Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 14. 1973 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1975)

Tanulmányok – Abhandlungen - Petres Éva, F.: Angaben zum römerzeitlichen Fortleben der keltischen Plastik in Pannonien. XIV, 1973. p. 225–234.

Ohne Vorläufer erscheint im pannonischen Material ein Aediculafragment, das Seitenstücke eines Altars ; Fundort Székesfehérvár (Taf. IV, 1). Bei diesem Stück, das noch im vergangenen Jahrhundert gebor­gen wurde, können wir leider nur mit einem sekundä­ren Fundort rechnen. Vielleicht ist anzunehmen, daß es — ebenso wie andere, in Székesfehérvár gefundenen römischen Steine — aus Gorsium stammt. Auf dem Stein ist eine stehende Figur in Flachrelief darge­stellt, in einem geraden, hemdförmigen Kleid, in der erhobenen rechten Hand ein Torques ; die linke Seite ist nicht deutlich zu erkennen: vielleicht hält die Figur einen Keule in der Linken. Rechts auf dem Kopf ein Horn. Leider befindet sich der Stein in einem Zustand, daß wir nicht feststellen können, ob es ein Horn auch auf der linken Seite des Kopfes ge­geben hat. Mit mehr Bestimmtheit ist eine horizonta­le Linie auf dem Kopf zu erkennen, vielleicht die Andeutung des Helmes. Um den Hals ein Torques. Aufgrund des Hornes, der Haltung und des Torques können wir annehmen, daß es sich um eine Cernnun­nos-Darstellung handelt. Die Verehrung des Cernnun­nos gehörte im ganzen keltischen Bereich zu den me­istverbreiteten Kulten( 27 ). Seine früheste wohlbekann­te Darstellung ist die Felsenzeichnung von Val Camo­nica (Taf. IV, 2), wo er in ähnlicher Bekleidung, in orans-Haltung abgebildet ist : in der rechten Hand ein Torques, an der linken Seite eine Schlange mit Widderkopf, auf dem Kopf ein Hirschgeweih, vor ihm eine kleinere Figur phallischen Charakters. Auf diesem frühlatenezeitlichen Denkmal präsentiert sich der gehörnte Gott als eine Gottheit der Fruchtbarkeit ( 28 ). Später, insbesondere in der Periode vor der römi­schen Okkupation, war er einer der am allgemeinsten verehrten Götter. Er gehörte neben Esus, Taranis, Teutates und Lugus zu jenen göttlichen Wesen, die aus der Reihe der regionalen und lokalen Götter in den Stand der gemein Gottheiten aufgestiegen sind( 29 ). In Gallien besteht die Möglichkeit seiner Identifizierung mit Dis Pater (B G VI. 18), in diesem Falle konnten ihn sämtliche Gallier als ihren Urvater verehren. Er kommt in Britannien, auf dem Gebiet der belgischen Siedlungen, im Norden und außerdem in Irland als gehörnter Gott vor und wird zuweilen mit dem keltischen Mars, anderseits auch mit Mercur identifiziert. Als Herr der Tiere und Hirtengott ist auch seine Identifizierung mit einer Gottheit des Silvanus-Typs bekannt. Auf dem Kessel von Gun­destrup wird Cernnunnos mit aufgezogenen Beinen dargestellt, seine Attribute: zwei Torques, Schlange mit Widderkopf; die Darstellung inmitten der Tiere (Hirsch, Wildschwein usw.) betont einerseits seine Ab­stammung vom Hirsch und anderseits seine Rolle als Herr der Tiere. Die Relief von Székesfehérvár steht der frühzeitlichen Darstellung von Val Camonica am nächsten, obgleich sie wahrscheinlich erst viel später, (27) A. Ross, о. с, 164. (28) F. AI/THEIM —E. TRAUTMANN, Keltische Felsbilder der Val Camonica. RM, LIV, 1939, 1—2; P. BOBER, о. c, 14, 18. (29) A. Ross, о. с, 164. schon in der Römerzeit entstanden ist. Die primitive Formgebung deutet auf örtliche Steinmetzarbeit hin, der schlechte Zustand ermöglicht keine genauere Bestimmung ob die linke Hand etwas hält oder nur der Mantelsaum zu sehen ist. Eine andere Parallele unseres Reliefs ist das latène­zetiliche, der römischen Bildhauerei nahestehende Steinrelief von Bormio aus Oberitalien( 30 ). Nach L. Pauli ist die Gestalt, bewaffnet mit Schild und mit zweihörnigem Helm, eine halbmondförmige Standarte in der Hand — die Statue eines bewaffneten Gottes. Sie stellt beisammen mit dem im Profil dar­gestellten Hornbläsers eine kultische Szene dar. Er sucht die Einzeilheiten des Reliefs (Helm, Waffen, Standarte) im Kreise der Situlenkunst, auf dessen Grund datiert er seine Verfertigung an das Ende des 5. Jahrhundertes, an den Beginn des 4. Jhs. v. u. Z. Die Frontdarstellung der Hauptgestalt, ihre Hal­tung, das Helm, der Fuß erinnern an das Relief von Székesfehérvár — dessen Ausführung ist natürlich viel primitiver — und so kann auch die Möglichkeit bestehen, daß wir auch im Falle des Reliefs von Székesfehérvár mit Darstellung einer Gotterstatue zu rechnen haben. Im ostpannonischen Fundgut haben wir keine ähnliche Darstellung gefunden und nehmen an, daß es sich um ein lokalen Denkmal des allgemein verehrten Cernnunnos handelt. Aus Pannonién haben wir nur spärliche Angaben über den römerzeitlichen Fortleben der tête coupée, einer charakteristischen Darstellung der keltischen Kultplastik. Ein Pfeiler Bruchstück aus Deutsch­Altenburg (Taf. IV,3), aus dem Umkreis von Car­nuntum, ist mit einer recht primitiv geformten gravi­erten tête coupée verziert. Das Gesicht wird durch ein Haube oder einem Schleier in einen schmalen Rahmen gefaßt, an der Seite ein maschenförmiger Dekor( 31 ). Tète coupée von Frau und Kind ist uns aus Entremont in Rundplastik bekannt ( 32 ). Das pannonische Fundgut enthält noch eine spezi­fische Gruppe der Grabplastik, die — wenn auch nicht eindeutig mit tête coupée verziert — in ihren Ursprüngen dennoch von diesem Typ abzuleiten ist. Auf dem Grabstein von Csákberény (Taf. IV, 4) aus dem 1. Jh. u. Z. ist eine Frau mit Turban in ein Medaillon gefaßt, doch erinnert die plastische Wieder­gabe des Porträts an die têtes coupées. Außer der Tracht deutet auch der Name — Sibulla, lopari filia — auf die einheimische Bevölkerung hin( 23 ). Eine ähnliche Darstellung ist uns aus Brigetio be­kannt, wo ein ebenfalls grob umrahmtes Medaillon einen sogennanten tête coupée einfaßt. Im zweiten Bildfeld ist eine Szene mit berittenem Jäger, darun­ter die Darstellung zweier Fische. Der Name: (30) L. PAULI, Ein latènezeitliches Steinrelief aus Bormio am Stilfser Joch. Germania, LI, 1973, 85—120. Ibid., frühere Literatur Angabe. (31) S. STUCCHT, o. C, 23, Fig. 6; M.-L. KRÜGIÍR, О. С, Nr. 359, Taf. 78, 359. (32) F. BENOIT, L'art primitif méditerranéen de la Vallée du Rhône. Aix en Provence, 1955, 51, PL 59. (33) A. SCHOBER, О. С, 126, Nr. 275, Abb. 143; J. FITZ, o. c, 7; J. GARBSCH, О. C, 109. 228

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