Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 34. 2004 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (2005)
Tanulmányok – Abhandlungen - Lukács, László: Zur Kulturgeschichte des Brotes in Ungarn. XXXIV. p. 137–143.
zeiten der Hausbewohner, im Winter zweimal, im Sommer dreimal. Wenn es zu trocken ist, wird es im Trankeimer ein wenig befeuchtet. Heutzutage bekommt der Hund meistens ein Stück vom Brot der Hausbewohner, oft das Haar. Er bekommt sein fressen vor der Küchentür. Die Katze bekommt vom Inneren des Brotes, eingetunkt in (kalte) Milch, oder Suppe; man legt ihr fressen unter den Tisch. Das verschimmelte, von Mäusen angenagte Brot wird befeuchtet und von den Schweinen verzehrt." (1932, 109.) Die Bedeutung des Getreides in der traditionellen Ernährung unseres Volkes wird auch in der Sprache deutlich: In Komitat Szilágy (in Siebenbürgen) wird der geknetete Teig Leben genannt (B. Lörinczy Chefred, 1988, II, 85-87.); außerdem werden sowohl der Prozess der Herstellung des Brotes als auch das Brot selbst im Volksglauben und in Ritualen der Volksfrömmigkeit bewahrt. Das Getreide wird im Herbst, nach gründlicher Bearbeitung des Bodens und dreifachem Pflügen, ausgesät, im Frühling schießt es auf und am Tag des Heiligen Markus (am 25. April) wird es von der katholischen Kirche gesegnet. Die Gläubigen marschieren unter dem Kreuz und den Fahnen der Kirche in einer Prozession an die Flur des Dorfs, wo der Pfarrer den noch grünen Weizen segnet. Dann bindet man Weizenkränze an das Kreuz und an die Fahnen. Den Kranken, dem 1758 in Komitat Győr die Gelenke geschrumpft waren, räucherte man mit Markustagskränzen aus der Kirche an. Die Gläubigen nahmen einen gesegneten Weizenhalm mit sich und bewahrten ihn in ihren Gebetsbüchern: Sie hielten ihn für heilig und glaubten, er habe magische Heilkräfte. Die Tiere bekamen auch vom heiligen Weizen, er sollte ihr Leben beschützen (Manga 1977,1,401.). Über das Brot als ein christliches Symbol und wichtigstes alltägliches Nahrungsmittel dachte man viel Wunderliches. Das neue Jahr und der neue Lebensabschnitt nach der Hochzeit mussten mit einem ganzen Laib Brot begonnen werden. Das auf den Weihnachtstisch gelegte ganze Brot wurde am Neujahr angeschnitten, ins neue Haus wurde mit einem ganzen Brot eingezogen, die neue Ehefrau wurde am Hause ihres Mannes mit einem ganzen Brot empfangen (Kisbán 1997, IV, 462.). „In Szeged, nachdem die Hausfrau das Brot gewaschen hat, gab sie das Wasser (das nennt man Brotwasch- Wasser) dem Kinde, das nur schwer sprechen konnte." Die Erwachsenen tranken dieses Wasser, damit sie den Donner nicht fürchteten, aber man hielt es auch für gut gegen Augen- undBeinschmerzen sowie für ein Abwehrmittel gegen Brandfalle (deshalb goss man es auf das Dach) (Bálint 1962, 72-73.). Die Ernte und der Drusch begannen in Ungarn traditionell am Tag des Petrus und Paulus (29. Juli) und dauerten ungefähr bis zur Feier des Königs Sankt Stefan (20. August), zu dessen Feiertag schon das Neubrot vom neuen Mehl gebacken werden konnte. In Szeged wurde das neue Brot noch mehr verehrt: Jedes Familienmitglied aß gleichzeitig davon (Bálint 1962, 65.). In den Kirchen gab es Danksagungen für das neue Brot, die katholischen Pfarrer segneten das mit einer Schleife in den Nationalfarben geschmückte neue Brot und verteilten es unter den Gläubigen. Bei den Kalvinisten gab es immer ein Gedächtnismahl für das neue Brot: In Székesfehérvár und Umgebung fand es am letzten Sonntag nach dem 20. August, in Pápa, der Schulstadt der Kalvinisten, am ersten Sonntag des Septembers zusammen mit den hier lernenden Schülern und Studenten des Kalvinistischen Kirchenkreises Transdanubiens statt (Gelencsér 1992, 5.). Die Diktatur nach 1949 enteignete den Tag von Ungarnkönig Sankt Stefan und formte ihn nach ihrer Ideologie um: Sie machte ihn zum Feiertag des neuen Brotes und der neuen, 1949 herausgegebenen Staatsverfassung, also zum Teil der „Tradition". Das neue Brot wurde an den staatlichen und regionalen Brotfeiern von Regierungs- und Parteichefs angeschnitten, an der zentralen Feier vom Stalinistendiktator Mátyás Rákosi persönlich. Heutzutage gibt es am 20. August überall Brotfeste, in vielen Städten große Brotfeiern. Die berühmteste von allen ist die Budapester Brotfeier im Stadtwäldchen bei der Burg von Vajdahunyad. Das Fest beginnt mit dem Umzug des Fürstlichen Bäckerordens, dann werden an die Teilnehmer frisches, im Feldofen gebackenes Brot, Lángos (ungarisches Fladenbrot), und Kuchen ausgeteilt. Dann segnet der Pfarrer der Burgkirche das neue Brot. Den Abschluss bilden verschiedene Literatur- und Musikprogramme. 142