Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)

Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur

Miklós Lukács: Das Bauopfer-Motiv in der deutschsprachigen Literatur Bauopfer in anderen Balkanländern In Bulgarien gibt es sehr viele Varianten von Bauopfer-Balladen, in den meisten wird das Gebäude von drei Brüdern gebaut. Wichtiges Motiv ist, dass alle Baumeister (denn auch hier wird diejenige Frau aufgeopfert, die als erste ankommt) ihre Gattinnen heimlich vor dem Abkommen warnen, nur der Oberbaumeister (meistens heißt er Manoil) nicht, er hingegen gibt ihrer Frau sehr viel zu tun. Am Ende wird sie doch noch eingemauert, aber auf ihrem Wunsch wird für ihre Brüste eine kleine Öffnung freigelassen damit sie das Kind stillen kann. In Serbien und Kroatien existiert die Ballade von der Burg Skadar. Die wird von drei Fürsten gebaut (die auch Brüder sind), aber eine Fee (die Vila) will zuerst zwei gleichnamige Zwillinge aufgeopfert haben. In einigen Varianten werden die Zwillinge nicht gefunden (so muss die Frau des Oberbaumeisters her- diese Varianten folgen der Spur der bulgarischen Ballade), in anderen aber ja, und sie werden auch geopfert. Diese Varianten erzählen jedoch die Geschichte weiter: Die Brücke der Burg wird durch eine Tanne versperrt, als Strafe für die Habgierigkeit des Fürsten. Die anderen Bauopfer stammen aus der Zeit der Türkenherrschaft. Die zusammenstürzende Burg wird von den Fürsten durch einen Bauopfer gerettet, als aber die Mutter des Kindes die Blutflecken an der Mauer sieht, verklagt sie den Fürsten, der vom türkischen Pascha enthauptet wird. Ein weiteres Bauopfer handelt vom Dzsamibau des Pascha Dervisch, der seinen Dzsámi sieben Jahre lang bauen lässt, nur um ihn eine Nacht einstürzen zu sehen. Er lässt auf Allahs Willen seinen eigenen Sohn ins Gebäude eimauern, was aber seine Frau nicht verkraften kann und an Herzbmch stirbt. In mehreren kroatischen Balladen überlebt die Frau und wird durch Gottes Gnaden befreit, in einigen Varianten kann sie sich sogar an ihrem Ehemann rächen. Anderswo wird die Vila (die böse Fee) von den Bauleuten umgebracht und die Tragödie so vermieden. Der serbische Schriftsteller Ivo Andric hat in seinem Roman Na Drini curpija (Brücke auf der Drina) über das Bauopfer bei der bosnischen Visegrad-Brücke berichtet. In die mittlere Säule der Brücke, die auf Anordnung des türkischen Großviziers gebaut wurde, hat der Maurer Rade Zwillingskinder eingemauert, da die Wasserfee den Brückenbau immer wieder gestört hat: sie hat nachts alles abgerissen, was tagsüber gebaut wurde.31 Schließlich in Albanien muss der Auftraggeber seine eigene Schwester einmauern lassen, weshalb der Berg, auf dem die Burg steht, den Namen des Mädchens (Rosafa) trägt.32 Bauopfer im Kaukasus Die Balladen im Kaukasus-Gebirge haben sehr viel Ähnlichkeit mit der ungarischen Geschichte. In Georgien wurde ein kleiner Junge Namens Zurab in die Burg Suram eingemauert, und der Ballade nach ist ihre Mauer für immer nass von seinen Tränen (oder von den Tränen seiner verwitweten Mutter). Das Kind wurde mit Spielzeug und Süßigkeiten an die Baustelle gelockt und wärend er aß, machten die Bauleute eine Mauer um ihn herum. Sehr betont ist hier die stufenweise Einmauerung des Kindes, das bei jeder Stufe herausschreit: „Mutter, ich bin schon bis zum Knie eingemauert!” Dann wird er bis zum Gürtel, bis zum Hals, bis zum Kopf, und am Ende „bis zum Tode” eingemauert.33 Das, und der Dialog zwischen Mutter und Kind kann auch in der ungarischen Ballade deutlich erkannt werden. Eine andere Geschichte existiert unter den Mordwins in Bezug zur Burg Kasan. Hier Braucht das Gebäude eine Jungfrau um bestehen zu können. In einigen Versionen wird das Mädchen lebend eingemauert, anderswo wird sie gevierteilt. Was originell in der Ballade ist, dass die beiden Maurer (Zwillinge) zuerst einen roten Hahn, dann Seide aufopfern wollen, erst nach deren Wirkungslosigkeit sagt ihnen die Burg, das sie eine Jungfer opfern müssen. Sie müssen wortwörtlich um das Mädchen bei ihrem Vater werben und sie wie eine Braut behandeln, sogar eine Feier veranstalten, um sie schließlich einmauern zu können. So aber währt sie sich nicht gegen ihr Schicksal, sondern akzeptiert es als ihre Bestimmung.34 Überlieferungs- und Ähnlichkeitsprobleme zwischen den Balladen in Osteuropa In seinem WerkM magyar népballada és Europa [Die ungarische Volksballade und Europa] behauptet Lajos Vargyas, dass die Ungarn (oder ein zu ihnen gestoßenes Volk, wie die Jazygen, Kumanen, oder Alanen) während der 31 ANDRIC 1962, 14-16. 32 VARGYAS 1976, II. 27-29. 33ISTVÁNOVITS 1958,124-125. 34 ERDÉLYI 1958,119-123. 52

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