Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)

Bronzes romains figurés et appliqués et leurs problémes techniques. Actes du VIIe Colloque International sur les bronzes antiques - Bánki Zsuzsanna: Bemerkungen zum Lararium von Sárszentmiklós. p. 83–85. t. XL–XLII.

nach vorne auf die Schulter gezogen; am Hinterkopf ein Haar­knoten. Eine lange Haarlocke in der hochgehaltenen linken Hand. Der rechte Arm — vom Körper ein wenig weggehalten — endet in einer Hand mit geschlossenen Fingern, abgesehen von Daumen. Das Gesicht ist primitiv gearbeitet, die Gliedmassen sind disproportioniert. Bräunlich grüne Patina. H (mit Sockel): 15 cm. 2. Minerva: würdevolle Haltung, das linke Bein im Knie eingebogen, in schreitender Positur. Auf dem Kopf korinthi­scher Helm (mit Gussfehler, das Ende dürfte während des Gusses abgebrochen sein, die Bruchfläche wurde vom Meister abgeglättet); oberhalb der Peplos halbkreisförmige Ägis mit Medusenhaupt. Der rechte Arm in der Höhe geschwungen, dürfte das heute bereits fehlende Speer gehalten haben; mit der herabgelassenen Linken stützte sich die Göttin wahrscheinlich auf ein Schild. Sockel fehlt. Bräunlich grüne Patina. H: 9,2 cm. 3. Mercurius: nackte Männerfigur, Körpergewicht auf dem rechter Bein, mit dem linken auf die Zehenspitzen tretend. Sorgfältig gearbeitetes Gesicht, Augen mit Silbereinlagen. Auf dem Scheitel wachsen aus den dichten Haarschnecken zwei kleine Flügel hervor, deren Gefieder durch winzigen Gravierun­gen verdeutlicht wird. In der rechten Hand ein Beutel mit ein­gravierter Verzierung, in der Linken ursprünglich wahrschein­lich ein Caduceus. Die über die linke Schulter geworfene Chlamys hängt über den Ellbogen herab. An den Unterbeinen schema­tische Linien. Braune, stellenweise gräulich grüne Patina. H: 14,2 cm. 4. Amor: mit dem linken Fuss auf einem trommeiförmigen hohlen Sockel stehend, das rechte Bein in der Luft, wie mit einer landenden oder emporfliegenden Bewegung. Der rechte Arm hochgehalten, in der Hand vermutlich eine Fackel (?) öder Rhyton (oberes Ende abgebrochen), in der Linken ein Gegenstand unsicherer Bestimmung, mit einem eckigen und einem abgerundeten Ende, gravierte Ornamentik. Das voll­bäckige Gesicht mit Haarlocken umrahmt, oberhalb der Stirn ein Haarknoten, am Hinterkopf eine Locke an das gescheitelte Haar geschmiegt. Am Hals zwischen den Schultern torquesartige Spur, undeutlich graviert. An der Aussenfläche der am Rücken befindlichen kleinen Flügel graviertes Gefieder. Braune Patina. H (mit Sockel): 15,2 cm. 5. Amor: Spiegelbild der vorangehenden Figur, ohne Sockel. H: 12,2 cm. 6. Glöcklein( ?) : wellenrandig, fehlende Zunge. Auch ursp­rünglich ohne Öse. H: 5,5 cm. Im Unterschied zu den Stücken von Nagydém Tamási han­delt es sich im Falle der obigen Figuren um pannonische Produkte. Die Expansion der Romanisierung bedeutete für die örtliche Bevölkerung neben der Hütung ihrer Traditionen bzw, deren Erscheinen in neuer Form auch das Kennenlernen der römischen Lebensform sowie die Eingliederung in die Kultur und das religiöse Leben der Eroberer. Sárszentmik­lós und Umgebung liegt im südlichen Teil des Komitats Fejér, wo wir keine Villen oder villenartige Siedlungen fin­den, im Gegensatz zum nördlichen Teil des Komitats, wo abwechselnd Villen und einheimischen Dörfer vorkommen (FITZ 1970,191 (35)). Anderseits ist der südliche Teil des Komitats überaus reich an einheimischen Siedlungen (ibid).; mit seinem betont einheimischen Fundgut (man denke bloss an die keltischen Frauengrabdenkmäler, oder an die vergangenen Jahrhun­dert entdeckten Wagenfunde und nicht zuletzt an die bronzene Hasta, wahrscheinlich das vom Statthalter verlie­hene richterliche