Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - György Orosz: "Jesus Christ corssed the golden bridge riding on a donkey" pagan-Christian variants of the "Second Merseburg in Cantation" in the course of elastic missionary activity

Alba Regia 45. (2017) 343-360. György Orosz „Christus Jesus war zu Esel über die goldene Brücke gefahren” Heidnisch-christliche Varianten des Zweiten Merseburger Zauberspruches im Prozess der elastischen Missionstätigkeit Von einer besonderen „Vorherbestimmung” gerade der germanischen Stämme und Völker für das Christentum wird man kaum sprechen dürfen, wenn man bedenkt, dass mehr als 600 Jahre bis zum Eintritt aller germanischen Stämme in die Kirche, von den ältesten Goten1 bis zu den Schweden, verflossen sind, während die antike Welt weniger als die Hälfte dieser Zeit dazu brauchte, und wenn man weiter bedenkt, dass die Annahme des Christentums durch germanische Stämme nur zum geringen Teil die Folge einer eigentlichen Bekehrung aus freiem Entschluss, zum größeren Teil dagegen ein Werk der Politik und des Zwanges war.2 3 Das Ereignis, das die Christianisierung Deutschlands im Grunde entschied, war die Eroberung des römisch­­christlichen Nordgalliens durch die Franken? Das epochemachende Ereignis für die Einführung des Christentums bei den eigentlichen Deutschen, der tatsächliche Anfang der Christianisierung Deutschlands, ist der Übertritt Chlodwigs I. (482—511) mit seinem kriegerischen Gefolge zur katholischen Kirche im Jahre 498 n. Chr.4 Von einer geistigen und sittlichen Veredelung der Franken durch Christentum und Römertum ist freilich zunächst noch wenig genug zu merken. Chlodwig gab sich in den Dienst des neuen Gottes, weil er ihn für den stärkeren hielt, nicht weil ihn ein religiöses Herzensbedürfnis zu ihm drängte. Und nicht anders war es mit dem Volk, das seinem Beispiel folgen musste. Die Wunder, die man von dem Gott und den Heiligen der Christen vernahm und erwartete, waren dabei ausschlaggebend. Man suchte im Christentum eine magische Kraft, nicht den Frieden der Seele. Die persönlichen Motive dieses Übertritts mögen ähnlich gewesen sein denen Konstantins des Großen, mit dem Chlodwig auch an weltgeschichtlicher Wirkung verglichen werden kann. Beide überzeugten sich also davon, dass Christus der stärkere, der den militärischen Sieg verleihende Gott sei. Doch lassen weder Chlodwig und sein Geschlecht noch seine Franken vorläufig jene sittlichen Wirkungen des neuen Glaubens verspüren, in denen wir den Kern des Christentums erblicken. Hier hat zunächst nur ein Tausch der Religion, keine Bekehrung zu einer neuen religiösen Denkungsweise stattgefunden. Die ersten Missionare bei den Festlandgermanenin sind vielmehr keltische Mönche aus dem von Schotten bewohnten Irland. Diese mit Klöstern bedeckte „Insel der Heiligen” sandte seit der Mitte des 6. Jahrhunderts Scharen von Mönchen aus, meist in Gruppen von dreizehn Personen, die zunächst keinen anderen Zweck hatten, als „Christo nach^ufolgen als Fremdlinge“auf der Wanderschaft, der Meerfahrt, in unwirtlichen Gegenden, Wäldern, Einöden.5 Die ersten wirklichen Missionare, denen die Pflanzung des Christentums in der Gestalt der lateinischen Kirche Lebenszweck, nicht wie bei den Iren nur Nebenzweck war, sind den Niederdeutschen stammesverwandte Angelsachsen. Insofern die katholische Ansicht alle Apostel wesentlich als Kirchengründer, als die ursprünglichen Bischöfe auffasst, kann man nach diesem Sprachgebrauch den Friesenmissionar Willebrord (f 739)6 den „Apostel der Friesen“ und Winfiied- Bonifatius (J 754)7 den „Apostel der Hessen, Thüringer“, ja den „Apostel der Deutschen“ nennen. 1 LÉVAY 1937,1. 279-337; HUTTERER 1975,133-142; SZÁNTÓ 1987-1988,1. 269-274. 2 MEYER 1903, 348. 3 HUG 1981, 138-139; MEZEY 1986, 92-93; SZ. JÓNÁS 1994, 56-63. 4 LÉVAY 1937,1. 300-302; HUG 1981, 139-141; SZÁNTÓ 1987-1988,1. 244-247; 111. 263-264; SZ. JÓNÁS 1994, 56-63. 5 LÉVAY 1937,1. 302-307; MEYER 1903, 350-351; DIÓS 1988-1990,1. 679-682; SIGAL 1989, 7-9; ZALA 1994, 202-203. 6 SZÁNTÓ 1987-1988, III. 279; DIÓS 1988-1990, II. 574-575; ZALA 1994, 365-366; SCHÜTZ 1995, 408-409. LÉVAY 1937, I. 307-315; SCHREIBER 1984, 161-185; SZÁNTÓ 1987-1988, III. 280-283; DIÓS 1988-1990, I. 247-252; ZALA 1994, 52-54; SCHÜTZ 1995, 344-346. 343

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