Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 11. 1970 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1971)

Irodalom – Beschprechungen - Makkay J.: Altorientalische Parallelen zu den ältesten Helligtumstypen Südosteuropas. XI, 1970. p. 137–144.

Funktion und möglicherweise auch mit ethnischen Grup­pen von bestimmter Lebensweise verbunden. Die Migra­tion von Völkergruppen — selbst von Hirtenvölkern — aus Palästina nach Mitteleuropa ist selbstverständlich ausgeschlossen. Wir können also mit der langsamen Verbreitung einer zur Verrichtung ganz bestimmten Tätigkeiten geschaffenen, höchst rationellen und gleich­sam extrem spezialisierten Form aus Palästina nach Nor­den bzw. Nordwesten rechnen, und zwar durch die Ver­mittlung von Hirtenvölkern. Von Troja bzw. dem grie­chischen Festland und von Thrakien aus kann — der bekannten Genese der Pécel-Badener Kultur entspre­chend — nicht nur eine Weitergabe durch kulturelle Kont­akte, sondern auch eine Verbreitung durch die Bewegung ethnischer Gruppen als möglich betrachtet werden. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß sich A. Jirku bereits vor einigen Jahrzehnten, aber auch jüng­stens wiederholt mit der Frage der von Mitteleuropa ausgehenden Verbindungen zwischen dem palästinen­sischen Chalkolithikum und der mitteleuropäischen Linienbandkeramik beschäftigt hat (Die ältere Kupfer­Steinzeit Palästinas und der bandkeramische Kulturkreis, Berlin 1941, und 2. Aufl. Aalen, 1968). Hierbei dienten vor allem die allgemein bekannten kleinen Hausmodelle Abb. 1: Krannôn-Duraki, Thessalien (nach J. — V. Michaud) als Beweise. Heute wissen wir aber, daß die mitteleuro­päischen spätneolithischen Hausmodelle nicht für das Fundmaterial der Linienbandkeramiken kennzeichnend waren, sondern für die spätneolithischen bemalten Kera­miken, die ihnen auf ihrem ganzen Verbreitungsgebiet (die Gebiete westlich und nördlich der Tschechoslowakei ausgenommen) nachfolgten und allen Anzeichen nach sich aus ihnen entwickelten, sowie für die Vinca C-Theiß Kultur. Diese spätneolithischen bemalten Keramiken umfassen die Tripolje-Cucuteni-Erosd Kultur, im öst­lichen Teil des Karpatenbeckens (Siebenbürgen und Ostun­garn) die Petresti Keramik und die Herpály — Csőszhalom Kultur, im westlichen Teil des Karpatenbeckens und in Ostmähren die Lengyel Kultur und die mährische be­malte Keramik mit polnischen Zusammenhängen. In die­sen verwandten Kulturen treten die Hausmodelle fast gleichzeitig und recht gleichförmig in Erscheinung (ledig­lich einige Hausmodell-Funde der Vinca-Tordos Periode sind etwas älter als die übrigen). Dieses gleichzeitige und gleichförmige Vorkommen (sowie der Umstand, daß in diesem Kreis gerade die Hausmodelle der Vinca-Tordos Periode am ältesten sind), dürfte ihre Erklärung u. a. darin finden, daß einige der Hausmodelle (auf deren Firstdachbalken Tierköpfe dargestellt sind) südliche, griechenländische, ja sogar deutliche vorderasiatische Beziehungen aufweisen (siehe unten!). Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist die Tatsache zu berücksichti­gen, daß die Funktion der palästinensischen Modelle (deren Datierung übrigens jener der mitteleuropäischen Modelle sehr genau entspricht) von der der mitteleuro­päischen abweicht : die ersteren waren Ossuarien, während die mitteleuropäischen teils die Modelle von Heiligtü­mern und teils von Getreidespeichern oder Wohnhäusern darstellen. Gleichzeitig vermehren sich gerade in dieser Periode (also in der Vinca-Tordos В und der Vinca С Periode) die Anzeichnen, die vor allem im Material der Vinca Kultur, aber auch in den spätneolithischen bemal­ten Keramiken auf sehr intensive Einwirkungen