Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Közlemények – Mitteilungen - Kovács Péter: Beitrag zur Geschichte des Esterházy-Parks von Csákvár im 18. Jahrhundert. – Adalék a csákvári Esterházy park történetéhez. X, 1969. p. 170–172. t. XVI–XXIV.

den Ruinen in Vértesszentkereszt aufgearbeitet hatte. 8 Unter den beiden italienischen Malern, die der Gutsverwalter von Csákvár in seinem Bericht vom 18. September 1795 erwähnt, ist wahr­scheinlich unser Meister Rivetti und sein unbekannter Gefährte — der Unterzeichnete des fünften Blattes mit dem unleserlichen Namen — gemeint. 9 Diese Annahme wird auch noch durch ein — im Familienarchiv der Esterházy in Tata entdeckte Schriftstück bestätigt, demnach die Pfarrkirche der Gemeinde Vérteskozma im Jahre 1799 dem Kunstmaler Rivetti 35 Gulden ausbezahlt hatte: dies bedeutet, daß der Meister um diese Zeit noch immer im Dienst der Familie Esterházy gestanden hatte. 10 Die Zeit­punkte zwischen 1783 und 1797, die auf den Guaschbildern aufgezeichnet sind, könnten sich — theoretisch — sowohl auf einzelne Parkteile, auf Bauwerke der Parkanlage, aber auch auf die Entstehung der Guaschbilder beziehen. Dieser Annahme widersprechen aber mehrere Tatsachen. Der Name Rivetti ist in der ungarischen Kunstgeschichte nicht unbekannt. Károly L у к a berichtet, daß der aus Italien stammende Künstler 1802—1803 im Auftrag von Ferenc Széchényi in den Sälen der damaligen Széchényi-Bibliothek (jetzt : Pesti Központi Szeminá­rium) für 1500 Gulden die Wappen Ungarns und der dazuge­hörigen Länder gemalt hatte. Dort hätte er auch Medaillonbild­nisse malen sollen, doch dieser Plan kam nicht zur Ausführung. 1819 wurde Rivetti wegen Banknotenfälschung in Nagyszeben verhaftet und zu zehn Jahren Kerker verurteilt. In der Szamos­újvárer Gefängniskapelle hatte er sechs Passionsbilder gemalt und auch das Hauptaltarbild der dortigen Franziskanerkirche restauriert. L у к a erwähnt außerdem noch, daß auch einige Guaschbilder von Rivetti erhalten geblieben sind, die aber künst­lerisch nicht bedeutsam sind. L у к a betont, daß ihm über die Tätigkeit des Malers im 18. Jahrhundert nichts bekannt ist. Rivetti starb 1827 im Kerker. 11 Diese Angaben wurden durch eine Aufzeichnung im Kunsthistorischen Dokumentationszent­rum ergänzt, demnach Rivetti 1774 in Filos in Italien geboren wurde. 12 — Demnach konnte der Meister keinesfalls der Planer der 1783 angelegten Teile des Schloßparks von Csákvár gewesen sein. — Sollte aber das aus dem Kerker von Szamosújvár stam­mende Geburtsdatum Rivettis nicht authentisch sein, so über­zeugt eine eingehende Untersuchung der Guaschbilder, daß sie zweifelsohne auf einmal entstanden sind, nicht aber in den Zeit­punkten, die auf den Bildern angegeben sind. 13 Auffallend aber ist, daß aus dem Album gerade die Bilder jener Objekte fehlen, die — durch archivalische Dokumente belegt — aller Wahr­scheinlichkeit nach nach den Plänen Rivettis oder seines Gefährten unbekannten Namens gebaut worden waren. 