Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)
Tanulmányok – Abhandlungen - Barkóczi László – Salamon Ágnes: Tendenzen der struktuellen und organisatorischen Änderungen pannonischer Siedlungen im 5. Jahrhundert. p. 147–187.
230/14). Im Tokoder Lager sind bisher noch keine Gräber zum Vorschein gekommen. Es fragt sich nun, wie sich die beiden Basiliken zeitlich zueinander verhalten. Ohne es sicher zu wissen, denken wir doch, daß die beiden Basiliken möglicherweise auch nebeneinander oder zur selben Zeit dem Kult dienten. Wäre es nicht so, wären gewiß zwei Basiliken unnötig gewesen, denn die neue Bevölkerung hätte ebensogut die ältere benützen oder erweitern können (?). All dies ist aber nur eine Hypothese und die Frage muß im weiteren noch gründlich geprüft werden. Die Ausgrabungen in Gorsium haben gezeigt, daß die kleinere Basilika früher verlassen wurde, in den Folgezeit diente nur die größere dem Kult. Was die Bauzeit der früheren Basiliken anbelangt, müssen wir einen Unterschied machen zwischen jenen, die in den Limes-Lagern — Pilismarót, Tokod, Intercisa — gefunden wurden, und den anderen, die in den inneren befestigten Städten wie Gorsium und Keszthely-Fenekpuszta entdeckt wurden. In Gorsium fand man auf dem Fußboden des Apsis eine Münze aus der Zeit der Tetrarchie, doch hat dieser Fund im vorliegenden Fall keinen datierenden Wert. Nach J. Fitz wurde die Basilika kurz nach dem Sieg des Christentums im Stadtzentrum gebaut (FITZ 1976, 38—39). Obwohl wir die Bauzeit der Basilika noch nicht genau kennen, ist doch mit aller Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie in der zweiten Hälfte des 4. Jh. bereits gestanden haben. Die Bauzeit der Basilika Nr. 2 von Keszthely-Fenekpuszta wurde auf das Ende des Jahrhunderts angesetzt (Sági 1961, 407). Hier wäre gut zu wissen, wie die Basilika Nr. 1, bzw. um das dafür gehaltene Gebäude zu datieren wäre. In der Publikation über Tokod werden diese Bauten des Lagers nicht zu jenen der ersten Periode gezählt {Tokod 1981, Abb. 50), sie mußten also viel später gebaut worden sein als das Lager. Übrigens wurden Basiliken in den LimesLagern — Tokod, Pilismarót, Intercisa — wahrscheinlich viel später errichtet als in den inneren befestigten Städten. Es sind sicher mehrere Jahrzehnte verstrichen, ehe die Lager eine andere Bedeutung erhielten. Tiefgreifende Änderungen haben sich wahrscheinlich erst in den Jahren um 430 durchgestzt. Von der Forschung wird auf diesen Zeitpunkt die Räumung des Limes und der Provinz angesetzt. Vielleicht waren der zweite Hunnenfoedus, der Bevölkerungsrückgang und die zunehmende Übertragung der Verteidigung an die barbarischen Truppen die Ursachen dafür, daß der Limes seine bisherige Rolle einbüßte. Die in den ehemaligen Limes-Lagern und ihrer Umgegend gebliebene Bevölkerung zog sich in die mit Mauern befestigten Grenzstädte zurück. Möglicherweise wurde die erste Basilika um diese Zeit gebaut. All dies bedeutete freilich noch lange nicht, daß die einstigen Limes-Lager — nunmehr „Städte" — oder die inneren Städte miteinander oder mit anderen Gebieten der Provinz in keiner Verbindung gestanden wären. Eine mit Mauer umzingelte kleinere oder größere Siedlung mag ein organisiertes wirtschaftliches und soziales Zentrum gewesen sein, wo die kirchliche Organisation eine bedeutende Rolle spielte. Aus dieser Siedlungsstruktur war auch das Militär nicht ausgeschlossen, noch waren es die darin immer zahlreicher repräsentierten föderativen Verbände. Das ist schon daraus ersichtlich, daß auch in diesen mit Mauern umgebenen Siedlungen und den dazugehörigen Gräberfelders Kulturgüter zu finden sind, die nicht als römische gelten können bzw. fremd waren. Die zweite Basilika mußte viel später eingebaut worden sein als die erste. Diese neueren Basiliken wurden höchstwahrscheinlich zur selben Zeit in den ehemaligen LimesLagern und in den inneren Städten erbaut. In Zusammenhang mit Gorsium und Keszthely-Fenekpuszta erwähnten wir bereits die späten Gräber, die um diese späteren Basiliken oder in der Basilika selbst gefunden wurden. Es ist aber nicht sicher, daß die Basiliken von derselben Generation erbaut wurden, deren Gräber hier zum Vorschein kamen. Sie könnten auch frühere, langlebige Bauten sein, die mehrfach restauriert und umgebaut worden sind. In der zweiten Basilika von Gorsium befand sich vermutlich der in Székesfehérvár gefundene und mehrmals erörterte Pfeiler eines Schrankenpilasters (Tóth 1974, 161—177; FITZ 1976, 30—31). Es könnte auch angenommen werden, daß die zweite Basiliken erst nach dem Untergang des Weströmischen Reiches gebaut wurden, als das Gebiet unter byzantinischen Einfluß geriet. Was die beiden Basiliken anbelangt, sind wir heute noch in mancher Hinsicht auf Vermutungen angewiesen, aber zusammen mit dem horreum deuten sie auf jeden Fall die Kontinuität der Siedlungen an. Es ist zu beobachten, daß auch die kleinere Bazilika nicht mehr weit vom horreum entfernt war, während die größere in deren Nähe erbaut wurde. Diese an mehreren Orten vorkommende Konstruktion kann kein Zufall sein. Dem Gesagten ist deutlich zu entnehmen, daß die Änderungen in den Limes-Lagern sowie die späten Funde mit ähnlichen Änderungen und den gleichfalls späten Funden aus den inneren Städten in Verbindung gebracht werden können. Es ist ferner mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die in Tokod, Pilismarót oder auch in den inneren Siedlungen zu beobachtenden Erscheinungen auch an anderen Orten entdeckt werden können. Wir können gleich auf Intercisa verweisen, wo zwar nicht diese Einheit in Erscheinung tritt, die Bazilika oder die Basiliken und das ähnliche späte Fundmaterial aber ebenfalls vorhanden ist. Dasselbe gilt auch für Aquincum. Das horreum und die Basilika waren wichtige öffentliche Gebäude die gesellschaftliche und organisatorische Änderungen in der Siedlungsstruktur andeuten. Sie lassen zugleich durchblicken, daß die eine oder die andere Siedlung eine selbständige territoriale Organisation haben konnte, der sich auch mehr oder weniger die Umgebung anschloß. Angesichts der allgemeinen Zusammenhänge mußte eine derartige Siedlung auch einer größeren organisatorischen Einheit angehört haben. Wir haben keinerlei Angaben über die etwaige Kontinuität der früheren römischen Administration, vielmehr lassen die in zentraler Position befindlichen Basiliken den Schluß zu, daß im 5. Jh. — um 430 — der Klerus eine bedeutende Rolle spielte. Mehrere Angaben, Schlußfolgerungen und Hypothesen haben bereits das Bestehen pannonischer Bistümer angedeutet (dazu vgl.: T. NAGY 1939, 208—230); auch die Zahl der schon bekannten Besiliken läßt nördlich der Drau auf eine zusammenhängende starke kirchliche Organisation 176