Arrabona - Múzeumi közlemények 4. (Győr; 1962)

A. Lengyel: Das reformzeitliche Komitat Győr im Dienste des fortschrittlichen Bildungswesens

richter Miklós Kolosi, einer der Abgeordneten des Komitates, trat desöfteren — hauptsächlich bei Kreissitzungen — entschieden für den allgemeinen Gebrauch der ungarischen Sprache ein. Das zum Leben erweckte nationale Selbstbewusstsein des ungarischen Volkes gab sich aber mit solchen Teilergebnissen nicht zufrieden und erzwang beim Palatin, dass die bereits so häufig diskutierten, systematischkomissonellen Angelegenheiten — naturgemäss nach einer entsprechenden Umarbeitung — wieder dem Parlament vorgelegt werden sollten. Dies bedeutete eigentlich eine Erneuerung der 1790/91 durch den Reichstag entsendeten Landeskomissionen, die seinerzeit ihre Vorschläge zur Behebung der schwerwiegendsten Beeinträchtigungen — darunter auch des allge­meinen Bildungs- und Unterrichtswesens — ausgearbeitet 'hatten. Neben dieser Aufarbeitung der Beschwerden wurde auch der neue Gesetzentwurf der Landes­komissionen- jedem Komitat in Druck zur Durchsicht und zum Studium zugestellt, um daran gegebenenfalls zeitgeimässe Abänderungen vorzunehmen. Die General­versammlung der Komitate betraute dann entsprechende Unterausschüsse mit der Weiterführung der Ressortfragen. Im Ko'mitat Győr fand die erste Sitzung des Gremiums (Részest Választmány), welche sich als eine Abordnung des 3. Unterausschusses ausschliesslich nur mit den Fragen des „allgemeinen Bildungs- und Unterrichtwesensi" zu beschäftigen hatte, im Januar 1831 statt. In Anbetracht der gesellschaftlichen Stellung der Gremiumsmit­glieder wäre man gewillt, anzunehmen, dass diese provisorische Körperschaft die verschiedenen Fragen konservativ überprüfen und begutachten werde. Das Ergebnis war einfach verblüffend: die getroffenen Entscheidungen bekundeten einen derart fortschrittlichen Geist, der sogar die Aufmerksamkeit der liberalsten Kreise der Stände erregte. Schon bei den ersten Sitzungen verlautbarte das Gremium, dass Vor­zugsschüler, deren Eltern unbemittelt sind, Schulgeldfreiheit gemessen sollten. Dem­gegenüber aber soll eine grössere Opferwilligkeit der Gutsherren gefordert werden, insbesondere was die Errichtung von Schulgebäuden anbetrifft. Ferner hielt das Gremium die landweite Organisierung der bereits im Gesetzentwurf erwähnten poly­technischen und industriellen Dorfschulen für wünschenswert, ja sogar für not­wendig. Die Einführung des ungarischen Sprachunterrichtes soll — im Gegensatz zu dem Antrag der Zentralstelle — bereits in den grammatischen Klassen beginnen, zumindest bei gewissen Lehrgegenständen. Doch wurden der Reihe nach auch bei anderen Verhandlungspunkten durch das Gremium solche Entscheidungen getroffen, die mit den Anträgen der Landeskomission im Gegensatz standen, und die in Hin­sicht der Forderungen — aus nationalen Interessen oder aber zur Hebung des. Bil­dungsniveaus — wesentlich über die Richtlinien der Opinio Rei Litterariae hinaus­gegangen waren. So wollte beispielweise das Gremium auch die Erziehung daheim einer Kontrolle unterziehen; verlangte eine Gehaltserhöhung der Lehrkräfte; miss­billigte die Verringerung der Gymnasien aus Sparsamkeitsgründen; bestand darauf, dass in den Dorfschulen ungarischsprachige Schulmeister angestellt werden sollten. Um den erforderlichen Stand der Lehrerbildung sicherstellen zu können, forderte das Gremium die Wiederaufnahme und Weiterführung der Präparandien, der Fort­bildungskurse für Schulmeister. Es trat auch für eine Überwachung der natio­nalen- und Dorfschulen durch unabhängige Bezirks-Aufsichtsbeamte ein; äusserte kühn seine Ansicht in Bezug auf die Methodik gewisser Probleme, wie die Privat­praxis der Ärzte, und auch in der heiklen Frage der Anerkennung der auf ungari­schen Universitäten und Hochschulen erworbenen Diplome durch die öster­reichischen Behörden. Teils unter dem Einfluss des fortschrittlich gesinnten ersten Vizegespans Ignác Bezerédy sollten die durch den Geist der Neuordnung beseelten Entscheidungen des Gremiums bekunden, dass es in vielen Punkten mit den unterbreiteten Vorlagen des gewissermassen rückständigen Landesausschusses nicht übereinstimmt, und diese Vorlagen vom Standpunkt der wichtigen Aufgabe für unzureichend hält. Doch war sich das Gremium dessen bewusst, dass es mit seinen neuzeitlichen Beschlüssen bei der nächsten Sitzungsperiode des Parlamentes taube Ohren finden werde. — Das öffentliche Forum der wegen der Bauernunruhen besorgten Stände (die Generalver­sammlung des Komitates und der grosse Ausschuss, der zum Studium des Operatums gebildet worden war) — hatte allerdings nichts gegen den fortschrittlich abgefassten Antrag einzuwenden, aber der 1832 zusammengetretene Landtag überzeugte nur 153

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