Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 28. – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1999)
HERKUNFT DES FUNDMATERIALS, BEDEUTUNGS DES FUNDKOMLPEXES Die 110 m lange Strecke der Stadtmauer von Gorsium zwischen dem südwestlichen Fächerturm und dem zweiten Zwischenturm von Süden wurde in den Jahren 1983 bis 1986 freigelegt (Fitz 1987, 179 f; Fitz 1990, 93 f.). Im Gegensatz zu den übrigen Stadtmauern war dieser Mauerzug in der Nähe des Flußhafens am Sárvíz-Ufer vor dem Steinraub bewahrt geblieben, da der Grundwasserspiegel im Mittelalter höher lag als in der Antike (Fitz 1996a, 27). Beim Ausbau der ältesten ungarischen Königsresidenz Székesfehérvár während der Regierungszeit von König Stephan I. dem Heiligen in der 1. Hälfte des 11. Jhs. und der mittelalterlichen Stadt entstand ein erhöhter Bedarf an Baumaterial, dem man wie auch anderswo üblich, mit der Ausbeutung der römischen Ruinen begegnete. Trotz anderer Theorien dürfte unbestreitbar zuerst das nahe gelegene Gorsium vom Steinraub betroffen gewesen sein. Von der 750 m langen Stadtmauer (Fitz 1993, 169) konnten daher häufig nur die Ausrißgruben festgestellt werden. Als man im Zuge der Ausgrabung erkannte, daß im Fundament des erhaltenen Stadtmauerzuges älteres Steinmaterial verbaut war, begann man, das aufgehende Gußmauerwerk abzutragen, um diese Spolien zu bergen, von denen man sich wichtige Aufschlüsse zur Stadtgeschichte erhofft. In den Jahren 1997 bis 1999 konnte man ca. 180 Spolien aus dem Mauerwerk der Stadtmauer herauslösen. Die überwiegend plattenartigen Steine wurden in der Spätantike als oberste Schicht des Fundaments der neu errichteten Stadtmauer verwendet. Reliefs waren vielfach nach unten gekehrt, um eine waagrechte Arbeitsfläche für das aufgehende Mauerwerk herzustellen. Auf dieser Steinlage setzte mit einem Rücksprung das aufgehende Gußmauerwerk auf. An fast allen Steinen sind daher sekundäre Mörtelreste zu bemerken; bei einigen ist die mehr oder weniger scharfe Linie zu erkennen, die den Rand des aufgehenden Mauerkörpers über dem freiliegenden Fundamentvorsprung bezeichnete. Auch in den anderen in der ersten Phase des Wiederaufbaus nach dem verheerenden Roxolaneneinfall von 260 n. Chr. neu errichteten Bauwerken, dem Palatium und den Tabernen, kam älteres Steinmaterial aus den aufgelassenen Friedhöfen zum Einsatz. Bei der späteren Bautätigkeit ist dies nicht mehr zu beobachten, sodaß die Stadtmauer in die erste Zeit des Wiederaufbaus nach 290 n. Chr. zu datieren ist (Fitz 1996a, 19 f.). Außer Zweifel steht schon jetzt, daß die Spolien aus der Stadtmauer von Gorsium einen der größten und wichtigsten geschlossenen Fundkomplexe von antikem Steinmaterial darstellen, der in den letzten Jahrzehnten in Ungarn geborgen wurde. Die Zusammensetzung des Materials ist überaus reich. Einige der mit Reliefs geschmückten Steine, zumeist Ecksteine und Wandplatten von Grabädiculen, gehören zweifellos zu den Spitzenleistungen der römischen Steinmetzkunst in Pannonién und stehen den Schätzen des Ungarischen Nationalmuseums an Steindenkmälern in der Qualität keineswegs nach. Die in der älteren Forschungsgeschichte übliche Zerteilung des Fundkomplexes in die inschriftlichen Denkmäler für die Epigraphiker, die Reliefs für die Kunstarchäologen und den Rest, das weniger attraktive Architekturmaterial, konnte hier vermieden werden. Dieser "Rest" dürfte bei älteren Spolienkomplexen wie z. B. aus dem Gegenkastell Contra Aquincum (Budapest, Eskü tér bzw. Március 15. tér. Nagy 1946; Ertel, Grabbauten) der vorwiegend epigraphisch und kunsthistorisch orientierten Ausbildung der älteren Archäologen zum Opfer gefallen sein. Einige Typen von Architekturteilen fanden sich daher in Gorsium zum ersten Mal in der Provinz Pannonién überhaupt. Bodenplatten von Grabädiculen mit den leicht vertieften Auflagerflächen von kleinen Kapitellen (1.1.2) oder Decken mit Versatznuten für Wände (1.6.4) und Dachplatten von Grabädiculen (1.8) kann man hier zum ersten Mal in Pannonién nachweisen. Eine allfällige Rekonstruktion eines Bauwerks muß jedoch auf dem gesamten Fundmaterial basieren. Ich bin daher J. Fitz zu großem Dank verpflichtet, daß er mir dieses umfangreiche und hochinteressante Fundmaterial in seiner Gesamtheit 1 zur Bearbeitung überlassen hat. 1 Abgesehen von den Inschriften, die er selbst und einer Minerva-Statue, die Frau Zs. Bánki bearbeiten wird. Ihr möchte ich für ihre freundliche Hilfe in allen Angelegenheiten herzlich danken.