Arrabona - Múzeumi közlemények 3. (Győr, 1961)
A. Uzsoki: Der „Eiserne Hahn”, das Wahrzeichen von Győr und die Sage
zum Vergleich herangezogenen Abbildungen und Darstellungen bekannt. Auch heute noch halten die Bewohner von Győr den „Eisernen Hahn" für das Wahrzeichen ihrer Stadt. Die Sage erzähtl: In der Zeit zwischen 1594 und 1598 errichteten die Türken auf dem Turm des Donau-, bzw. des Wassertores einen Wetterhahn mit dem Ausspruch, dass die Christen nur dann dei Stadt Győr zurückerobern werden, wenn dieser Hahn zu krähen beginnt. In dem Masse, in welchem im Wechsel und Wandel der Jahrhunderte das Wahrzeichen abgeändert wurde, erfuhr auch die Sage eine Bereicherung. Mit der Zeit wurden nämlich unter dem Hahn das Doppelkreuz und ein Halbmond angebracht. Dies erregte wieder die Phantasie des Volkes. Nun sprach es sich herum, dass die Rückeroberung der Burg nur dann erfolgen würde, wenn der Mond des „Eisernen Hahnes" wieder voll wird. Der Anachronismus der erweiterten Sage liess alles unberührt, da doch die drei Embleme wahrhaftig sehr dekorativ sind und auffallend zueinander-gehörig scheinen. Verf. macht uns kurz mit der türkischen Besetzung der Stadt bekannt; und berichtet dann an Hand der Beschreibung des türkischen Geschichtsschreibers Ibrahim Pecsevi von der Rückeroberung Gyors. Am 29. März 1598 eroberten Miklós Pálffy und Adolf Schwarzenberg mit echter Tapferkeit und Schneid und mit Hilfe von Petarden die Stadt wieder zurück. Die Sage vom Wetterhahn erschien noch in demselben Jahr in einem deutschsprachigen Volkslied, und auch zeitgenössische historische Arbeiten erwähnen ihn. Beispielsweise die im Jahre 1602 erschienene „Chronologie" von Ortelius, ferner die „Annales Ferdinándéi" von Khevenhiller. Von den ungarischen Geschichtsschreibern erwähnen Miklós Istvánfy und Péter Révay die Sage. Verf. weist darauf hin, dass Istvánfy es ist, dar den Kupferhahn zum erstenmal „Eisenhahn" nannte und die späteren historischen Werke übernahmen diese Bezeichnung — die sich auch im allgemeinen Bewusstsein einwurzelte — aus seinem Bericht. Verf. nimmt alle historischen Werke des 17—18. Jahrhunderts der Reihe nach vor, analysiert eingehend die diesbezüglichen Arbeiten des 19—20. Jahrhunderts, immer dem Wetterhahn auf der Spur, die Abwandlungen, Abänderungen der Sage suchend. So erfahren wir, dass es Fesslelr ist, deer als erster die erweiterte Sage niederschreibt, als er anlässlich der Kämpfe um das Wassertor an die türkische Prophezeiung erinnert, laut der die Burg nur dann von den Christen zurückerobert werden kann, wenn dieser Hahn kräht und die Steinglöckchen zu klingeln beginnen. Die Steinglöckchen entsprangen der Volksphantasie: es waren dies jene sog. Steintropfen, unter den Trigliphverzierungen des im Renaissance-Stil erbauten Wasser-Tores. Die farbenfreudigste Spielart der Sage veröffentlicht Méry: die Christen entreissen Győr erst dann wieder den Türken, wenn der „Eiserne Hahn" kräht, die Steinglöckchen klingeln und der Halbmond wieder voll wird. Bei der Erforschung des Werdeganges der Sage, ersehen wir, dass es ursprünglich eine Sage vom Wetterhahn gab, die mit den Türken in Zusammenhang gebracht wurde. Die Steinglöckchen und das Vollwerden des Halbmondes haben eigentlich mit der ursprünglichen Überlieferung nichts zu tun, dies wurde der Sage erst später hinzugefügt. Man kann dies besonders im Zusammenhang mit dem Halbmond nachweisen, weil in der Zeit, da dieses Emblem am Wetterhahn noch nicht angebracht war, eine derartige Abwandlung der Sage noch nicht bekannt war. Keinesfalls waren es die Türken, die den Halbmond mit dem Menschengesicht an der Stange angebracht hatten, da doch der Islam eine Darstellung des Menschen streng verbietet, ausserdem aber weist auch die Technik der Herstellung des Mondes auf eine viel spätere Zeit hin. Auf keinem der zeitgenössischen Stiche ist auf dem Wetterhahn-Wahrzeichen der Halbmond sichtbar. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden Doppelkreuz und Halbmond erst nach der Befreiung von Buda 1686 an der Stange des „Eisernen 75