderhalb der Brandschichte fand er eine tiefdunkelgraue, faist schwarze Keramik aus einem viel besseren Ton, gleich­falls mit eingeglättetem Muster vor, d. h., daß unser Krug dem Material unter der Brandschichte verwandt ist, somit der Zeit vor der Vernichtung des Lagers angehört Ein Überblick der Analogien der Lébényer Funde und ihrer Chronologie läßt erkennen, daß diese Krugform auf die Zeit vom ausgehenden 4. Jahrhundert bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts datiert werden kann. Die Metallgegenstände könnten zu einer genauen Datierung keinesfalls herangezogen werden, weil sie verhältnismäßig lange Zeit hindurch — etwa 60—80 Jahre lang — bei den verschiedensten Barbaren­völkern gebräuchlich waren. Bei der Datierung des Grabes benützen wir deswegen nur jene leicht zerbrechlichen Gegenstände — wie Trinkglas, Kamm und Tonkrug — die wir von diesem Gesichtspunkt aus gesehen für entscheidend wichtig halten. Die genannten drei Gegenstände verweisen auf die letzten Jahrzehnte des 4. und auf die ersten des ,5. Jahrhunderts. Demnach müssen wir das Grab auf diese Zeit — jedenfalls aber vor das Jahr 433 — datieren, auf die Zeit also, da Pannónia Prima noch nicht von den Hunnen besetzt worden war. 114

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