Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)

Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur

Alba Regia 41. (2012) unterschied zwischen den drei Gattungen ist, dass die übernatürlichen, transzendenten Mächte in den Sagen immer als fürchterlich, schädlich, oft ganz und gar böswillig dargestellt werden. Der wichtigste Unterschied ist jedoch, dass die Erzähler der Sage ihre Geschichte immer als etwas tatsächlich Ereignetes einstellen und sie zu beweisen versuchen. Darauf deuten die genauen zeitlichen und örtlichen Angaben bei den Sagen hin. Diese Realitätsbezogenheit stammt von einem persönlichen Erlebnis des Erzählers. Wenn in alten Zeiten etwas unerklärlich schlimmes mit jemandem passiert war, hat der/die Betroffene oft die übernatürlichen Kräfte beschuldigt, die Gemeinde hat die Geschichte langsam übernommen und sie als Wahrheit verbreitet. Es konnte zum Beispiel durchaus passieren, dass ein Gebäude ständig eingestürzt ist, und die Menschen die bösen Geister, den Teufel, oder sontige dunklen Mächte dafür beschuldigten. Aus dem Einsturz eines großen, wichtigen Gebäudes konnte durchaus eine Sage werden. Es gibt unzählige Kategorien von Sagen. Die Berühmtesten sind wahrscheinlich die Heldensagen, wo ein Held sich den bösen Mächten stellt und sie gewöhnlich bezwingt. Das Hauptmotiv meines Forschungsgebietes, das Bauopfer, gehört jedoch zu den Opfersagen. Solche Erzählungen sind auch ziemlich häufig zu finden. In Deutschland ist zum Beispiel das Menschenopfer im Hersfelder Mühlenwehr, das Deichbauopfer bei Heiligensteden45, sowie das Bauopfer am Gensberg46 bekannt. ZUSAMMENFASSUNG, SCHLUSS In meiner Abhandlung habe ich versucht, den Bauopfer-Motiven im deutschen Sprachgebiet auf die Spur zu kommen. Es war nämlich ziemlich seltsam, das es in Ungarn und in Südosteuropa (selbst in Mittelasien, im Kaukasus) dieses Motiv in Sagen, Balladen so verbreitet ist, schon in der Grundschule unterrichtet und dazu sehr tiefgehend geforscht, analysiert und in der Fachliteratur dokumentiert, während in Deutschland, Österreich und in der Schweiz kaum jemand etwas davon gehört und niemand es dokumentiert, niedergeschrieben hat, in Balladenform schon gar nicht. Ich habe mit der Definition des Bauopfers angefangen, und diese Definition dann ein bisschen ausgearbeitet, weil ich ahne dass nicht jeder mit dem genauen Sinn des Wortes befreundet ist. Es hat sich heraugestellt, dass das Bauopfer nicht immer nur Menschenmord bedeuten kann. Ein Mensch wurde ja auch im „finstersten” Mittelaler nur bei ganz großen, bedeutenden und/oder Lebenswichtigen bauten umgebracht. Bei Burgen, Palästen (die die magische Schutzkraft des getöteten Kindes, oder der Frau brauchten um den Belagerungen standzuhalten und um die Insassen zu beschützen), bei Tempeln, großen Kirchen (die das Haus Gottes/der Götter, sowie das Zentrum des kulturellen und gemeinschaftlichen Lebens waren, und von allen bösen Mächten beschützt werden mussten), bei Staudämmen (die die Siegel der Sicherheit und Fruchtbarkeit einer Gemeinde waren) oder bei Brücken (die sehr stabil und sicher sein mussten, sonst würden viele Menschen daran glauben) mussten natürlich Menschen benutzt werden (betont muss hier dass immer Frauen oder Kinder die Opfer waren, denn nur ihrer Unschuld wegen hatten sie die magische Kraft), aber bei einfachen Wohnhäusern, nicht-so-wichtigen Gemeinschaftsbauten konnten Tiere, Pflanzen, oder auch Münzen eingemauert oder vergraben werden. Bei Tieren und Pflanzen war es vorgeschrieben, welche Wesen „Schutzkraft” hatten. Bei Tieren waren die besten Opfer Pferde, Hunde, oder Hühner, Katzen nur selten (sie kämen oft mit Hexen und Hexerei in Verbindung), bei Pflanzen alle Art von Getreide oder Obst. Es lässt sich hier sehen, dass man immer etwas wertvolles aufopfern musste, etwas Lebenserhaltendes oder sehr Nützliches, denn Opfer bringen heisst immer „auf etwas Gutes zu verzichten”. Warum aber Bauopfer bringen? Die Antwort scheint einfach zu sein — das Gebäude vor dem Einsturz und die Bewohner von allen Problemen zu schützen- ist sie aber nicht. Die Menschen in der Urzeit und im Mittelalter waren sehr abergläubisch und wollten sich und das Gebäude in erster Stelle nicht vor Menschen, also vor feindlichen Armeen schützen (obwohl, dazu auch Beispiele gibt, eine ist die Burg Suram in Georgien), sondern vor Naturkatastrophen und bösen überirdischen Mächten (Göttern, Geistern, Teufeln, Dämonen, in Griechenland sogar vor Wasserdrachen). Der Mensch glaubte nämlich, mit dem Bauen seine eigenen Grenzen zu überschreiten und sich in die Sachen der mächtigeren Wesen einzumischen. Diese Wesen dulden Eindringlinge jedoch nicht und vergelten diese „Unhöflichkeit” mit großem Leid. Außer sie bekommen eine befriedigende Entschädigung in Form eines Opfers. Als der Handel wieder in Schwung kam, opferte man statt Getreide oder Vieh eher Geld in form von Münzen, aber das Abmessen von menschlichen Schatten und dann das Opfern des Messungsinstruments war auch sehr beliebt. 45 PETZOLDT 2007, 217. 46 Niederösterreichischer Sagenarchiv Nr. 74. (niederösterreichische Landesbibliothek, Sankt Pölten) 57

Next

/
Oldalképek
Tartalom