Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)

Tanulmányok – Abhandlungen - Barkóczi László: Angeben der Steinmetzarbeit der Trajanszeit in Gorsium und Intercisa. p. 57–66. t. XVII–XXIV.

Was die Darstellung der sitzenden Figuren anbelangt besteht wohl die Möglichkeit zu Verbindungen mit Ita­lien und Noricum, doch sind die Wege dieser Kontakte einstweilen nicht klar zu erkennen. Wir haben bereits früher auf die sitzende Frauenfigur aus Gorsium als auf das Vorbild der sitzenden weiblichen Einzelfiguren hinge­wiesen — gleichlaufend damit auf südöstliche Verbindun­gen —, oder auf die der Totenmahl —Szene entnommenen, nach außen gewendeten Frauenfiguren (Barkóczi 1982,28— 31). Wahrscheinlich hat der Hersteller des Grabmals von Iszkaszentgyörgy die Darstellung sitzender Figuren hier gründlicher kennengelernt; das Motiv wurde noch unter Hadrian und sogar später weitergeführt, Darstellungen von drei oder mehr Personen haben sich bereits hier entwickelt. Produkte der gleichen Steinbearbeitungsweise sind die zwei eingeborenen Frauenfiguren aus Sárszentmiklós; die dritte ist eine spätere, örtliche Nachahmung (FITZ 1957, 134). Die Verbindung zeigt sich nicht nur in der Ausarbeitung und den kleinen Fibeln, typisch ist auch der Faltenwurf des Doppelkleides am Fuße der Statuen; die Ausführung ist die gleiche wie am Grambai von Iszka­szentgyörgy. Diese an verschiedenen Orten gefunden Grabmäler und Statuen guter Qualität sind keine Einzelstücke, son­dern die nach verschiedenen Konzeptionen angefertigten Produkte einer größeren Zentral Werkstatt. Die in der Werk­statt tätigen Steinmetzen benützten und kopierten zum Teil die Muster voneinander, bewahrten aber fast in jedem Fall den eigenständigen Charakter des Grabmals. Die anspruchs­volle Ausführung der Denkmäler, das vielfältige, ab­wechslungsreiche Formengut der Werkstatt, die Erfindungs­gabe der Steinmetzen — dies alles läßt darauf schließen, daß diese Werkstatt in Ostpannonien eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte. Dem Gesagten ist zu entnehmen, daß sich die Produkte aus der Gegend von Gorsium oder aus Intercisa um diese Werkstatt gruppieren, unwahrscheinlich ist aber, daß sämtliche Stücke tatsächlich hier hergestellt worden wären. Wenn auch nicht in den kleineren Siedlungen in der Umge­bung von Gorsium, so mußte doch in Intercisa mit Ge­wißheit schon unter Trajan ein Steinhauerhandwerk exi­stiert haben, welches sich in bezug auf Muster und Motive auf diese Werkstatt stützte. Übrigens sind die heiden Richtungen der Steinbearbei­tung auch in Aquincum und Umgebung zu finden. Typi­sche Stücke sind u.a. das vorzügliche Grabmal mit dem Trajan —Porträt, das fragmentarische Grabmal des F lav us sowie die Grabtafel aus Aquincum, die mit den Grab­mälern von Ulpius Enubicus und Veriuga in Verbindung gebracht werden kann (Cf. T. Nagy 1971, 113). Noch interessanter ist das Bruchstück eines frühantoninischen Grabsteins mit drei Figuren — gefunden in der canabae von Aquincum (Póczy 1959, 150, Abb. 7) —, wo die im Bilderfeld dargestellte Frauenfigur die gleiche Spindel und den gleichen Spinnrocken hält wie die Figuren aus Gorsium und Umgebung. Trotz der erwähnten Analogien können allerdings die Erzeugnisse aus Aquincum mit den Stücken aus Gorsium und Umgebung nicht in Verbindung gebracht werden. Die ersteren wurden in einer anderen