Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)
Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)
Alba Regia 36 (2007) Meißelwerken der von Stephan I. gegründeten Abtei von Zalavár zu finden, aber es ist nicht so eigenartig, dass es die Steinmetze des Sarkophags und die der Abtei enger verbinden würde. Außerdem gibt es bemerkenswerte Unterschiede, die - meiner Meinung nach — die direkte Verbindung ausschließen. Das ins Quadrat gezeichnete dreigeteilte Flechtband ist ein von Zeit und Raum unabhängige Ornament auf den Meißelwerken des 9-12. Jahrhunderts. Hinsichtlich der mittalbyzantinischen Zeit ist der dreigeteilte Faden zeitios, er kommt im Kaiserreich70 71 sowie in dessen kulturellen Wirkungsgebiet72 überall vor, er hat sogar frühe Varianten.73 Der dreigeteilte Faden hat mehrere Varianten. Am häufigsten ist, wenn die gleich breiten Fäden mit einem gemeißelten Graben voneinander getrennt sind. Der mittlere Faden kann dadurch hervorgehoben werden, dass er breiter als die an den beiden Rändern sind, oder dadurch dass seine Fläche bogenförmig gemeißelt wird, oder dadurch dass er ein bisschen herausragt. Warum der mittlere Faden auf dem Sarkophag nicht gewölbt ist, wie es auf einigen heimischen Beispielen zu sehen ist,74 ist eine Frage. Ob wegen der schwächeren Steinqualität für diese feinere Arbeit oder wegen der Eile wurde die mittlere Fläche nicht weiter bearbeitet, ist nicht bekannt. Die Art der Aufteilung des Geflechtes kann jedenfalls kein Entstehungskriterium sein, weil sie innerhalb der gegebenen Zeitspanne jederzeit Vorkommen kann. Dem Flechtbandrahmen ähnlich ist fast in jeder Gattung75 die Rosette76 für die byzantinische Kunst im 10-12. Jahrhundert und für ihr Ausstrahlungsgebiet charakteristisch. Aber die Rosetten kommen auch in größeren Zeitspannen und Gebieten vor. Doch zeugen die Rosetten auf dem Sarkophag — wegen eines Details — von direkterer byzantinischer Wirkung. Auf der Stirnseite wurden zwei verschiedene Rosetten gemeißelt, auf der Rückseite sind zwei vom gleichen Typ zu sehen: bei einer ist das Ende der Blütenblätter abgerundet, bei der anderen ist es spitz. Auf den byzantinischen Steinbearbeitungen wurden fast gesetzmäßig diese zwei gleichen Typen verwendet.77 Dasselbe ist auch bei Knochenschnitzerei und Buchmalerei zu beobachten. Die flächenausfüllenden dreiarmigen Formen zwischen den Flechtbandrahmen innerhalb der quadratischen und rechteckigen Felder auf der Rückseite des Sarkophags sind „Fossilien”: ihre Abarten sind vom frühen Mittelalter permanent verwendet. Die zur Verfügung stehende Fläche bestimmte die Form des Musters. Mehrere dreiarmige Muster können auch als selbständige Verzierung verwendet werden, wie es auf den Sarkophagen in Dalmatien und auch auf anderen Steinmetzarbeiten zu sehen ist.78 In den Ecken der quadraüschen Fläche des Flechtbandrahmens erscheinen — nach den Worten von Sándor Tóth — „kleine, im Großen und Ganzen dreieckige, ungewöhnlich und sehr abwechslungsreich gegliederte Formen.”79 Die auf den Zeichnungen von Nándor Fettich gut sichtbaren Verzierungen sind im Verzierungssystem des Sarkophags von Bedeutung (Abb.4-7.). Auch diese Formen in der Ecke unterscheiden den Sarkophag von den Steinbearbeitungen von Zalavár. Auf den von Zalavár schließen sich die Palmettenverzierungen dem äußeren Rand des Flechtbandrahmens