Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)

Die Anjovinen in Mitteleuropa - Derzsényi Dezső: Zusammenfassung. p. 67–69.

Hälfte desselben — auch in Ungarn verschiedene Gruppen, Schulen und Werkstätten der Künste deutlich abzeichneten. Es gehört zwar nicht unmittelbar hierher, sollte aber immerhin erwähnt werden, daß dies, meines Erachtens, auch in den früheren Jahrhunderten der Fall war. Es zeigte sich aber zugleich, daß diese künstlerischen Tendenzen in höchst komplizierter Weise aus weitentfernten Impulsen ausgingen und sich verflochten. Österreichische, böhmische, süddeutsche und verschiedene italienische Anregungen befruchten unsere Kunst, setzen hier, im Karpatenbecken, die örtliche Entwicklung in Gang war und wirken zuweilen auch weiter wirkte. Wenn auch nicht so nuanciert, wußten wir ja schon bisher, daß in Unkenntnis dieser Impulse die ungarische Kunstentwicklung nicht erkannt, verstanden und, was damit gleichbedeutend ist, auch nicht dargestellt werden kann. Ich möchte aber Ihre Aufmerksamkeit auf den Umstand lenken, daß auch diese Anregungen und Initiativen nicht immer das Ergebnis eigenständiger, autochtoner Entwick­lung sind, sondern vielmehr die Modifizierungen und Bereicherungen der großen europäischen Stilrichtungen. Ich denke, es wäre nun an der Zeit — nach der Analyse von Ernő Marosi kann ich es getrost sagen —, diesen mitteleuropäischen Raum als eine künstlerische Region zu betrachten, von der wir erst dann ein reelles Bild erhalten, wenn wir sie nicht nach den früheren oder gegen­wärtigen Staatsgrenzen untersuchen, sondern, wie im Mittelalter, als einen durch dreie Kunstströmungen gekenn­zeichneten Raum ohne Grenzen ansehen. Das Neue entsteht und das Alte vergeht hier im Gefolge der ver­schiedensten Motive, die nachgewiesen werden können und müssen. Höfische Kultur, Wirtschaftsbeziehungen des Landes und insbesondere der Städte, Handelsrouten sind nur einige der anregenden Ursachen. Die Kustströmungen und die freie Bewegung der Künstler wurden durch Staats­grenzen und Nationalalitätenfragen kaum oder überhaupt nicht beeinträchtigt. Erst wenn wir die Kunstgeschichte dieses Raumes mit dieser Betrachtungsweise zu erforschen versuchen, können wir davon ein reelles Bild erhalten. Die diese Ausstellung zustande brachten, ihren Katalog schrieben und sich an den Vorlesungen und Diskussionen unserer Session aktiv beteiligten, sind zumeist Mitverfasser des IL Bandes unserer Kunstgeschichte. Ihre Aufgabe naht sich ihrem Ende — bis diese Zeilen erscheinen werden, dürfte sich der Band schon in Druck befinden. Ich glaube nicht, daß mein Vorschlag, ihnen nun ein weiteres Ziel zu setzen, all zu gewagt wäre: die Bearbeitung der mittel­europäischen Kunstgeschichte. Es ist dies eine große und wichtige Aufgabe. Soweit ich die Probleme der inter­nationalen Fachliteratur und die Tendenzen der einschlä­gigen Lösungsversuche richtig wahrnehme, stehe ich mit dieser Ansicht gewiß nicht allein, denn heute erachten schon viele eine derartige, über den Landesgrenzen vorge­nommene Bearbeitung der Kunstgeschichte für wünschens­wert. Warum sollten einmal nicht wir die Initiative er­greifen? Das Problem sehen wir ja in aller Deutlichkeit, und auch an Fachkräften fehlt es uns nicht, um unseren Anteil zu bewältigen. Gestatten Sie mir, unsere Beratungen in der optimi­stischen Hoffnung auf eine Verwirklichung dieser großen Initiative zu schließen. 69

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