Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)
Tanulmányok – Abhandlungen - Barkóczi László: Angeben der Steinmetzarbeit der Trajanszeit in Gorsium und Intercisa. p. 57–66. t. XVII–XXIV.
in den Figuren der im Umkreis von Gorsium häufigen flachen Wagentypen sind nur geringe Unterschiede zu beobachten; mit geringen Abweichungen kopierten die Steinmetzen denselben Bildertyp. Wahrscheinlich bestanden diese Darstellungen nicht länger als 3—4 Jahrzehnte, obwohl wir mit den Wagenbestattungen während des ganzen 2. Jahrhunderts und sogar noch später zu rechnen haben. Das in Gorsium Gefundene umfangreiche Grabmal der Flavia Usaiu gilt als ein bedeutendes Stück (Taf. XVIII. 1 ). Der Fund wurde von J. Fitz publiziert, der feststellte, daß Denkmal unter Trajan hergestellt wurde (FITZ 1972, 43—44, T. XVI; FITZ 1976, 76, T. XXVIII, 1). Im profilierten Tympanon sieht man eine Rosette, in den Seitendreiecken Delphine. Das Bilderfeld mit Innennische hat seitwärts zwei Säulen. Die Frauenbüste in örtlicher Tracht tritt aus dem Hintergrund markant hervor, ebenso wie an den bereits arwähnten Stücken. Auf dem Kopf trägt die Frau einen Turban und einen Schleier, um den Hals einen Torques und auf den Schultern große, klar gezeichnete, Flügelfibeln. Die rechte Hand fehlt; in dieser Hand hielt sie eine Spindel, deren Ende in den Rahman hineinreicht. In der Linken hielt sie vermutlich einen Spinnrocken; der obere Teil fehlt zwar, doch ist der Schaft deutlich erkennbar. An beiden Handgelenken trägt sie die für die Eingeborenen bezeichnenden Armringe. Zwischen Bild und Inschrift, in einem kleinerem, randlosen, vertieften Feld ist die bereits erwähnte Wegenszene zu sehen, darunter das beschriftete Feld mit profiliertem Rahmen und sauber gemeißelten Buchstaben. In der Masse ist die Büste mit dem Grabmal von P. Nesergouna aus Velence vergleichbar (FITZ, 1967/68, 214, Nr. 66) (Taf. XX. 2). Die Fibeln und der Torques sind auch an den Grabsteinen von Resatus und Aveta zu beobachten (Taf. XVII. 1,2). Wie bereits früher festgestellt, steht der Turban in keiner Verbindung mit den allgemein bekannten örtlichen Turbandarstellungen. Die fast bis zu den Augenbrauen reichende Kappe, darauf der schräg gebundene Turban und die exakte Ausarbeitung der ganzen Kopfbedeckung lassen keinerlei Zweifel aufkommen, daß es sich um eine vom Üblichen abweichende, orientalische Turbandarstellung handelt (Barkóczi 1982, 34). Ein schräg gebundener Turban ist auch am bereits erwähnten Grabmal von P. Nesergouna zu sehen, während die Haltung der massiven Hände an das Grabmal von Flavia Usaiu erinnert. Die Masse und die Gestaltung des Gesichts sehen ebenfalls dem Gesicht am Grabmal von P. Nesergouna, aber auch dem Veriuga —Grabmal aus Intercisa ähnlich (Erdélyi 1954, Kat. 49, T. XXXI, 5) (Taf. XIX. 2). Auch am letzteren ist unter dem Turban die über die Stirn gezogene Kappe zu sehen. Obwohl die beidem markanten Züge neben Mund und Nase vorhanden sind, gilt das glatte, steife Gesicht als eine individuelle Arbeit. Auch die Anordnung der Augen unterscheidet sich von den vorangehenden Stücken, namentlich die Ausarbeitung der Lider, der schwach markierten Iris und der Pupille. Ein ähnlich steifes, „monolithisches" Gesicht kann aus Thessaloniki, ebenfalls aus Trajans Zeiten, angeführt werden, (Rüsch 1969, Kat. P 