Werkstatt, in anderen Zusammenhängen hergestellt, obwohl es zwischen Aquincum und Gorsium enge Bezie­hungen gab (Cf. Fitz 1972, 35). Unter den Denkmälern aus der Gegend von Gorsium weist noch am ehesten das Blatuna —Grabmal aus Csákvár, mit dem Kreis um Aquincum einen engeren Zusammenhang auf (SCHOBER 1923, Nr. 168, Abb. 83). Die Frage, wo die Werkstatt der thematisch und stili­stisch abwechslungsreichen Steindenkmäler aus der Gegend von Gorsium sein konnte, wird die Ausgrabungen beant­wortet, die J. F i t z über zwei Jahrzehnte hindurch in Gorsium durchgeführt hat (1972; FITZ 1976). Die Ausgra­bungen brachten einen beträchtlichen Teil der Stadt zum Vorschein; laut Fitz ist die Gründung von Gorsium als Sitz des concilium provinciáé nach 106 mit dem Namen Trajans verbunden. Diese Feststellung bietet auch die Erklärung dafür, warum man hier oder in der Umgebung Steindenkmäler von so guter Qualität findet, woher die Inspiration kam und wo die Zentralwerkstatt gewesen sein konnte. Die ausgegrabenen Gebäude und deren Funktion sowie das gebotene Steingut und die Kleinfunde liefern uns gleichermaßen eine Grundlage dafür, daß wir das Zentrum der Steinbearbeitung in Gorsium suchen. Es fragt sich nun, auf welche Weise diese hochqualifi­zierten Steinmetzen hergekommen sind. Wir haben keinen entsprechenden Grund, um ihr Erscheinen lediglich mit den Truppenbewegungen oder mit den Kontakten zwi­schen Gorsium und Aquincum in Verbindung zu bringen. Anläßlich der Gründung der Residenz des concilium pro­vinciáé (Fitz 1972, 35 ; FITZ 1976, 90) konnten Steinmetzen auch offiziell herbeordert werden — daher vielleicht diese Mannigfaltigkeit. Freilich können wir auch die Bewegungen der Truppen nicht außer acht lassen, z. B. die der legio II Adiutrix, da gewisse Merkmale übereinstimmen, denn dadurch konnten auch aus den balkanischen und orienta­lischen römischen Provinzen oder deren Randgebieten Steinmetzen hergekommen sein (Cf. T. Nagy 1971, 112). Die bisher gefundenen Steindenkmäler zeigen uns, daß die Steinmetzarbeit in Gorsium über das ganze 2. und 3. Jahrhundert hindurch auf sehr hohem Niveau stand; inre Auswirkungen und Verbindungen sind im engeren und weiteren Umkreis ebenso nachweisbar wie in frühen Zeiten. Wir müssen noch eigens von den Steindenkmälern aus Intercisa sprechen, mit deren Ursprung sich auch die frühere Forschung viel beschäftigt hat (Erdélyi 1954 mit zusammenfassender Literatur). Im Vergleich zu den übrigen pannonischen Kohorten­lagern sind in Intercisa überaus zahlreiche Steindenkmäler abwechslungsreicher Zusammensetzung zu finden. Hier befinden sich z. B. die meisten aediculae, Bestandteile von Begräbnisplätzen, und ein großer Teil (14 St.) der Grab­mäler mit Wagenszenen. (Diese waren zum Teil Bestand­teile von Begräbnischplätzen.) Die langjährigen und gründ­lichen Ausgrabungen in Intercisa konnten bislang keine Eingeborenensiedlung neben dem Lager nachweisen. Es werden mehrere Truppen erwähnt, die in Intercisa nie stationiert haben. Beispiellos ist die Tatsache, daß neben einem Kohortenlager die mythologischen Szenen in so hoher Zahl vorkommen. Die Bedeutung der Stadt Gorsium, die hier oder in ande­ren Teilen des Komitats Fejér gefundenen Steindenkmäler ließen deutlich erkennen, wo die Verbindungen der Stein­5 Alba Regia XX. 65

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