Glasierte Keramik in Pannonien. König Sankt Stephan Museum, 29. August–31. Dezember 1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1992)
Abb. 56. Kat. 170. gelrot. Diese Gruppe steht bereits zu den lokalen terra-sigillata-Werkstätten in Beziehung (vgl. Nagy 1945, 305-331; Koscevic-Makjanic 1986/1987, 25-70), aber auch dann kann noch nicht von einer selbständigen, nur glasierte Ware erzeugenden Werkstatt gesprochen werden, wie im vierten Jahrhundert. Interessanterweise sind die letzteren mit Ausnahme eines Stückes aus Gorsium bisher nur in Südpannonien vorgekommen. Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts ließ sich hier nicht nur eine, graue und und glasierte Keramik erzeugende Werkstätte nieder, sondern um die gleiche Zeit wurde auch die Töpferei Pacatus organisiert, in der ein oder mehrere kleinasiatische Meister beschäftigt waren. Die erste Station der Werkstätte, die graue und glasierte Keramik herstellte, sowie der Fabrik des Pacatus dürfte in Mursa gewesen sein. Darauf läßt die Beziehung schließen, die in Bezug auf die glasierte Keramik zwischen Aquincum und Mursa bestand, doch könnte auch das aufgefundene Fragment einer Pacatus-Formenschüssel ein Hinweis darauf sein. Von hier aus erfolgte dann der Umzug nach Aquincum. Die Tätigkeit der Werkstätte Pacatus kann aufgrund der terrae sigillatae auf die Zeit zwischen 147 und 175 gesetzt werden und auf diese Zeit kann man auch die nördlich der Drau zum Vorschein gekommene glasierte Keramik datieren. Es fragt sich, in wieviel Werkstätten glasierte Keramik angefertigt wurde. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß außer in Mursa auch in Siscia und in Sirmium solche Gefäße erzeugt wurden. Hier denken wir an die zweite Phase der glasierten Keramik, deren Material mit einer Ausnahme nur zwischen Drau und Save gefunden wird, sowie an die glasierte Ware von Sirmium, wo ein Gefäß mit einer Trajan-Decius-Münze zusammen zum Vorschein gekommen ist. Im Land zwischen Drau und Save wurde die Erzeugung glasierter Keramik auch nach der Regierungszeit Marc Aureis fortgesetzt, als man nördlich der Drau damit bereits aufgehört hatte. Was die Herkunft der Meister betrifft, die die glasierte Keramik herstellten, so hat es den Anschein, daß unter Antonius Pius solche Töpfer aus Kleinasien ausgewandert sein könnten, und daß eine Gruppe von ihnen sich in Pannonién niederließ. Übrigens läßt sich das Erscheinen der neuen Welle auch an Fundmaterial anderer Art beobachten, ja sogar im Steinmetzhandwerk zeigen sich derartige Beziehungen. Nicht nur in Pannonién, sondern auch in Dakien, in Bulgarien (Butovo und dessen Kreis) und in Jugoslawien (Viminacium-Margum-Gruppe) entstanden solche Töpfereien oder es wurden bereits vorhandene vergrößert, die dann zum Teil etwas von ihren mitgebrachten Motiven beibehielten, und dann langsam auf die Nachahmung der beliebtren lokalen, aus dem Handel mit dem Westen bekannten Waren übergingen. Neben der Verwandtschaft der Werkstätten ergibt sich die Verschiedenheit daraus, daß die Meister aus verschiedenen Ortschaften Kleinasiens oder Griechenlands stammten. Der hellenistische Einfluß läßt sich an der glasierten Keramik - in Form und Dekor - am besten in Dakien beobachten, weil es hier infolge des fehlenden italischen und frühen westlichen Imports keine Vorläufer gab. Da man in Pannonién im zweiten Jahrhundert von einer selbständigen Werkstatt für die Erzeugung glasierter Keramik nicht sprechen kann, kann man ihre Herstellung von der der übrigen Keramikarten nicht trennen. So wäre eingehender zu analysieren, wie die Erzeugnisse der Meister der glasierten Keramik auf die lokalen Meister wirkten. In ähnlicher Weise müßte man den breiteren Zusammenhang zwischen der grauen und der glasierten Keramik untersuchen, und auch die Frage, wie die importierten Erzeugnisse der Viminacium-Margum-Gruppe sich auf die Herstel33