Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 27. 1993-1997 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1998)
Akten der "Tagung über Periode der pätlatene/frühkaiserzeitlichen Zeit - Fitz Jenő Zur vorrömischen Geschichte der spteren Pannonien. p. 7–9.
von Pressburg dazu, ihren Wohnsitz aufzugeben und abzuwandern. Bekanntlich ließen sich diese Boii nicht bei ihren Brüdern am Südufer der Donau nieder, sondern suchten nach der Bestürzung von Noreia im Westen eine neue Heimat (Caes., Bell. Gall. I 5,4). Infolge der Kriegsverluste und erst recht nach der von der Abwanderung verursachten Schwächung war es der Boiern nicht mehr möglich, auch nach der Zerfall der dakischen Herrschaft zu neuen Kräften zu kommen. Am Stelle der Boii trat auch kein anderes kleines keltisches Volk, und so entstand in der Jahrzehnten nach der Tod von Burebista im Bereich der ehemaligen boischtauriskischen Macht ein gewisses politisches Vakuum (Fitz 1991, 81-82). Daraus konnte eine einziger organisierter Staat profitieren, der regnum Noricum (Alföldy 1974, 41), was offenbar auch den Interessen der örtlichen Kelten am besten entsprach. Für diese Machtausdehnung Noricums haben wir bei den römischen Autoren eindeutige Hinweise. A Carnunlo, qui locus Norici regni proximus ab hac parte erat, schreibt Velleius (II, 109, 5) in seiner Beschreibung des Aufmarsches gegen Maroboduus über jenes Carnuntum, welches früher im Herzen des Boischen Staates lag und dessen Umgegend auch nach einem Jahrhundert noch von Boii bewohnt war. Marobod, als er fliehen mußte, transgressus Danuvium qua Noricum provinciám praefuit, so Tacitus (Ann. II, 63, 1). Ausführlichere Angaben über die Expansion von Noricum stehen bei Plinius d. Ä.: Noricis iunguntur lacus Pelso, déserta Boiorum, iam tarnen colonia divi Claudii Savaria et oppidum Scarbantia lulia habilantur (N.h. III, 14/ Nach diesen übereinstimmenden Nachrichten der drei antiken Autoren galt also der größere Teil der Gebiet nördlich der Drau weingstens bis zum Plattensee in der ersten Hälfte oder wenigstens im ersten Drittel des 1. Jh. n. Chr. als norisch. Es ist fraglich, ob diese territoriale Ausdehnung Noricums tatsächlich nur die Balaton-Gegend erreichte oder sich auch auf die ostpannonische Donaustrecke mit ihrer nur geringen keltischen Population erstreckte. Jedenfalls können wir auch damit, wenigstens als Möglichkeit, rechnen. Vielleicht ist auch die Beschreibung der Grenzen von Illyricum durch Sueton entsprechend zu deuten: quod inter haliam, regnumque Noricum et Thraciam et Macedóniám, inter Danuvium ßumen et sinum maris Adriatici patet (Tib. 16), wobei Italien den westlichen, Noricum den nördlichen, Thrakien den östlichen und Makedonien den südlichen Nachbarn bedeuten könnte. Diese Ausdehnung Noricums dürfte irgendwann zwischen dem Zerfall des Reiches des Burebista und der römischen Annexion von Noricum, ungefähr in den dreißiger Jahren des 1. Jh. vor Chr. stattgefunden haben. In den Gebieten nördlich der Drau kann also der norische Einfluß wenigstens sechzig bis achzig Jahre hindurch zur Geltung. Untersuchen wir auf diesem Gebiet das Namensgut und die Frauentracht der Eingeborenen als Quellenmaterial wodurch zu Beginn der römischen Herrschaft das keltische Ethnikum und die keltische Kultur am besten erfaßt werden können, so ist im Plattenseeraum keinerlei Trennungslinie zu ziehen. Ganz im Gegenteil. Tragen wir die cognomina, die nach Mócsy (1959, 162ff.) sowohl in Noricum als auch in Pannonién gebräuchlich waren, in die Landkarte ein, so können wir neben den Taurisci, Latobici und Varciani im Südwesten, den Serretes in der Mur-Drau-Gegend, den Arabiates in der Gegend von Savaria und den Boii im Raum des Neudiedlersees eiene größere Häufigkeit dieser Namen bei den Eravisci beobachten (Mócsy 1959, 6 Iff). Allerdings kann diese zunehmende Häufigkeit auch das Ereignis der römischen Provinzorganisation wiederspiegeln aus dem Raum des Plattensees und der Gegend von Sopianae, wo die Zahl der italischen Namen relativ höher ist, wurde die eingeborene Bevölkerung vielleicht in die Grenzzone übersiedelt. Vermutlich waren die auch in Noricum gebräuchlichen Namen ursprünglich gleichmassiger verstellt, aber auch unabhängig davon spiegeln die Eravisci den Namengebrauch der erwähnten keltischen Völker wieder. Zu ähnlichen Schlußfolgerungen gelangen wir, wenn wir die Darstellung der Frauentracht und die Verbreitung der Trachtenstücke an Hand der Karten von Jochen Garbsch (1965) untersuchen. Neben örtlichen Eigenarten bezeugen sie eine einheitliche Kultur von Noricum und Pannonién, die sich bis zur Donaulinie erstreckt. Gewiß ist dieser Kultur nicht erst zu jener Zeit entstanden, aus der uns das Fundgut bekannt ist, d.h. als Noricum und Pannonién bereits durch eine Provinzgrenze voneinander getrennt waren, sondern schon vorher. Nach dem Gesagten scheint jedenfalls sicher zu sein, daß die Kelten nördlich der Drau durch ethnische und kulturelle Beziehungen mit Noricum verbunden waren, welches sich zu jener Zeit auf seinem Höhepunkt befand, als sich seine Macht bis zum Plattensee, möglicherweise bis zum Donau erstreckte. Es ist nach dem Gesagten eindeutig einzunehmen, daß die römische Okkupation die Gebiete nördlich der Drau nicht in Richtung Süd-Nord traf, wie von der Forschung bisher vermutet, sondern von Westen nach Osten. Es ist nun eine weitere Frage, wie sich Roms Macht in diesen, ursprünglich Noricum angeschlossenen Gebieten anfänglich durchgesetzt hat. Abgesehen von den Ambisontes (Alföldy 1974, 55) gibt es keine Anzeichnen eines Widerstandes oder militärischer Aktionen, so haben wir plausieble Argumente, daß Noricum damals - 15 v. Chr. - voll und ganz, also einschließlich seiner östlichen Eroberungen, Teil des römischen Reiches wurde. Die Schwäche dieser Argumentation ist die Unsicherheit des Status der ostkeltischen Stämme im norischen Königtum. In den Inschriften von Magdalensberg, die aus den Jahren 10 oder 9 v. Chr. acht civitates von Noricum aufzählen, werden die Boii und die anderen bedeutenden Völker der Ostgebiet nicht genannt (Sasel 1967, 70-74). Dies läßt 8