14 Nach dem Gesag­ten wäre es denkbar, daß die Bilder in den letzten Jahren des aus­gehenden 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich in den Jahren 1'95 — 99 entstanden sind. 15 — Demnach können wir die baiden italie­nischen Maler keinesfalls für die Planer der Parkanlage UTÍ der dort errichteten Bauobjekte halten. Die uns zur Verfügung ste­8 E. RÉVHELYI, о. с. zitiert den Bericht des Gutsverwalters von Csákvár aus dem Esterházyschen Familienarchiv von Tata: 18. September 1795. ,,Der Bau von Ruinen in Csákvár ist nunmehr unvermeidlich. In diesen Tagen waren die beiden italienischen Maler, der Kastner und der Oberjäger deswegen in Szent-Kereszt, wie mir die Gräfin sagte, ich soll die geeigneten schön behau­enen Steine auswählen und ich soll darauf achten, daß sie nicht anderwärts verschleppt werden, daß keine Inhibition getan werde..." (Übersetzung.) 20. September 1798: ,,Anbei sende ich den Überschlag cum resolutione des neuen gothischen Bauwerks, das am Ende des Gemüsegartens errichtet werden soll. Gleichzeitig ersuche ich die Herrschaft , wenn vom Baumeister Bescheid kommt, daß es in Szent Köröszt schon fertige Steine gibt, dieselben — insofern es die Wege gestatten — baldigst nach Csákvár befürdern zu lassen." (Über­setzung.) 30. April 1799: ,,Der Gottische Bogen am Ende des Küchen Gartens ist auf 7 bis 8 Schuck über dem Erde bereits ausgeführet und wird in Zeit von 14 Tagen gant z fertig seyn. .." (Deutscher Origineltext.) 9 cf. Anmerkungen 2 und 8. io ESZT. DOM. TATA, Paket-Nummer: 252, p. 4. (Mündliche Mitteilung von Elemér R é v h e 1 y i). » 1С. LYKA, Magyar művészet 1800-1850 (Ungarische Kunst 1800-1850), Budapest, 1942, p. 286 und 506.(Leider gelang es uns nicht, die von • T 1С. L у к a. erwähnten Guasch-Bilder ausfindig zu machen. In seinem Brief vom 13. Januar 1965 teilte K. L у к a uns mit, daß er sich des Namens jenes Hochschülers, der ihm seinerzeit die Bilder gezeigt hatte, nicht mehr entsinnen könne.) 12 Der Zettel des Kunsthistorischen Dokumentationszentrums stützt sich auf die Angaben der zeitgenössischen Gefängnisdirektion von Szamosújvár. 1 3 Alle Guasch-Bilder mit Ausnahme des fünften Bildes — das möglicherweise vom anderen italienischen Maler stammt — sind auf das gleiche Papier gemalt, auch die Größe der Bilder stimmt überein. Außerdem konnte eine gelegentliche gleichartige Übermalung und Verbesserung der Aufschriften unter den Bildern entdeckt werden, das wiederum an eine Gleichzeitigkeit denken läßt. 14 cf. Anmerkung 8. is In dieser Zeit dürften sich die beiden italienischen Meister sicherlich dort aufgehalten haben. — cf. Anmerkung 8. henden Quellen lassen eher daran denken, daß es vornehmlich kleinere Detailarbeiten waren, die sie für die Esterházys zu ver­richten hatten. So verewigten sie unter anderen Einzelteile des Parks, halfen möglicherweise bei Erweiterungsarbeiten dessel­ben. Dem Anschein nach erfolgte die Fortschaffung des Stein­materials der Abteiruine von Vértesszentkereszt auf ihre Anre­gung. 16 Es wäre glaubhaft, daß es ihre Aufgabe war, die Szene­rien und Kostüme für die gegen Ende des 18. Jahrhunderts so modischen Gartenfeste zu entwerfen. Die vielgestaltige Szene auf dem fünften Bild dürfte als Hinweis für diese Annehme gel­ten. Die neun Guaschbilder sind jedenfalls von historischer Bede­utung: das Album ist das einzige zeitgenössische erhaltengeb­liebene Denkmal des einstigen englischen Parks von Csákvár aus dem 18. Jahrhundert. Am Anfang des 18. Jahrhunderts begannen auch in Ungarn Gärten französisch-barocker Prägung, in der Art des Versailler Parkes Mode zu werden. 