Abzeichen des Beamten der örtlichen Führungsschicht) (Mócsy 1962, 38) ist in Sárszentmiklós das Zentrum eines einheimischen Stammes zu vermuten. Der zwischen den beiden Teilen des Komitats im Charak­ter zum Ausdruck kommende Unterschied lässt sich mög­licherweise auch durch eine Grenze der Verwaltungsbezirke erklären. Der zum nördlichen Teil der civitas eraviscomm gehörte zum Territorium von Aquincum, während der südliche Teil vielleicht dem von Gorsium angehörte, wie dies von Jenő Fitz mit überzeugenden Argumenten bewiesen wurde (FITZ 1970, 193(37)). In diesem südlichen Gebiet konnte sich die Romanisierung nur langsamer durch­setzen; im Unterschied zum nördlichen Teil erwies sich hier der einheimische Charakter als dauerhafter und blieb fast bis zu den Markomannenkriegen bezeichnend. Der Eigentümer der oben erwähnten Statuetten dürfte ein Mit­glied der Stammesaristokratie dieser Gegend gewesen sein, der einerseits die Traditionen der Ahnen pflegte, anderseits aber seine Lebensweise unter Berücksichtigung der neuen Umstände ausgestaltete. In seinem Haus richtete er ein Lararium ein, wo er importierte Götterfiguren sowie die Produkte der mit der römischen Kunst und den römischen Mustern bewanderten örtlichen Meister und Handwerker unterbrachte. Es fragt sich nun, mit welchen Werkstätten innerhalb Pannoniens diese Statuetten in Verbindung stehen könnten. Alle sind massive Guss-stücke. Mit Hinblick auf die Patina scheint die Gruppe einheitlich zu sein, ist aber in Wirk­lichkeit nicht das Produkt einer einzigen Werkstatt. Eine analytische Untersuchung wird die Frage einmal vermutlich in objektiver Weise entscheiden. Bis es soweit ist, können wir durch subjektivere Untersuchungen folgendes feststellen : das charakteristischste Stück der Gruppe ist zweifellos die Venus Figur. Die ungeschlachte, rustische Figur, die eher an Fruchtbarkeit als an Liebe erinnert, ist die Arbeit eines einheimischen Künstlers, der zwar die klassischen Vorbilder kennen konnte, jedoch eine vom eigenen Schönheitsideal geprägte Fruchtbarkeitsgöttin schuf. Eine ähnlich individuelle Formulierung empfinden wir auch im Falle der Venus von Nagyberki (Ta/. XLH, 1) Vielleicht ist auch das Stück von Sárszentmiklós mit der Tätigkeit der Metallarbeiter im Kapos-Tal zu verbinden wo die keltische Metallkunst noch unter der römischen Herrschaft blühte. Die von Kálmán Darnay gesammelten Bronzefiguren, Juwelen und Münzen beweisen den Forbe­stand, dem erst der Barbareneinfall an der Unteren Donau in der zweiten Hälfte des 3, Jh. ein Ende bereitete. Die sog. Venus von Aquincum (Nagy 1973,153, Abb. 86) ist eine verwandte Darstellung der Steinplastik zu unserem Venus (Taf. XLII, 2). Die übrigen Figuren des Lararium gehören schon eher zum römischen Pantheon. Bei diesen kommen die Vor­schriften der Musterbücher besser zur Geltung ; in besserer oder schlechterer Ausführung bedeuten sie die Massenware. Unter den stilverwandten Stücken repräsentiert unser Mer­curius einen Typ von recht hoher Qualität. Seine Figur, die auf den Hermes von Vatikan (RODENWALDT 1927, 363, sog. Antinous Belvedere — römische Kopie einer klassischen griechischen Arbeit) zurückzuführen ist, erscheint in Bri­tannien (PITTS 1979, 30, PI. 10/22), Gallien (BOUCHER 1973, 191) — weit und breit im ganzen Imperium. In unserer Provinz ist eine Verwandtschaft am ehesten mit den Stücken von Carnuntum (FLEISCHER 1966,20—21, Nr. 22—24) zu beobachten. Ähnlich verhält sich die Lage auch im Falle der beiden Amor-Figuren (ibid. 25, Nr. 31 Л obwohl hier auch die südpannonischen Analogien aus der Gegend von Mursa (Pinterovic 1965,9, T/IV,4 a-b) zu 84

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