21, Abb. 15), auch an manchen anderen ostgriechischen Grabmälern ist diese Darstellung der Augen zu beobachten (Ibid.; PFUHL —MÖBIUS 1977—79). Diesem steifen Gesicht sehen die viel späteren (Ende des 2., erste Hälfte des 3. Jahrhunderts) pannonischen Porträts orientalischen Charakters ähnlich. (Barkóczi 1982, 42—43). Als neue Elemente erscheinen die Spindel und der Spinnrocken in den an die Brust gedrückten Hände. Die Tatsache, daß die Spindel in den Rahmen eingemeißelt ist, würde an einem Steindenkmal noch nichts besagen, denn man könnte daran denken, der Steinmetz habe die Größe des Bilderfeldes falsch ausgerechnet. Zugleich reicht aber die Spindel auch am bereits erwähnten Veriuga —Grabmal aus Intercisa (Taf. XIX. 2) in den Rahmen hinein — ja, gleich zweimal, denn es sind zwei Spindeln zu sehen wobei der Steinmetz bei der ersten den Platz verfehlt hat. In der linken Hand der Veriuga —Büste ist ein typischer runder Spinnrocken zu sehen. Auch am Basia —Grabmal aus Intercisa reich die Spindel in den Rahmen hinein (Erdélyi 1954, Kat. 48, T. XXXI, 4); hier fehlen zwar die Hände, doch die Handhaltung dürfte dieselbe sein wie em Grabmal von Flavia Usaiu (Taf. XIX. 1 ). Auch hier hielt die linke Hand höchstwahrscheinlich einen ebensolchen runden Spinnrocken wie am Veriuga —Grabmal zu sehen. Dieses Meißeln innerhalb des Rahmens ist übrigens auch an anderen Steindenkmälern der Gegend zu finden. An einer fragmentarischen Csákvárer Grabtafel reicht der Kopf des Reiters aus der Jagdszene zwischen Bild und Inschrift in den Rahmen hinein (HAMPEL 1906, Nr. 18, T.X; ERDÉLYI 1974, 34, Abb. 32). Beim AchillesHector —Relief aus Intercisa sind der Helm des Achill, seine Hand mit dem Stein sowie der Kopf des mit dem Wagen geschleppten Hector ebenfalls in den Rahmen hineingemeißelt (Erdélyi 1954, Kat. 198, T. LXV, 1, ERDÉLYI 1974,140. Abb. 186). Auch der Kopf der in Gorsium gefundenen Achilles—Figur reicht in den Rahmen hinein (FITZ 1973, Abb. 17; FITZ 1976, 71. T. XXXII). Es sei hier noch ein Aeneas—Relief gleichfalls aus Intercisa erwähnt, wo der Mantel des rechts dargestellten Kindes ebenfalls weit in den Rahmen hineinreicht (Erdélyi 1954, Kat. 183, T. LXII, 3; ERDÉLYI 1974, 139. Abb. 183). In geringerem Maße ist diese Praxis auch an anderen Reliefs aus Intercisa zu beobachten. Freilich kann das Eindrigen in das umrahmte Feld auch anderenorts vorkommen und kommt auch tatsächlich vor, aber nicht in solcher Menge. Besonders beachtenswert ist der Umstand, daß dieselbe Darstellungsweise — wie hier das Eindringen der Spindeln in den Rahmen — in einem kleinem Umkreis zur selben Zeit gleich dreimal erscheint. Kann ja sein, daß ein zufälliges Vorkommen derart gefiel, daß es Schule machte, doch ist mit viel mehr Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß es sich um die Produkte einer und derselben Werkstatt handelt. In gewissen Fällen können wir auch damit rechnen, daß der Steinmetz die Proportionen des Bilderfeldes nicht verändern wollte und deshalb auch den Rahmen benützte. Jedenfalls kommt diese Praxis in der Gegend recht häufig vor, und die Fälle dürften größtenteils miteinander in Verbindung stehen. Über die vorangehend erörterten drei Fälle hinaus sind noch weitere Spindeln und Spinnrocken an den Grabmälern aus der Gegend von Gorsium zu beobachten. 62