Glasierte Keramik in Pannonien. König Sankt Stephan Museum, 29. August–31. Dezember 1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1992)
Abb. 2. Tokod. Glasierte Keramik aus der spätrömischen Siedlung. Reibschalen. Kat. 136 all die Lager befestigt, neugebaut und auch neue Kleinfestungen errichtet. Auch bei der Untersuchung der glasierten Keramik konnten wir das Ergebnis dieser großangelegten Tätigkait sehen. In der Keramik der valentinianischen Festungsreihe wurden überall in großer Menge (100, 130, 200, 650) Reibschalen gefunden, die mit ihrem steilen Wänden und ihrem charakteristischen rundständigen Ausguß den im Lager und in der Siedlung von Tokod gefundenen Exemplaren ähnlich sind. In den nach einheitlichem System aufgebauten bzw. erneuerten Lagern ließ militärische Organisation in der Keramik einen einheitlichen Typ erzeugen und das Militär wurde nach einheitlicher Provientierung versehen. Nach der entscheidenden Niederlage der Römer bei Hadrianopolis (378) wurden die pannonischen Zustände nach dem mit den Barbaren abgeschlossenen Foedus durch Ansiedlungen geregelt. Zu einer gewissen Konsolidation und einem wirtschaftlichen Aufschwung kam es erst in den 80-er Jahren. In dieser Periode vermuten wir die Vollentfaltung der glasierten Keramikproduktion von Tokod. Wir wissen aber nicht, wie lange diese Gefäßgattung in Mode war. Aufgrund der Parallelen von Batavis, Scarbantia, und besonders von Mautern kann angenommen werden, daß die glasierte Keramik in den ersten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts noch benutzt wurde. Aus den Überblick der glasierten Keramik von Tokod geht hervor, daß es sich nicht um eine örtliche, intensive Entwicklung handelt, sondern um die hohes Niveau zeigende industrielle Tätigkeit einer über weitverzweigende Beziehungen verfügenden Bevölkerung die die Versorgung des Militärs nach einem ziemlich einheitlichen Schema gesichert hat. Barkóczi setzt selbst in diesem späten Zeitalter die bis zum Mediterraneum reichenden Verbindugen einer blühenden Siedlung von Tokod voraus. Die tiefgründige Analyse der glasierten Keramik von Tokod führt durch die Darlegungen von ARTHURWILLIAMS und GUDEA zu konvergenten Ergebnissen. Bei der Untersuchung der glasierten Keramik müssen mit in Pannonién liegendem Schwerpunkt auch die Produkte des von Raetien und Italien bis zum Schwarzen Meer sich erstreckenden Gebietes weitgehend in Betracht gezogen werden. Éva В. Bonis 54