Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)
Tanulmányok – Abhandlungen - Barkóczi László – Salamon Ágnes: Tendenzen der struktuellen und organisatorischen Änderungen pannonischer Siedlungen im 5. Jahrhundert. p. 147–187.
haben, der durch Erdarbeiten zerstört worden ist (Párducz 1959, Taf. 22,5; 23, 1—3). Ein weiteres bedeutendes Stück aus dem Tokoder Lager ist ein Eberhauer; daran sind Spuren des Silberbeschlages und der Befestigung der beiden Hauzähne zu sehen, die zugleich zum Aufhängen diente. Diese gehörten zum Schmuck vermutlich apotropaischer Bedeutung an der Rüstung (Helm) und Tracht; sie sind bis Britannien zu finden. Dieser ist die erste Fund dieser Art in Pannonién (Werner 1949; Chadwick —Hawkes 1970/71, 188—190; Fingerlin 1981). Die Funde aus dem Lager sowie dem Gräberfeld von Tokod stammen aus der Zeit vom Ende des 4. Jh. bis zum Jahrzehnt nach Mitte des 5. Jh. Zur Auswertung des Lagers, des Gräberfeldes und der Siedlung (Töpferöfen) von Tokod müßen in erster Reihe jene Keramikfragmente untersucht werden, die mit christlichen Symbolen verziert sind, die im Unterschied zur Meinung der Autoren nicht für eine aufs Vegetieren eingerichtete Volksgruppe, sondern — mit besonderem Hinblick auf das „Tokoder keramische Zentrum" — für eine warenerzeugende, also in einem aktiven Wirtschaftsmilieu lebende Gemeinschaft kennzeichnend sind; sie unterhielt zu einer ganzen Reihe ähnlicher Siedlungen ständige Handelsbeziehungen. Dem sei noch hinzugefügt, daß um diese Zeit die Töpferöfen von Pilismarót—Malompatak (Abb. 17) in Betrieb standen (SOPRONI 1978, 34—46) und auch im Ofen des Lagers Pilismarót glasierte Keramik hergestellt wurde (Finály 1907). Tokod soll also von dieser Periode, vom Leben im Pannonién des 5. Jh., nicht gettrennt, sondern vielmehr in diese integriert behandelt werden. Von diesem Gesichtspunkt messen wir den in der Siedlung bzw. im Umkreis der Töpferöfen gefundenen und mit christlichen Symbolen verzierten Scherben noch größere Bedeutung bei als die Verfasser der Tokoder Monographie. In Tokod mußte demnach eine blühende, vielleicht gar außerhalb der Lagermauern befindliche Siedlung geweswn sein, denn diese Stücke weisen ohne Zweifel enge Beziehungen zum blühenden Keramikgewerbe auf, das im ganzen Mediterraneum betrieben wurde. Heute gibt es für diese Beziehungen schon manche archäologische Beweise (z. B. in Tác, Szombathely). Die spätantike lokale gestempelte Keramik — wofür es auch in Tokod Beispiele gibt — geht mit der spätantiken Sigillata einher und ist auch in Gebieten außerhalb Pannoniens 184 gewöhnlich das Produkt lokaler Werkstätten Gallien, Mazedonien und in Athen (HAYES 1972, 402—408). Dies beweist u.a. der Umstand, daß das Stempeln auch bei der späten glasierten Keramik als Verzierungselement gilt (Salamon— Duma 1981, 45—49). Aus Tokod kennen wir einen einzigen Fund, der zweifellos von der Jahrhundertwende oder dem Beginn des 6. Jh. stammt: ein mit geripptem Silberblech geschmückte Knebeltrense mit B-förmigem Zwischenglied, dessen Analogien uns aus dem Westen, Nordwesten, Thüringen bekannt sind. Die Auswertung dieses Fundes ist schwieriger als seine chronologische Bestimmung (HORVÁTH—KELEMEN—TORMA 1979, 339, Anm. 99: Datierung nach mir, in Anm. ohne Hinweis. Die Verzierung ist nicht richtig beschrieben.) und erfordert die vergleichende Untersuchung von anderen, gleichzeitigen Stücken (Falk 1972, Abb. 4.2). Das Gesagte dürfte beweisen, daß der Schwerpunkt der Forschungen nicht auf der Räumung des Limes und Pannoniens, sondern auf die gesellschaftliche Umorganisation zu liegen hat. Wir konnten sehen, daß manche Limes-Lager bei der Reorganisation um 380 erhalten geblieben später aber, als der Limes seine ursprüngliche Rolle und Bedeutung um Jh. 430 einbüßte, diese „Gränzstädte" wurden. Somit hat sich auch die frühere Funktion des Limes geändert; neben den befestigten Städten im Inneren der Provinz fiel in dieser strukturellen und organisatorischen Änderung auch der Kirche/dem Christentum als eine entscheidende Rolle zu. (s. 175—178) Zusammen mit den erhalteneu Limes-Lagern/Grenzstädten und den inneren befestigten Städten blieb die politische und strategische Einheit der Provinz erhalten. Freilich ging dieser Umsturz auch mit einer wirtschaftlichen Reorganisation einher, die sich sowohl der politischen Situation der Provinz als auch der Zusammensetzung ihrer Bevölkerung fügte. Das dem provinzial-römischen fremde, „zerstreute" und vielschichtige antike Fundmaterial dieser Zeit muß in der Einheit der neuen Organisation erforscht und interpretiert werden. Die umgebildete römische Militärorganisation und die sich hinter den Funden verbergenden fremden Volksgruppen haben im 5. Jh. gemeinsam die Geschichte Pannoniens gestaltet.