Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kovács Péter: Der Meister der Holzschnitzereien in der Sakristei der Székesfehérvárer Jesuitenkirche aus dem 18. Jahrhundert. – A székesfehérvári jezsuita sekrestye faragványainak mestere. X, 1969. p. 119–123. t. V–XV.

Dort starb er — wie es im Katalog des Paulinerordens ver­zeichnet steht — im Jahre 1767. 33 Nachdem Hyngeller die Holzbildwerke von Tüskevár vollendet hatte, konnte die Forschung — außer seinem Todestag — weiter nichts Bestimmtes über ihn ermitteln. G y é г е s i hatte in Sopronbánfalva nicht einmal Spuren seines künstlerischen Schaffens entdecken können. An einer Statue der hl. Barbara in halber Lebensgröße meinte er Stilmerkmale erkennen zu können, die an den figuralen Schmuck der Sajóláder Kirche erinnern. (Übrigens hatte Hyngeller in Sajólád nur das Kirchengestühl angefertigt !) Aus den biographischen Daten Hyngellers fehlen eben nur jene drei Jahre (von 1764 bis 1767), während der die Fehérvárer Sakristei-Einrichtung erstellt wurde. Und was läßt die stilkritische Analyse erkennen? Aus dem Gesagten wird deutlich, daß Hyngeller in Tüske­vár in zwei Abschnitten tätig war: anfangs der fünfziger Jahre — bis 1754 — arbeitete er am Kirchengestühl, dem Stallum des Sanktuariums und dem Sakristeischrank. 1756 begann er an der Einrichtung des Speisesaals zu arbeiten. Aus dem ersten Abschnitt interessiert uns der Sakristei­schrank, der seit der Auflassung des Paulinerordens im Jahre 1786 Eigentum des Kirchspiels Somlóvásárhely ist. Im oberen Teil des 6,8 m langen, 2,5 m hohen und 1 m tiefen Schrank­es reihen sich die elf kleinen Türen, die Szenen aus dem Leben des hl. Paulus, des Einsiedlers, schmücken. Die Vor­bilder der Holzschnitzwerke sind dem 1732 in Wien erschie­nenen Buch des österreichischen Paulinermönches, Schrifts­tellers und Kupferstechers, Matthias Fuhrmann, ent­nommen. Eine Gegenüberstellung der Kupferstiche und der in Holz geschnittenen Parallelen läßt den qualitativen Vor­zug der Reliefe erkennen. Entgegen der auseinanderfal­lenden Komposition der Kupferstiche werden wir uns der wohldurchdachten Konstruktion der Holzreliefe bewußt: anstelle der beinahe körperlosen Figuren sehen wir auf den Holztafeln lebensvolle Gestalten. {Der hl. Paulus in seiner Weltabgeschiedenheit; Begegnung der beiden Einsiedler und Heiligen: Paulus und Anton.) Die kompositorische Selb­ständigkeit des Holzbildhauers äußert sich auch darin, daß er mehrere Kupferstiche spiegelbildartig dargestellt hatte, weil er auf die Symmetrie der Bilderreihe beiderseits des mittleren Bildes bedacht war. 34 Die meisten Holzreliefe des Refektoriums von Tüskevár befinden sich gegenwärtig im erzbischöfllichen Palais in Esztergom. Außer den 17 Holzreliefen, von denen Fürst­primas Simor im vergangenen Jahrhundert 13 in neue Schränke einbauen ließ, ist noch die Kanzel des Refekto­riums bekannt, die gegenwärtig im Budapester Kunstge­werbemuseum aufbewahrt wird. Ernő Molnár, der in den dreißiger Jahren an der Geschichte des Paulinerklosters von Tüskevár arbeitete, schreibt — nachdem er zwei Arbeiten Hyngellers verglichen hatte: „Die Reliefe des Sakristeischrankes treten stärker hervor, der sich öffnende Raum mit den unruhevoll gestikulie­renden Gestalten wirkt dadurch kleiner, während die Reliefe des Refektoriums flacher sind, einen weiteren Ausblick ge­währen, die Gestalten sind beherrschter, ihre epische Tonge­33 E. MOLNÁR, o.e., p. 97., Dank der mündlichen Mitteilung von B. Á. Gyéresi weiß ich, daß laut der neuestens gefundenen schriftlichen Doku­mente es annehmbar ist, daß Hyngeller in den vierziger Jahren auch für die Pester Pauliner-Kirche — die heutige Universitätskirche — gearbeitet hatte. 