Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)
Irodalom – Besprechungen - Mesterházy Károly: Jochen Giesler, Untersuchungen zum Chronologie der Bijelo Brdo-Kultur. p. 275–276.
J. GIESLER, Untersuchungen zur Chronologie der Bijelo Brdo-Kultur PZ, 56 (1981) Seite 3—167, Taf. 53. Der Ursprung der Denkmäler des ungarischen gemeinen Volkes der Landnahmezeit ist größtenteils unbekannt. Es wurden diesbezüglich recht extreme Stellungnahmen eingenommen. Viele dachten an einen ungarischen Ursprung, mehrere Forscher an einen slavischen. Da Forschungen immer etwas eingenommen, vielleicht auch leidenschaftlich sind, und die Lösung noch heute auf sich warten läßt, nimmt der Leser das Buch von Jochen Giesler mit großer Erwartung in die Hand, welches — statt den ethnischen Fragen des 10—11. Jahrhunderts — die Zeitfolge der umstrittenen Funde analysiert. Der Autor betont, daß das zu erstrebende Ziel der Forschung nicht eine gültige Chronologie sei da beim heutigen Stand der Forschung kein konkreteres Ergebnis erzielt werden kann (S. 152). Einen Teil des Nachlasses aus dem 10—11. Jahrhundert im Karpatenbecken bezeichnet der Autor willkürlich als Bijelo —Brdo Kultur. Er weiß, daß dies nicht ganz zutreffend ist, diese Terminologie der archäologischen Forschung für diese zu benützen, dennoch meint er, diese Bezeichnung sei objektiv. Er stellt fest, daß die Bijelo Brdo-Kultur im 11. Jahrhundert im großen und ganzen innerhalb der Grenzen des Ungarischen Königreiches verbreitet war. Er vergleicht sogar die archäologischen Funde des östlichen Alpengebietes mit jenen der Bijelo Brdo-Kultur. In beiden Gebieten deckt das einheitliche archäologische Material eine politische Formation und nicht ein Volk. Er fügt hinzu, daß das politische Territorium selbst das Gebiet des Gemeinvolkes widerspiegelt, wobei der einheitliche Fundstoff sicherlich den Konsolidationsgrad der herrschenden Verhältnisse anzeigt. Das die Denkmäler des ungarischen Gemeinvolkes behand elnde Buch ist ein Teil der Dissertation des Autors. Das Thema beschäftigt ihn nur soweit, als es mit den archäologischen Kulturen des östlichen Alpengebietes zusammenhängt. Es scheint jedoch, daß er viel mehr als dies leistete. Einige Fragen analysiert er gründlich, die eigentlich Aufgaben der ungarischen Forschung wären (neue Analyse von Halimba, Kérpuszta; Typologie und Entwicklung der Gegenstände, Fragen der Chronologie). Zu seinem Thema wählte er zwei vollständig freigelegte Friedhöfe, von langer Dauer aus Transdanubien. Leider gibt es, außer jenem von Majs, keine andere. Und hier stellt sich die Frage, wie weit die beiden Friedhöfe als charakteristisch für das landnehmende Gemeinvolk, oder — wie der Autor behauptet — für die gesamte BB-Kultur betrachtet werden können. J. Giesler beschäftigt sich auch mit der Frage ob z. B. Halimba nicht ohne weiteres als Beerdigungsort des ungarischen Gemeinvolkes betrachtet werden kann (S. 155). Wir können ihm nur beistimmen, da der Name Halimba bekanntlich slavischer Herkunft und der frühe archäologische Fundstoff des Friedhofes stark gemischt ist. Laut der Gründungsurkunde aus dem Jahre 1018 des griechischen Nonnenklosters im Veszprém—Tal, erhielt das benachbarte Dorf Padrag seinen Namen von einem slavischen Gutsherren. Die beiden slavischen Ortsnamen und die in Halimba gefundenen slavischen Ohrringe zeugen eindeutig von slavischer Bevölkerung, was darauf hinweist, daß es nicht ganz einwandfrei angenommen werden kann, wonach die Funde vom ungarischen Gemeinvolk stammen. Die Wahl des anderen Friedhofes in Kérpuszta ist treffender, da dieser die Grabstätte des ungarischen Stammes Kér war und dort zweifellos Ungarn bestattet wurden. Der Fehler ist bloß, daß der Friedhof nicht aus der Landnahmezeit stammt, sondern aus der Zeit als die Stämmegruppen von ihren eigenen Gebieten zerstreut wurden. Damals ließen sich jedoch die Männer des Mittelstandes nicht mehr mit ihren Waffen und Pferdegeschirr auf heidnische Art bestatten und auch unter den Frauengräbern befinden sich bloß drei, in welchen sich Reste der Kleidung des früheren wohlhabenden Mittelstandes befanden. An Hand des ihm zur Verfügung stehenden publizierten Materials meint der Autor, daß die ungarischen Forscher die BB-Kultur a priori als die Kultur des ungarischen gemeinen Volkes betrachten. Er glaubt die Wurzeln dieser Ansicht bereits bei Géza Fehér zu entdecken, der zwar die BB-Kultur als eine