auf der übriggebliebenen Fläche zwischen dem Quadrat und dem Kreis an, auf dem Sarkophag haben aber die kleineren, abwechslungsreichen viertelkreisförmigen Formen in der Ecke des Quadrats ihren Platz.80 Das Geflechtmuster und der mittlere breitere Faden ist eine zu oft benutzte Lösung, als dass man aufgrund deren zwischen dem Sarkophag und den Reliefs von Zalavár einen näheren Kontakt vermuten könnte. Selbst die Geflechtfäden unterscheiden sich voneinander. Es scheint eine Kleinigkeit zu sein, aber auf den Steinmet70 Kath. Székesfehérvár 1978, Nr. 15. 71 Ich bringe nur einige Beispiele: Konstantinopel, Heilige Iréné, Geländerschnitzerei aus dem 11. Jahrhundert (GRABAR 1974, Nr. 6. 39, PI. XVI.e), Arta, Ikonostas, Mitte 13. Jh. (Grabar 1974, Nr. 152); Athos, Lavra Geländerschnitzerei aus dem 11. Jh. (GRABAR 1976, 68, und PI. XXXIX); Xenophon-Kloster, Kirchenschnitzarbeit, 2. Hälfte des 11. Jh.s (Pazaras Th., Deltion 1987-1988[1989| 47); Athen, im Byzantinischen Museum sind zahlreiche Exemplare und Variante davon aus dem 9-11. Jahrhundert zu sehen. (DlMITRAKOPOULOU-SlCYLOYANNI 1988, Bilder 2, 7,9,11,13,14,15,16,19, 20,21,22,23,24,25,26,27,28.) 72 Pi. Csernigov, Christ-Erlöser-Kathedrale, Geländerschnitzwerke, Mitte des 11. Jh. (GRABAR 1974, Nr. 76, PI. LX.); Kiev, Bogorodice Desatin, Geländerschnitzwerk-Fragment (TOLOCKO 1996, 123-124, nr. 289, 29a, 30, 30a, 34, 74 (ein unversehrter Sarkophag); Ohrid, Kirche die Heilige Sophie, der Stuhl des Erzbischofs 1317 (GRABAR 1976, nr. 156b); Ohrid, Kirche die Heilige Sophie, Chorschranke, 11. Jh. (NlKOLAJEVlCSTOJKOVIC 168-169); Nerezi (Macédonien), Kirche Heiliger Pataleon, Ikonostas-Schnitzerei, Mitte des 12. Jh.s (GRABAR 1974, nr. 88, 105, PI. LXXVIII). 73 Limyra, Basilika, auf einer Geländerplatte aus der Iustinianus-Zeit: Pülz, A. — Ruggendorfer, P., Kaiserzeidiche und frühbyzandnische Denkmäler in Limyra, MittChrist.Arch. 10, 2004, Bild 19. 74Székesfehérvárer Flechtbandrahmen-Schnitzwerk mit einer Tierfigur (TÓTH S. 1994, 69 (1-6)). 75 Beispiele der Buchmalerei: neben den früheren achsel-symmetrischen Palmetten erscheinen auch die Rosetten: WEITZMANN 1935, 27, PI. XXXVII. 76 Ich bringe nur einige Beispiele: Theben, Sankt Georg-Kirche (872), Geländer (GRABAR 1976, 67, PI. XXXVc); Athos, Lavra, Schnitzwerk, 11. Jahrhundert, Athen, Byzantinisches Museum (GRABAR 1976, 68. Pl. XXXIX); sie sind auch auf Textilien zu sehen, z.B.: auf dem bekannten Bamberger Gunther-Seidentuch: Rom und Byzanz 206. 77 Phocis, Kloster Sankt Lukas, Ikonostas: GRABAR 1974, 55, nr. 44. Pl. XXIV, ebendort. Bild 50., Schnitzarbeit, Athen, Byzantinisches Museum, Geländer, DlMITRAKOPOULOU-SKYLOYANNI 1988,159, 2, Bild 14. 78 Der Sarkophag von Iván, dem Erzbischof von Spalato und der vom Prior Péter: Cambi, N., in: ANDREÁÉ SETHS 1984, 84. 79 Tóth S. 1994, 83. !l Viertelkreisförmige Verzierungen in der Ecke sind in erster Linie nicht auf den östlichen Steinmetzarbeiten zu beobachten (z.B.: das Sarkophag von Jaroslav dem Weisen, Kiev) sondern z.B.: in den oberen Ecken der Elfenbeintafeln, gefertigt im 11. Jahrhundert im Westen. Einbandtafel des Kilian-Evangeliariums, Bamberg 1910. Würzburg, Universitätsbibliothek, Rom und Byzanz, 1998, 64., Burghard Evangeliarium, Einbandtafel, 1090, Bamberg, Würzburg, Universitätsbibliothek, Rom und Byzanz 1998, 65. 146