Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)
Kunst und Mythologie der Landnehmenden Ungarn - Fodor István: Einige Beitrge zur Entfaltung der ungarischen Kunst der Landnahmezeit. p. 65–73.
dem Taschenblech von Túrkeve unzweideutig die alten Textilmuster nachgebildet (LÁSZLÓ 1970, Taf. 165). Ibn Rusta berichtete, daß die Ungarn in Kertsch slavische Sklaven für „byzantinischen Brokat, Wollteppiche und andere byzantinische Waren anbieten" (GYÖRFFY 1975, 89). Sicherlich kauften die vornehmen Ungarn auch große Mengen sogdischer Stoffe, weil 60% der in den nordkaukasischen Gräbern des 8 — 9. Jahrhunderts gefundenen Seide aus Sogdiana stammt und bloß 25% aus Byzanz und 18— 20% aus China (IERUSALIMSKAJA 1972, 5). Es ist klar, daß nicht bloß die Metallarbeiten der Sogden, aber auch ihre Stoffe stark auf die Entwicklung der Kunst der Ungarn gewirkt hat. (Vom Reichtum der prunkvollen Kleidung der Sogden zeugen die Fresken der erschlossenen einstigen sogdischen Stadtruinen: D'jakonov 1954; Voronina 1959; SISKIN 1963; AL'BAIJM 1975). Die allgemeine Ansicht der Forschung, wonach bloß einzelne Elemente der Kunst der landnahmen den Ungarn im Orient aufzufinden sind, und nicht ihr mehr oder weniger fertiges Vorbild, besteht natürlich auch weiterhin. Die ungarische Kunst des 10. Jahrhunderts ist eine vollständig eigenartige, individuell ungarische Kunst, welche sicherlich der Weltanschauung der damaligen Gesellschaft entsprach. Die ungarischen Meister formten aus den fremden Ornamentselementen eine neue Kust, welche dann auch die eingewanderten fremden Meister übernahmen. Es ist auf die Abbildung des „Lebensbaumes" oder „Weltbaumes" zurückzuführen (Lelekov 1976, 133), daß die pflanzlichen Motive in der ungarischen Kunst bevorzugt wurden. Die schamanistische Glaubenswelt der Ungarn füllte die anderswo nur modischen Motive mit gedanklichem Inhalt. Die seltener vorkommenden Tierfiguren spielten in ihrem Glauben die Rolle der Hilfegeister, welche den, der das Stück trug, von allen Bösen bewahrten (Dienes 1972a, 101-104). Die Verbreitung bei den Ungarn der Kunst iranisch-sassanidischen Charakters hatte demnach zwei wichtige Bedingungen : einerseits das Anwachsen des Zuspruchen der immer reicher werdenden Vornehmen für die erstklassigen künstlerischen Werke, weshalb dann an ihren Höfen selbständige Werkstätten entstanden; andererseits konnte die Glaubenswelt der Altungarn diese Kunst mit gedanklichem Inhalt füllen, wobei sie sich natürlich ebenfalls an diesen Gedankeninhalt anpaßte (vergl. Fodor 1978). Die neue ungarische Kunst brauchte lange Zeit für ihre Entfaltung. Heute können wir die Genesis der einzelnen Perioden noch nicht mit Denkmälern dokumentieren. Östlich der Karpaten wurden nur sehr spärlich Goldschmiedearbeiten gefunden, welche einwandfrei von ungarischen Meistern stammen und auch diese hauptsächlich im, den Ungarn im Zwischenstromland Etelköz („Etelkuzu") benachbarten, slavischen Gebeit (Kiew, Tschernigow) . (Der sogenannte „Hoinowski-Säbel" in Kiew: KIRPICNIKOV 1966, Abb. 15, Taf. XXV; der palmettenverzierte Silberüberzug am Griff des beim Kiewer „Goldenen Tor" zum Vorschein gekommenen Schwertes; ibid, Abb. 8: FETTICH 1937, Taf. XXXIX ; und vielleicht die Trinkhorne von Tschernigow: RYBAKOV 1971, Abb. 1—2; LÁSZLÓ 1970, 95). Unlängst hatte ich — die Beobachtungen von István Dienes weiterführend (1964) — die ungarische Herkunft der bei Tschernigow und Kiew gefundenen Taschenbeschläge ungarischen Typs mit Argumenten unterstützt (FODOR 1977, 87 — 101). Diese mit Beschlägen verzierten Taschen wurden besonders in Etelköz benützt (im Karpatenbecken wurde die Deckfläche der Taschen bereits größtenteils mit Blechplatten überzogen), auch die benachbarten slavischen Vornehmen hatten diese Mode von den Ungarn übernommen. Nach den Untersuchungen waren die ungarischen Taschen anders hergestellt als jene der an der mittleren Wolga ansässigen Wolga-Bulgaren. (Rekonstruktion dieser letzteren: Kazakov 1972, 162). Die in den alttscheremissischen Gräberfeldern gefundenen beschlagenen Taschen sind jenen der wolga-bulgarischen verwandt. (ARHIPOV 1973, Abb. 44-48). Eine Ausnahme bildet das Taschenblech welches aus dem Gräberfeld beim Bauernhof-Weselow stammt (Abb. 2.) (Ibid. Abb. 49; Abb. 2: Das Taschenblech von Weselow. DIENES 1972, Abb. 23), und einen ungarischen Typus zeigt; die Verzierung darauf ist jenen ähnlich, das als früheste betrachtet (vielleicht noch in Etelköz hergestellt) und in Tiszabezdéd gefunden wurde (LÁSZLÓ 1970, Taf. 166). Die Übereinstimmung der Konstruktion und des Stils (z. B. die erwähnten drei kleinen Kreise über den Palmetten) sowie die Tatsache, daß die Taschen mit ener verzierten Platte bedeckt wurden, ist für die Kunst der landnehmen68