17 Der französische Garten ist immer gleichsam die Fortsetzung des zentralen Gebäudes, des Schlosses. Es ist ein logisches, leicht überblickbares System von geraden Alleen und sorgfältig gestutzten Hecken, wo sich der Spazier­gänger ebenso nicht frei gehen lassen kann, seine Bewegungen und sein Benehmen ebenso vorbestimmt sind wie drinnen im prunkvoll-feierlich eingerichteten Palast. Der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwachende neue Geist, der sich auch in der Literatur und in den bildenden Künsten offenba­rende Sentimentalismus revolutionierte alsbald schon auch die Gartenplanung. Der neue Stil tritt erstmalig in den siebziger Jahren in Deutschland auf, und einer der ersten, der sich für diesen stil begeisterte und ihn befürwortete, war Goethe. 18 Als­bald schon machte sich der Stilwechsel auch in Ungarn bemerk­bar. Miklós Esterházy ließ 1766 die französischen Meister Pierre Goussard und Brequin den Schloßpark in Fertőd noch nach dem Versailler Vorbild anlegen. 19 Kaum war aber der schönste ba­rocke Park Ungarns fertiggestellt, als sich bereits die ersten Anzeichen des sentimentalen englischen Pakstils zeigten. In den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts ließ Baron Jeszenák in Majorháza seinen neuen Garten anlegen, in dem an Stelle der schnurgeraden Alleen schlängelnde Wege getreten waren und in dem die für diesen Stil so bezeichnenden sonderbar gestalteten Bauwerke verschiedener Bestimmung den Spaziergänger über­raschten (z. B. eine Einsiedelei, ein Schein-Grabmal, eine künst­liche Grotte und dergleichen mehr). 20 Die erste landschaftliche Parkanlage ungarischer Prägung begann die Familie Esterházy von 1783 an in Tatatóváros auszugestalten. 21 Bei den Gärten des neuen Stils muß die Natur in ihrer urwüchsigen Natürlichkeit erhalten bleiben. Die Hauptaufgabe des Planers beschränkte sich lediglich darauf, die Besucher des Parks durch die charak­teristischen Eigenheiten der Landschaft gefühlsmäßig zu beein­drucken und diese Eindrücke noch durch bauliche Elemente, die auf den Lichtungen oder in den Hainen plötzlich auftauchen, zu steigern. In Tata waren die naturgegebenen Voraussetzungen hierfür die denkbar besten und es ist kein Zufall, wenn die Fach­literatur bis auf den heutigen Tag den englischen Park von Tata — nicht nur als die erste ungarische Parkanlage dieser Art, viel­mehr als eine der schönsten erwähnt. Die jüngst zum Vorschein gekommenen Guaschbilder sind die ersten Beweise dafür, daß nicht der englische Park von Tata der einzige war, der in Ungarn um die 1780er Jahre entstand. Dies bezeugen auch die auf 1783 datierten Bilder die den dama­ligen Zustand des Parks veranschaulichen, und das erste, nicht datierte Bild, das aller Wahrscheinlichkeit nach den ersten, fertig­gestellten Teil der Gartenanlage zeigt. (Taf. XVI. 2, XVII. 1, XVI. l,)Zwar sind auf dem ersten und zweiten Bild unverkenn­bar zahlreiche französische Elemente erkennbar (beispielsweise die wandartigen, sorgfältig gestutzten Hecken und Bäume), dane­ben aber erscheinen schon die charakteristischen Merkmale der englischen Gärten, die sich dahinschlängelnden Wege, die Ein­siedelei, vor allem aber die schon auf dem ersten Bild aufschei­nenden Pappeln und Trauerweiden, die wichtigsten Baumtypen des neuen Stils, die aus den vornehmen barocken Gärten ver­« E. RÉVHELYI, o.e. 17 R. RAPAICS, Magyar kertek (Ungarische Gärten), Budapest, p. 106. i8ID.,p. 147. !» I. ORMOS, Kerttervezés (Gartenplanung), Budapest, 1955, p. 122. го R. RAPAICS, o.e., p. 115-118. 2i ID.,p. 148-149.; J. RADOS, Tata, Budapest, 1964, p. 78. 171

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