Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)
Die Anjovinen in Mitteleuropa - Engel Pál: Die Barone Ludwigs des Grossen, König von Ungarn. p. 11–19.
» iudex curiae, der Woivode von Siebenbürgen und später auch der von „Rußland" (Galizien), der Banus von Slawonien, Dalmatien-Kroatien, Macsó, Sewerin, der Tavernicus des Königs und der Königin und der iudex curiae der letzteren. Sie waren die „Reichsbarone" im engsten Sinne des Wortes, die gewöhnlich de Titeln magnificus vir trugen. Meistens wurde dieser Titel auch einigen anderen Hof Würdenträgern verliehen, so etwa dem Erzschenk, dem Truchseß, dem Oberstallmeister und dem Hofmeister des Königs (seltener auch der Königin) und manchmal auch den Inhabern von wichtigeren Gespanschaften, doch niemals solchen Personen, die kein Amt bekleideten. Der Hochadel der Anjou-Zeit war vor allem eine Aristokratie der Würdenträger. Zwischen den magistri und magnifia, den einfachen Rittern und großen Baronen finden wir eine recht zahlreiche Schar von Höflingen — etwa 20—30 Personen —, die sich vor allem aus den Würdenträgern der Gespanschaften, den königlichen Kastellanen, den obersten Würdenträgern am Hof der Königin sowie aus Personen ritterlichen Standes der vornehmsten Familien zusammensetzte. Da diese höher standen als ein einfacher magister, wurden sie oft mit dem Titel strenuus vir geehrt, der mit dem magnificus schon beinahe, wenn auch nicht ganz gleichwertig war. Da man seit dem 13. Jh. im weiteren Sinne auch die Inhaber der Gespanschaften und honores zu den Baronen zu zählen pflegte, gehörten in diesem Sinne auch sie zu den obersten Würdenträgern des Landes, deren Namen häufig unter den vornehmen Vertretern des Landes vorkommen. Im engsten Sinne umfaßte also zu jener Zeit der Begriff „Baron" die allerhöchsten Würdenträger, etwa zehn an der Zahl, im weiteren Sinne jedoch alle jene, die im Lande Gespanschaften und honores besaßen, insgesamt weitere 20—30 Personen. Hier sei bemerkt, daß die sog. Würdenreihen der königlichen Privilegien noch keine maßgebliche Grundlage bieten, um daraus den Kreis der Barone zu definieren. Die auch später gebräuchliche „kanonische" Form dieser Namenslisten entstand in den 1350er Jahren, so daß man die zwölf wichtigsten der amtierenden Barone auswählte und im weiteren gewöhnlich nur die Inhaber dieser zwölf Amter aufzählte. Doch aus irgendeinem Grund wurde seit 1355 der Schatzmeister der Königin aus der Liste gestrichen, obwohl er auch fortan zum bis Tode der Königin Maria einer der angesehensten Barone des Landes blieb; angeführt wurde hingegen — als Einziger dieses Ranges — der Gespan von Preßburg (Pozsony), obwohl er laut anderen Urkunden nur den Rang eines magisters innehatte und zu jener Zeit als um nichts vornehmer galt als z. B. die Gespane von Vasvár, Zips, Szatmár oder der Szekler. Ein recht klares Bild der hohen Würdenträger Ludwigs d. Gr. erhalten wir aus den wenigen — insgesamt sechs — Namenslisten, die in den Klauseln der veischiedenen internationalen Verträge erhalten sind. Wenn wir nun im folgenden die Barone Ludwigs d. Gr. als eine mehr oder weniger umgrenzbare gesellschaftliche Gruppe zu charakterisieren versuchen, werden unter Barones im allgemeinen stets die amtierenden hohen Würdenträger gemeint, ungeachtet dessen, ob sie in den Quellen