Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)
Tanulmányok – Abhandlungen - Farkas Gábor: Igar a jobbágyvilágban. – Igar im Feudalismus. X, 1969. p. 125–137.
IGAR IM FEUDALISMUS Die Vergangenheit der Gemeinde Igar und ihrer Einödhöfe (Vám, Dád), die eingekeilt zwischen den Verwaltungsbezirken (einst: Komitat) Fejér, Veszprém und Tolna liegen, widerspiegelt die Problematik der Siedlungen im östlichen Teil Transdanubiens bzw. der Landschaft Mezőföld. Zu Beginn des ungarischen Mittelalters gehörte dieses Gebiet zur Gespanschaft der Petschenegen, mit der Verbreitung des Feudalismus aber — nach der Herausbildung der gesellschaftlichen Klassen — wurden die Fronbauern dem Dominium Simontornya unterstellt. Seit dieser Zeit bis zum Ende des Mittelalters war das Schicksal Igars und seiner Einödhöfe engstens mit dem Herrschaftsgut von Simontornya verbunden. Die Rekonstruktion der mittelalter liehen Vergangenheit wäre derzeit noch kaum möglich. Dem Verfasser der Studie standen nur einige wenige urkundliche Belege zur Verfügung. Die mittelalterlichen Siedlungen Igar und Dád wurden zerstört, die neuen Siedler wählten ein günstigeres Gelände, als sie den Bau ihres neuen Dorfes begannen. Bis heute wurde aber das mittelalterliche Dorf und Dád noch nicht aufgedeckt. Aus den wenigen erhalten gebliebenen Quellen wird aber offenbar, daß dieses Gebiet zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den Türken erobert wurde und sich seither immer mehr entvölkerte. Igar mußte sowohl dem Kapitän der ungarischen Grenzfeste als auch den Türken Steuer zahlen, die Unsicherheit der Existenzbedingungen machten das Leben während der Türkenherrschaft schier unerträglich. Während des fünfzehnjährigen Krieges an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert verödeten diese Ortschaften und sanken in Trümmer, so daß Igar und Umgebung beinahe anderthalb Jahrhunderte lang eine Einöde war. Im 17. Jahrhundert pachteten Raizen das üppige Weideland und betrieben hier eine blühende Viehzucht. Gegen Ende des Jahrhunderts untersagten zwar die Gutsherren den Raizen die Weidepacht-Wirtschaft, doch gelang es ihnen nicht, die hier gelegentlich angesiedelten ungarischen Fronbauern zum Verbleiben zu veranlassen. Wir wissen von einem derartigen Besiedlungsversuch auch im Jahre 1720. 1751 wurde dann endlich die heute bestehende Gemeinde Igar gegründet. Die Siedler waren Anhänger der reformierten Kirche und besaßen alsbald schon ein Gotteshaus und eine Schule. Die angesiedelten Fronbauern erhielten vom Gutsherren verschiedene Begünstigungen, doch konnten sie ihre Vorrechte nur kurze Zeit genießen, denn bereits in den ersten Jahren der zweiten Jahrhunderthälfte beklagten sie sich über die angewachsenen Fronpflichten. Es kam zu einer Auflehnung gegen die Grundherrschaft, die durch die bereits seit längerer Zeit gärende Unzufriedenheit der Fronbauern in den umliegenden Komitaten einen starken Antrieb erhielt. Die Vollstreckung des im Frühjahr 1768 erlassenen sog. Urbarialpatentes setzte der Bewegung ein Ende. Die Fronabgaben und -pflichten der Bauernschaft wurden verringert, von besonderer Bedeutung war, daß die Fronpflichten und auch die Größe der Hufe festgelegt wurden. Nach dieser Regelung trat eine, einige Jahrzehnte währende Entspannung zwischen der Grundherrschaft und den Fronbauern ein, obwohl zuweilen — vornehmlich nach dem Tod Josefs II. — der Gutsherr die Verordnung zu übertreten versuchte und der hörigen Bauernschaft gesetzwidrige Lasten aufbürden wollte. Im zweiten Quartal des 18. Jahrhunderts war die Regelung bereits zu einem Hemmnis der Weiterentwicklung geworden. Infolge des Kinderreichtums der Fronbauern kam es zu einer Zersplitterung der Hufen, und es machten sich Merkmale des Kleinbauerntums immer stärker bemerkbar. Gleichzeitig aber gab es keine Möglichkeit die Zahl der Hufen zu steigern. Der Großgrundbesitzer war nicht gewillt sein Allod anzutasten, und nur wenn es um die Einstellung neuer Arbeitskräfte ging, war er bereit, den Fronbauern ein Stück Land zu überlassen. Andere Einkünfte als die der Landwirtschaft gab es aber nicht, weder Hausindustrie noch Handel. Bei der großen Entfernung lohnte es sich nicht, zum Markt nach Veszprém oder Székesfehérvár zu fahren. So kam es, daß die Lage zwischen dem Großgrundbesitzer und dem Dorf immer gespannter wurde. In den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts hatte das Dominium einen gewissen Nutzungsanteil der hörigen Bauernschaft für sich beansprucht. Daraufhin wollten die Fronbauern — um sich ihre noch verbliebenen Benefizien zu sichern — im Prozeßwege den Anteil des Dorfes an der gemeinschaftlichen Viehweide absondern lassen. Bis 1848 gelang es der Domäne den Prozeß zu vereiteln, weil aber während der Revolution Székesfehérvár — wo der Rechtsstreit entschieden werden sollte — zweimal von den Kaiserlichen erobert wurde, kam es auch diesmal zu keinem Urteil. Letzten Endes war die Abtrennung der Viehweide — die nicht zu Gunsten der Dorfbewohner ausfiel — einem kaiserlichen Patent zu verdanken. Die Grundentlastung wurde von der Domäne auf Kosten der Fronbauern vorgenommen, so daß der Forscher am Beginn der Entwicklung des Kapitalismus eine — vohrnehmlich von Kleinbauern bewohnte Gemeinde vorfindet. G. Farkas 137