Arrabona - Múzeumi közlemények 4. (Győr; 1962)
P. Balázs: Die Ereignisse des „blutroten Donnerstages” in Győr
DIE EREIGNISSE DES „BLUTROTEN DONNERSTAGES" IN GYÖR Der 23. Mai 1912 ist als der „blutrote Donnerstag" in der Geschichte der ungarischen Arbeiterbewegung verzeichnet. Es war dies die grösste Kundgebung, die bis dahin je stattgefunden hatte, in der die Arbeiterschaft der ungarischen Hauptstadt gegen Willkür und Unterdrückung der oberen, bevorzugten Klassen protestierte, und ihre Bereitschaft, bis zum Äussersen zu kämpfen, bekundete. Der unmittelbare Anlass zum Ausbruch der revolutionären Bewegung war die Ernennung des Grafen István Tisza zum Vorstand des Abgeordnetenhauses; doch ging es letzten Endes um die politischen Rechte des Proletariats und gegen die immer offensichtlicher gewordenen Kriegsvorbereitungen. Der „blutrote Donnerstag" war das grösste Treffen des ungarischen Proletariats gegen ihre Ausbeuter vor der Revolution des Jahres 1918. Auf de Nachricht von der Erhebung des Proletariats in der Hauptstadt, trat auch die Arbeiterschaft der grösseren Gewerbezentren in der Provinz in Aktion. An Hand von Urkunden und Zeitungsnachrichten der lokalen Tagesblätter berichtet Verf. von der am Abend des 23. Mai in Győr abgehaltenen Arbeiterversammlung, wo die Redner — vom stürmischen Beifall der Anwesenden begleitet — für das allgemeine und geheime Wahlrecht und gegen die Kriegsvorbereitungen in die Schranken traten. Dann macht er die Verordnungen bekannt, die der Obergespan des Komitates zur Unterdrückung der Unruhen erliess, die teils eine Isolierung der Bauernschaft, teils die Unterstützung der Streikbrecher bezweckten. Die Studie bringt auch den Bericht des Polizeipräfekten von Győr über den allgemeinen politischen Streik am 24. Mai und die abgehaltene Volksversammlung. An der Volksversammlung nahmen viele tausend Arbeiter teil, die im Gegensatz zu dem Antrag der sozialistischen Parteileitung, die Fortsetzung des Streikes forderten. Die durch die Polizei und das Militär zerstreute Menge sammelte sich wieder in den Strassen und die Demonstrationen für das allgemeine, geheime Wahlrecht dauerten weiter fort. Vorliegende Studie enthält auch Berichte der damaligen Zeitungen von Győr über diese grossangelegte, politische Kundgebung. Das sozialistische Blatt „Népakarat" (Volkswille) und auch die fortschrittliche bürgerliche Presse schrieben mit Anerkennung über den eindrucksvollen Aufzug der Arbeiterschaft, mit dem diese den Beweis erbracht hatte, dass sie des allgemeinen Wahlrechtes) würdig sei. Doch fehlte auch der ergrimmte Angriff der klassenfeindlichen Presse nicht. Am 12. Juni kam es erneut zu gewaltigen Kundgebungen der Arbeiterschaft in Győr, als István Tisza, als Vorsitzender des Abgeordnetenhauses bei den Verhandlungen der militärischen Vorschläge mehrere Abgeordnete der Opposition mit Brachialgewalt aus dem Saal wegführen liess. Dem folgte am 16. Juni — unterstützt von der Arbeiterschaft — eine Versammlung der fortschrittlichen Bürger Gyors. Die Arbeiterschaft von Győr bewies demnach ihre Solidarität mit dem Proletariat der Hauptstadt, die am „blutroten Donnerstag" eine ihrer gewagtesten Schlachten geschlagen hatte, und nahm auch in den darauffolgenden Wochen an dem Kampf für den Frieden und die politischen Rechte regen Anteil. Es lag nicht an ihr, dass diese Massenbewegungen landweit isoliert blieben und sich nicht auf das Bauerntum, als die stärksten Verbündeten der Arbeiterschaft, stützen konnten. Demnach konnten auch den Kriegsvorbereitungen der Imperialisten und der damit verbundenen kapitalistisch-grundherrschaftlichen Ausbeutung vorläufig keine Schranken gesetzt werden. P. Balázs * * * 205