Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)
Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur
Miklós Lukács: Das Bauopfer-Motiv in der deutschsprachigen Literatur Donauländer in die niederösterreichische Hauptstadt Sankt Pölten, und nach Gobelsburg, um weitere Quellen über die Existenz dieser Geschichte zu finden. Im Rahmen meiner Abhandlung möchte ich zuerst eine detaillierte Erklärung des Bauopfer-Phänomens und der Gattung „Ballade” geben. Dann ist es unausweichlich, über die Bauopfer-Balladen in Ungarn und in anderen Ländern Südosteuropas zu sprechen, bevor ich meine Recherchen in Niederösterreich und in anderen deutschsprachigen Werken preisgeben kann. Über die benutzten Quellen Die Quellen, die ich benutzt habe, lassen sich in drei größere Gruppen einteilen: 1. Archäologische Fachliteratur (hauptsächlich Artikeln) 2. Sammlungen (Sammlungen von Sagen, Geschichten und Balladen, sowie deren Kommentare) 3. Belletristik Zur archäologischen Fachliteratur gehören an erster Stelle die Artikeln, die über Funde berichten, die als Bauopfer dienten (oder dienen konnten). Diese Funde sind größtenteils Behälter, in denen Überreste von Getreidesorten und Tieren zu finden waren, manchmal aber auch (wertlose) Münzen. Die Artikel beschreiben immer das Fundstück, dessen Eigenschaften (Maß, Gewicht, Höhe usw.) den Fundort sowie die Umstände, unter denen er gefunden wurde. Danach versucht der Autor Konsequenzen aus den Zeichen zu ziehen, das Alter, den Zweck und den Ursprung des Fundes einzuschätzen. Die wichtigste unter den Artikeln ist vielleicht das Internationale Symposium über die Lengyel-Kultur. Die Sammlungen sind die wichtigsten Stücke der Bibliografie. Sie enthalten mehrere Geschichten und/oder Balladen, topologisch sortiert, oft auch mehrere Varianten einer einzigen Ballade. Alles wird natürlich bis auf das kleinste Detail kommentiert, und mit weiterführenden bibliografischen Angaben versehen. Die zwei wichtigsten in meiner Literatursammlung sind: Margot Schindlers Die ISuenringer in Sage und Legende, was mich überhaupt veranlasst hat, dem Thema nachzugehen, sowie A magyar népballada és Európa [Die ungarische Volksballade und Europa] von Lajos Vargyas, einer der besten Abhandlungen über die europäische Ballade und Balladenforschung. Die Deutsche Mythologie der Grimms gehört auch hierher. Zur dritten Gmppe gehören diejenigen literarischen Werke, die auch alleine ohne Sammlungen eine Existenz haben. Sie sind bekannte Stücke der Literatur des Landes und sind Landesweit bekannt. Sie brauchen nicht in einer Sammlung zu stehen, wegen ihrer Berühmtheit können sie auch individuell gelesen und interpretiert werden. Zu dieser Gruppe gehört natürlich Der Schimmelreiter, aber auch die Ballade der Frau des Maurers Kelemen in Siebenbürgen. WAS IST EIN BAUOPFER? Wenn ich mit jemanden über mein Thema spreche, fragen sie immer: „Was ist ein Bauopfer?” Dem ungarischen Zuhörer ist es viel leichter die Kőmíves Kelemen-Ballade aufzubringen als eine Definition zu geben. Mit diesem Wort wird immer ein riesiges und/oder sehr wichtiges Gebäude (Burg, Schloss, Kirche, Tempel, Damm), sowie ein Menschenopfer in Verbindung gebracht. Vielleicht begann die Geschichte dieses Rimais tatsächlich mit Menschenopfern. Ein Bauopfer forderte aber nicht immer ein Menschenleben. Dem Ungarischen Erläuterungswörterbuch nach ist ein Bauopfer „eine abergläubische Tätigkeit zur Fernhaltung der bösen Mächte (zum Beispiel die Einmauemng eines Menschen)”. Diese Definition ist meiner Meinung nach nicht vollendet, denn das Bauopfer zieht immer die Einmauemng (oder Begrabung) von etwas mit sich, wenn auch nicht unbedingt die Einmauerung eines Menschen. Bei kleineren Bauten, einfachen Wohnhäusern wurde das Menschenopfer durch Tiere, Getreide, Geldmünzen, oder durch irgend etwas anderes ersetzt. Andrea Pölös beschreibt ein Opfer aus 1900, in Hódmezővásárhely — Kopáncs Einödhof: „.. .Nachdem Pál Nagy ein Stück Land gekauft hatte ... grub er eine große Grube in die Ecke diagonal-gegenüber dem zukünftigen Kamin. Er brachte zwei Tonteller. In den einen tat er Obst, Weizen- und Roggenähre, zwei Eier, einige, mit dem Ebenbild des Kaisers gezierte Münzen, und ein Amulett, an dem ein Kreuzbild war. Mit dem zweiten Teller wurde all das bedeckt.”4 Das war auch ein Bauopfer, aber der einfache Bauer benutzte dazu selbstverständlich keine Menschen, aber all das was für ihn zum Überleben wichtig war: Getreide, Obst (also Nahrung), Eier (welche Symbole des Lebens sind), Geld (was Reichtum anzeigt) und einen religiösen Gegenstand. Dieses Zitat zeigt auch an, dass die harmlose Variante dieses Rituals selbst im 20. Jahrhundert lebte, und existiert vielleicht heute noch. 4 PÖLÖS 2001, 467-475. 44