slavische ansieht, dieselbe jedoch als landnahmezeitlich betrachtet. Diese Ansicht unterstützte auch Béla Szőke, der die klassischen Funde der Landnahmezeit als Andenken der mittleren und führenden Schicht bestimmte und die Gleichzeitigkeit des Nachlasses des Gemeinvolkes ohne weitere Beweisführung abgeleitet wurde. Dementgegen behauptet Giesler, daß die Aufeinanderfolge der beiden Fundgruppen ausdrücklich festgestellt werden kann; die BB-Kultur folgt zeitlich den Funden aus der Landnahmezeit. Zwischen dem markanten Auftreten beider Gruppen ist eine Übergangszeit mit charakteristischen Funden eingekeilt; z.B. Szentes—Szentlászló, Sárbogárd— Tringer —Gehöft. Laut Giesler ist der Nachlaß der Bevölkerung der Landnahmezeit noch in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nachweisbar, verschwindet jedoch dann plötzlich. Gleichzeitig fing die frühe Phase der BB-Kultur an, ihr Anfang ist in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts zu setzen. Das Ende der Frühphase dauerte bis in das erste Drittel des 11. Jahrhunderts und ihr Ende kennzeichnet weniger das Auftauchen neuer Schmucktypen als das Verschwinden eines Teiles der alten. Er rechnet die zweite Phase der BB-Kultur vom Erscheinen der kleinen, dicken, gerippten, silbernen Haarringe mit S-förmigen Enden. Uns interessieren eigentlich die sich auf die Chronologie des 10. Jahrhunderts beziehenden Fragen des Autors. Hier finden wir auch die meisten ungelösten Probleme. Das Werk, welches nur chronologische Fragen erörtert, will Objektivität bewahren. Es stellt aber die Kontinuität der gesellschaftlich-kulturellen Umstände einer Gemeinschaft in Frage, da er z. B. die Gemeinschaft des Stammes Kér in Kérpuszta in zwei große Kulturgruppen teilt und die eine an die Überlieferungen der Landnahmezeit, die andere der BB-Kultur zuweist. Wenn wir jedoch von den dem Landnahmevolk fremden Haarringen mit S-Enden und einigen nachweisbar späteren Gegenständen fremden Ursprungs absehen (z. B. geflochtene Ringe), bleibt in Kérpuszta nichts als Beweis der BB-Kultur. Die Haarringe mit S-Enden waren die bevorzugten Schmuckstücke in Ost-Europa im Laufe des 10—11. Jahrhunderts. I. Borkovsky meint, daß diese Mode sich mit dem Christentum verbreitet hatte. Wenn die auch nicht ganz stimmt, ist es zweifellos, daß das Christentum diesem Schmuck nicht feindlich war, und ihn in Ungarn sogar begüngstigte. Da das Christentum in Ungarn hauptsächlich durch slavische Priester verbreitet wurde, die daheim bereits an diese einfache Schmuckstücke gewohnt waren, machten sie auch hier keine Einwände dagegen. Gleichzeitig wurden die prunkhaften, die heidnische Religion widerspiegelnden Schmucksachen verbannt. Deshalb kann das Bestehen einer selbständigen BB-Kultur nicht gebilligt werden. Laut Giesler ist auch der Nachlaß des Landnahmevolkes nicht in seiner Gänze bekannt, da er nicht zusammenfassend bearbeitet wurde. Zweifelsohne wurde dies seit mehreren Jahrzehnten vernachlässigt. Fast 70% der Funde aus der Landnahmezeit sind noch nicht publiziert, und nur den sich mit dieser Epoche befaßenden Forschern mehr oder weniger bekannt. Dieses unpublizierte Material birgt fast keinen überraschenden Gegenstand, jedoch umsomehr innere Feinheiten dokumentierende Erscheinungen. Auf dieser Basis konnte festgestellt werden, daß das Weiterleben der für die Landnahmezeit charakteristischen Gegenstände sich vom Westen gegen Osten verschob. Während in Transdanubien und der Kleinen Ungarischen Tiefebene bereits aus den 970er Jahren fast keine solche Funde bekannt sind, können solche links der Theiß auch später nachgewiesen werden. Giesler kannte von den vielen Angaben nur das publizierte Grab Nr. 58 in Békés—Povád, in welchem neben Münzen der Árpádenzeit auch Bogenknochen gefunden wurden. Es mag auch das mit Scharnier versehene, palmettenverzierte Armband aus Grab Nr. 20 in Ártánd genannt werden, welches mit Münzen des Königs Péter zum Vorschein kam. Einen besonderen Wert besitzt der Friedhof-D von Deszk, wo im Grab Nr. 22 neben zwei unbestimmbaren Münzen der Árpádenzeit eine Partielle Pferde- und Kalbbestattung gefunden wurden. Aus Grab 73 kam neben Pfeilköcher, Pfeilspitzen, Steigbügel und Bogen ein geflochtener Ring zum Vorschein. Dabei ist ein geflochtener Ring als frühester Fund im Grab Nr. 89 in Komáromszentpéter (Dolny Peter) bekannt, wo es durch eine Münze des tschechischen Herzogs Boleslav II. (967—999) da18* 275