3* In dem genannten Werk E. Molnárs sind Fotos von den Fuhrmannschen Stichen und den Holzreliefen von Tüskevár zu sehen. bung erinnert an die Renaissance."^ Wir möchten hinzu­fügen, daß diese Reliefe auch künstlerisch besser sind als jene der Sakristei ! — Ernő Molnár folgert aus die­ser Verschiedenheit, daß die beiden Werke nicht die Arbeit eines Künstlers sind. Uns dagegen scheint diese Unterschied­lichkeit im Oeuvre eines jeden Künstlers überaus mög­lich zu sein : Die bessere Qualität dürfte hier eher die künst­lerische Entwicklung des Bildners dokumentieren. Und in Kenntnis der Umstände sind auch die anderen Unter­schiede verständlich. Ernő Molnár ist es, der uns auf die 1861 veröffent­lichten Aufzeichnungen Flóris Römers aufmerksam macht, die sich mit den Holzreliefen des Refektoriums von Tüskevár befassen. 36 Romer war der letzte, der diese Tafeln in Tüskevár sozusagen „in situ" an ihrem ursprüng­lichen Bestimmungsort gesehen hatte. Demnach schmück­ten diese Reliefe nicht Schranktüren, sondern Stühle. Aus der Andersartigkeit ihrer Bestimmung wird klar, warum diese Reliefe flacher gearbeitet sind. „Die weitere Aussicht^, die epische Tongebung sind wiederum durch die „Vorbil­der" bedingt. Einige Stiche, d. h.„Vorbilder" der Speisesaal­Reliefe hatte Molnár in der Bibliothek der Kathed­ralkirche von Esztergom in einem 1763 in Bologna heraus­gegebenen Buch mit Kupferstichen gefunden. Doch dürfte Hyngeller dieses Buch wahrscheinlich nicht bekannt gewe­sen sein, bestenfalls nur eine frühere Ausgabe der Stiche. (Mária Aggházy weist in ihrem Band „Barocke Bildhauerkunst in Ungarn" darauf hin, daß der Kupfer­stecher des Buches von Esztergom die Stiche eines, 1632 in Venedig herausgegebenen Buches übernommen habe.) An dieser Stelle sei uns eine Bemerkung gestattet: Das künst­lerische Niveau der Reliefe übertrifft auch in diesem Fall die Vorbilder ! In diese, sich in stetiger Entwicklung und im Aufstieg befindlichen Künstlerlaufbahn lassen sich — unserer Mei­nung nach — die Holzbildwerke der Sakristei von Székes­fehérvár einfügen. Die elf Reliefe der Hl. Johannes Nepo­muk-Kirche bilden eine einsame Insel in der Jesuitenkunst jener Epoche. Auch wenn wir sie mit Holzbildwerken der Pauliner — bei denen die Tradition der Holzschneidekunst am lebendigsten war — vergleichen, sind wir uns dessen bewußt, daß es sich bei den Holzreliefen von Székesfehérvár und die Spitzenleistung eines Künstlerlebens handelt. Die Holzreliefe von Székesfehérvár sind — verglichen mit den Bildwerken von Tüskevár — in erster Linie den Holztafeln des dortigen Refektoriums verwandt. Einige der elf Tafeln (vor allem die Reliefe der beiden Betstühle, fer­ner die Kalvarienberg—SzeriQ und das Bildnis des hl. Em­merich) sind auch in der Form den früheren hervorragen­den Arbeiten Hyngellers am ähnlichsten. Bei den späteren Reliefen weicht er zusehends von den früheren Flachrelie­fen ab. Die Nebengestalten des Reliefs „Maria Himmel­fahrt" sind bereits viel kühner gestaltet, während er bei der — in der Reihe wahrscheinlich letzten — Komposition „Auffindung des Leichnams des hl. Franziskus Xaver" die Figuren bereits ganz aus der Fläche treten läßt, so daß das Relief den Eindruck einer Rundplastik erweckt, wobei die malerische Feinheit, die er bei den Stuhllehnen von Tüske­vár — gleichsam genötigt durch die Bestimmung der Reliefe 35 E. MOLNÁR, Pálos szobrászmunkák az esztergomi primási palotában (Pauliner Bildwerke im Palais des Fürstprimas in Esztergom), MM 5, 1935, p. 275. S6 Ibid.,p. 21A. 122

Next

/
Oldalképek
Tartalom