Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bilkei Irén: Schulunterricht und Bildungswesen in der römischen Provinz Pannonien. p. 67–74. t. XXV–XXVI.

Zusammenfassung Über den Bildungsstand der römischen Kaiserzeit haben wir indirekte Angaben, die einerseits bislang nicht einge­hend analysiert wurden, andererseits aber derart wider­sprüchlich sind, daß sie zu extremen Verallgemeinerungen führten. In der Beurteilung der Romanisation Pannoniens gelangten z. B. zahlreiche Forscher aufgrund des littera­rum usus von Velleius (II. 110, 5) zu optimistischen Schluß­folgerungen. (Besonders deutlich ist dies in der Forschung von A. Alföldi zusehen.'s. 1936, 1—37, 129—162). Demgegenüber sahen Vertreter einer anderen Forschungs­richtung aufgrund eines in der Literatur des 4. Jh. entstan­denen antipannonischen Bildes das kulturelle Niveau un­serer Provinz in recht düsteren Farben. Demnach war die Bevölkerung Pannoniens sprichwörtlich ungebildet, nur zum Militärdienst tauglich und die Pannonier bezeichneten auch sich selbst in der Fremde als homo barbarus (Mócsy 1977,581). Dennoch scheint aufgrund der in der vorliegenden Arbeit erörterten archäologischen und inschriftlichen Angaben das Aufzeichnen eines realistischen Bildes des Kulturniveaus Pannoniens möglich zu sein. Im Zusammenhang mit den Schreibgeräten habe ich bereits nachgewiesen, daß das Schreiben in Pannonién weitverbreitet war. Dies wird auch durch die zahlreichen graffitti bestätigt. Diese, gewöhnlich in Kursivschrift verfaßten Gefäß —, Ziegel — und Wandritzungen erbringen einen unmittelbaren Beweis für die Schreibkundigkeit ihrer Hersteller. Die lückenlose Sammlung und Bearbeitung dieser Instrumentum-Inschriften wäre eine notwendige Aufgabe der Forschung. Ein Teil der Ziegelinschriften wird von E. B. Thomas (im Druck) veröffentlicht. Wohl konnte ich die publizierten Wandinschriften sam­meln, doch ist das Material naturgemäß recht karg und derart beschädigt, daß man daruf außer einigen Namen schwerlich irgendwas erkennen kann. Die Gefäßinschrif­ten, die Namen- und Eigentumsmarken, Votiv- und ABC­Inschriften sowie Inhalts-, Gewichts- und Preisangaben sein können, leifern schon mehr Informationen. Inschrif­ten auf terrae sigillatae wurden bereits von mehreren Fundorten veröffentlicht (Gabler 1968, 297—306; Harmat­ta 1968, 247—274; Visy 1969, 87—99). Auch im vor kurzem publizierten Gräberfeld von Ma­gyarszerdahely kamen Scherben mit Grafitti welche in mancher Hinsicht beachtenswert sind. 1. Die auf den Boden der Teller eingeritzten Namen oder sonstige Unterschei­dungsmerkmale hatten nur dann einen Sinn, wenn sie vom Eigentümer gelesen werden konnten. Die Namen auf den täglich gebrauchten Tellern dieses Gräberfeldes beweisen die unmittelbare Schreibkundigkeit ihrer Eigentümer (HORVÁTH 1979, 90). 2. Das archäologische Material des Gräberfeldes hat norditalischen Charakter, ergänzt durch das Namensgut der Gefäßinschriften (HORVÁTH 1979, 92. cf. Anm. 299). Die „höhere Bildung" von der Schreibkultur abgesehen repräsentierten die Statthalter, Legionskommandanten und Senatoren die aus Rom bzw. den Großstädten des Imperiums gekommen waren, wie dies z. B. von A. Al­földi angedeutet wurde (1942, 326—327) — beispiels­weise die Brüder Quintilius unter Marcus Aurelius (DOBÓ 1968, 67—68). Für eine literarische Tätigkeit in Pannonién gibt es außer den Grabversen keinerlei Angaben. Ohne das Prob­lem dieser Grabinschriften hier erörtern zu wollen, möchte ich aus der jüngsten Literatur lediglich die methodolo­gische Arbeit von Н. Grassl (1978, 517—522) und die Aufsätze von T. Adam i к (1976, 203—206; 1978, 184—188) erwähnen. Nach ihren Forschungsergebnissen gab es außer den gereimten Grabinschriften, die tatsächlich aufgrund von flosculi verfaßt wurden, auch in Kenntnis der klassischen Poesie geschriebene Grabverse, die als selbständige Dichtungen zu bezeichnen sind. Schließlich seinen unsere Ansichten folgendermaßen zusammengefaßt : Im archäologischen Fundmaterial Pannoniens ist bereits aus der Zeit kurz nach der Eroberung der Provinz in Spuren eine Schreibkultur nachzuweisen, die den Erfordernissen des praktischen Lebens entsprach. Vom Beginn des 3. Jh. stehen uns bereits konkrete Angaben über ein schu­lisches Unterrichtswesen zur Verfügung, welches sich allerdings vermutlich nur auf den Unterricht der grund­legenden juristischen und administrativen Kenntnisse beschränkte. Bezeichnende Merkmale der pannonischen Kultur: 1) Schriftzentrische Einstellung, eine natürliche Er­scheinung in einer peripheren Provinz des administrativ straff organisierten Römischen Reiches. 2) Entwicklung unter fremdem Einfluß, unter den geisti­gen Beruftstätigen Pannoniens finden sich hauptsächlich Norditaliker und Orientalen. 3) Untrennbar mit dem in der Provinz stationierten Militär verbunden, zum Teil in dessen Dienst stehend. 4) Wenngleich diese Kultur keine hochwertigen, eigen­ständigen geistigen Werke zustande gebracht hat, stand sie im Dienst des Anforderungen des täglichen Lebens und der Ideologie des Imperiums. Das kulturelle Niveau der pannonischen Bevölkerung könnte am besten nach der — im wesentlichen positiven — Beurteilung der pannonischen Kaiser durch Aurelius Victor (Caes. 39, 26) gekennzeichnet werden: His sane omnibus Illyricum patria fuit, qui quamquam humanitatis parum, ruris tarnen ас militiae miseriis imbuti satis optimi rei publicae fuere (MÓCSY 1974, 210). /. Bilkei 73

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