als magnificus oder als magister angeführt werden. Was die Anzahl der Barone Ludwigs d. Gr. anbelangt, war dieser Kreis ungefähr gleich groß mit dem der Personen, die im Gesetzartikel 22 vom Jahre 1498 als Magnaten des Landes im Range eines Bannerherren angeführt werden. In diesem Gesetz werden insgesamt 38 Mitglieder der 30 meistbegüterten Familien sowie zweier mächtiger kroatischer Dynastien, der Grafen von Korbavia und Frangepan genannt. In den drei Namenslisten, die aus den letzten Regierungsjahren Ludwigs (1374, 1376, 1380) erhalten sind, werden insgesamt 36 weltliche Personen erwähnt, also fast genau ebenso viele. Hier sei bemerkt, daß die Lage auch unter Karl-Robert nicht anders war: In drei ähnlichen Namenslisten aus den Jahren 1328—1333 finden wir 39 verschiedene Personen. In einer weiteren wesentlichen Beziehung finden wir ebenfalls eine allerdings oberflächliche Ähnlichkeit zwischen der Aristokratie der Jagelionen und der Anjous. Für beide politische Systeme war, jeweils auf eigene Art, die Herrschaft der Großgrundbesitzer-Familien bezeichnend; gerade dieser Umstand führte die Forscher des 14. Jh. in der Beurteilung des Herrschaftssystems lange Zeit auf den Irrweg. Die Barone Ludwigs d. Gr. waren nämlich ausnahmslos Besitzer großer Familienvermögen und gehörten in ihrer Mehrheit zu den größten Gutsherren des damaligen Ungarns. Dies bedeutete eigentlich einen ziemlich engen Gesellschaftskreis: 85—90 Prozent der Würdenträger der Anjou-Zeit gehörten lediglich 45—50 Familien an, daher begegnen wir immer wieder denselben Namen, wenn wir in der Archonthologie der Großbarone und Gespane des 14. Jahrhunderts blättern. Dieser Kreis, d.h. die Baronenfamilien des 14. Jh., unterschied sich obendrein kaum von dem der Magnatenfamilien des 15. Jh. Unter den Vorfahren der Bannerherren des Jahres 1498 kommen Mitglieder der Familien Újlaki, Drágfi, Bánfi de Alsólendva und Bolondóc, Bátori, Bebek, Homonnai (Drugeth), Kanizsai, Szentgyörgyi, Bazini, Szécsi, Kompolti, Losonci und Hédervári auch unter den Würdenträgern Ludwigs d. Gr. vor und das gleiche gilt auch für mehrere bekannte Geschlechter des 15. Jh, die schon vor 1498 ausgestorben sind: die Vorfahren der Familien Czudar, Garai, Kórógyi, Szécsényi, Treutel de Nevna, Mórócz de Meggyes waren führende Personen am Hofe Ludwigs d. Gr., doch finden wir dort, mit den letztgenannten beinahe oder ganz gleichgestellt, auch die Ahnen der ebenfalls ausgestorbenen Familien Gönyüi, Debreceni, Egregyi (Kölesei), Poháros, Kerekegyházi (Lackfi), Jánki de Nagylak, Fraknói (Nagymart oni), Töttös de Bátmonostor, Pósafi de Szer. Einige führende Familien der Anjou-Zeit wurden von den Parteifehden nach 1384 und den innenpolitischen Stürmen der darauffolgenden Jahrhundertwende fortgefegt: der angesehenste Ast der Familie Lackfi, die Erben des Banus Ákos Mikes, ferner die Familien Gilétfi, Horváti und Nekcsei. Gleichzeitig verarmten, wenn auch nicht vollständig, auch die Familien Paksi und Ostfi unter den Nachkommen der Barone Ludwigs. Außer den Genannten gab es noch einige Würdenträger der Anjou-Zeit, deren Geschlechter zwar noch die Schlacht bei Mohács erlebten, aber dennoch außerstande waren, sich aus der Reihe des Gemeinadels zu erheben, da sie von ihrem Ahnherren nicht genügend Vermögen geerbt haben, 15