vor­derasiatisch-anatolisch er Herkunft hindeuten (siehe aus­führlich J. MAKKAY, The Tärtäria Tablets. Orientalia 37, 1968, 272-289; ID., The Late Neolithic Tordos Group of Signs. Alba Regia 10, 1969, 9 — 49). Unserer Meinung nach dürfte es sich sowohl in Palästina als auch in Süd­osteuropa bei den verschiedenen Modelltypen auch um gemeinsame zum Teil noch frühere Einwirkungen meso­potamischer Herkunft handeln. Besonders die ausführ­liche Analyse von zwei Typen macht uns darauf aufmerk­sam: von den Haus- bzw. Heiligtumsmodellen besonders jener Typ, wo am Ende des Firstdachbalkens ein mensch­liches Gesicht bzw. ein menschlicher Kopf zu sehen ist, ferner das Modell der Heiligtumsfassade von Trusesti (Rumänien) und zum Teil das eigenartige Modell von Cascioarele (Rumänien). Die Frage der palästinensischen Ossuarien mit mensch­lichen Gesichtern oder Köpfen wurde von J. Perrot eingehend erörtert (Une tombe à ossuaires du IV e millén­aire à Azor, près de Tel Aviv. ATIQOT 3, 1961, 33 sqq.). Er parallelisierte diesen Typ, bzw. die palästinensichen Ossuarien mit den mitteleuropäischen spätneolithischen und formenkundlich auch mit den nordeuropäischen eisenzeitlichen Modellen. Unter den mitteleuropäischen spätneolithischen Modellen ist nur bei einem einzigen Modell von Tordos ein menschlicher Kopf am Ende des Firstdachbalkens zu sehen (o.e., fig. 20,8; M. ROSKA, A Torma Zsófia-Gyűjtemény az Erdélyi Nemzeti Múzeum. Erem- és Régiségtárában. Kolozsvár 1941, Pl. CIV, 7). Dieses Stück unterscheidet sich also insofern von den übrigen mitteleuropäischen spätneolithischen Modellen, als am Firstdachbalken der letzteren ein Tierkopf zu sehen ist. Andererseits unterscheidet es sich von den pa­lästinensischen Modellen mit menschlichen Köpfen (Gesichtern) in seiner Funktion, denn es dürfte kaum ein Ossuarium gewesen sein. Der Form nach stimmt aber das menschenköpfige Modell von Tordos so genau mit den übrigen mitteleuropäischen tierköpf igen Modellen überein (auch in Tordos kamen solche zum Vorschein : M. ROSKA, o.e. Taf. CIV, 10), daß sie herkunftsmäßig wohl kaum voneinander zu trennen sind. Bei den Modellen mit Tier­köpfen am Firstdachbalken ergeben sich zahlreiche Zusammenhänge mit den mesopotamischen Modellen, Darstellungen und sogar Ausgrabungsbefunden aus dem 3. Jahrtausend (siehe ausführlich J. MAKKAY, A Tenta­tive Interpretation of the Sign Tärtäria 3,5a-b-c. Kadmos, im Druck). Das jüngst (1968 — 1969) gefundene Haus­bzw. Heiligtumsmodell von Krannôn-Duraki, Thessalien, stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen den südosteuro­päischen und den mittelmeerländischen Formen dar (Abb. 1). Die Verzierung am Ende des Firstdachbalkens scheint auf eine Tierkopfdarstellung hinzuweisen (J. — P. MICHAUD, Chronique des fouilles en 1968 et 1969. BGH 94, 1970, 1049, Fig. 345: „Elle parait reproduire un édi­fice réel." JACOBSEN, Hesperia 38, 1969, 366. Zwischen den Modellen mit Tier- bzw. Menschenköpfen besteht der Unterschied darin, sofern wir sie zum Teil als Heiligtumsmodelle betrachten, daß die Gottheit, deren Heiligtum das ursprüngliche Vorbild des Modells war, bzw. die das Heiligtum (symbolisch) bewachte, nicht (oder nicht nur) in theriomorpher, sondern (auch) in anthropomorpher, Weise am Ende des Firstdachbalkens des Vorbildes und folglich auch des Modells dargestellt wurde. Diese schon ohnehin scheinbar verwickelte Frage wird von der Tatsache noch weiter kompliziert, daß uns heute bereits mehrere Angaben bekannt sind, wonach es im südosteuropäischen Spätneolithikum mehrere Typen von Heiligtümern gegeben hat. Bei den Tierkopf-Typen ruh­138

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