Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)
Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.
Ringbürger in den Bergstädten waren Unternehmer, wir finden sie auch in den Reihen der Graner und Ofner Bürger. Sie bekleideten bedeutende Wirtschaftsposten im Lande, traten an die Stelle der vertriebenen mohammedanischen und jüdischen Finanzleute als Pächter der königlichen Einnahmen oder Grafen der Münzstätte 14 ' 6 sind Pächter der kirchlichen Zehnten 147 und schliesslich Gewölbherren in Ofen geworden, 148 nebenbei nahmen sie oft als Feudalherren an der Politik teil. 149 Kein Wunder, dass Pest nach einigen Jahren der deutschen Einwanderung als magna et ditissima Theutonica villa 150 bezeichnet wird. Zahlenmässige Angaben beweisen, dass der Reichtum auch hier aus dem Handel stammte 151 Die Verschmelzung verschiedener Ortschaften in eine Stadt hat noch eine wirschaftliche Folge gehabt, dass nähmlich unsere Städte grösstenteils einen mehr oder weniger starken Agrarcharakter bewahrten. Selbst die Kaufmannsstädten konnten sich vom der Landwirtschaft nicht loslösen. Die Ofner Bürger beschäftigten sich ebenso mit Weinbau wie die Pressburger, Ödenburger oder Tyrnauer. Der Bodenbesitz und hauptsächlich der Weingarten war immer eine unentbehrliche bürgerliche Charakteristik geblieben. Obzwar die Bergstädte unter allen Umständen als Kolonisationsstädte zu bezeichnen sind, sind sie in einer Hinsicht, nämlich in der Rechtspflege nie Kolonisationsstädte in dem Sinne des Wortes geworden, wie jene in den westslavischen Gebieten. Seit dem Freiheitsbrief der Stuhlweissenburger Lateiner war es eine grundlegende Notwendigkeit, dass die Bürger ihren Richter und ihre Geschworenen frei wählen konnten und diese in allen Streitfragen der Bürger — in kleinen sowohl, wie in den Kapitalsverbrechen — ein Urteil sprechen dürften. In den westslavischen Gebieten folgte daraus, dass die Bürger das Stadtrecht einer deutschen Stadt übernahmen und der Appellationsweg führte ausser den Landesgrenzen zur Mutterstadt, meistens nach Magdeburg. In den ungarischen Stadtprivilegien finden wir nur ein einziges Mal eine derartige Erscheinung, es war das unbeudetende Sillein (Zilina, Zsolna), das an Teschen appellieren durfte. In allen übrigen Fällen führte der Appellationsweg zum König oder zum Tarnakmeister. Als im Laufe des 14. Jh. sich die teilweise nach deutschen Vorlagen entwickelten Stadtrechte von Ofen, Karpfen (Krupina, Korpona) und Schemnitz durchsetzten, ist aus ihnen ebenfalls kein Affiliationssystem der grossen Städte entstanden, diese Stadtrechte wurden eher von kleineren Marktflecken, ja sogar von Dörfern übernommen. 152 Hingegen kam eine spezifisch ungarische Rechtsinstitution ins Leben, der sog. Tarnakstuhl, an dem die Delegierten der grossen Städte des Landes unter dem Vorsitz des Tarnakmeisters das Recht sprachen. 153 Den Grund dieser Entwicklung bildete die Tatsache, dass die Zentralmacht in Ungarn verhältnismässig stark war. Es muss als äusserst kennzeichnend angesehen werden, dass der einzige nach dem Ausland führende Appellationsweg von Matheus Csák, also einen Olygarchen zu jener Zeit gewährt wurde, als nach dem Aussterben der !« T. A. HORVÁTH-L. HUSZÁR, Kamaragrófok a középkorban (Kammergrafen im Mittelalter), NK, 54/55, 1955-1956, 22-24. «' Bp.O. I, 290, 308, 353. I« K. MOLLAY, Ofner Stadtrecht, 88. i« L. ZOLNAY, Opus cas tri Budensis, 65-67. «о F. A. GOMBOS, о. с., 2072. 151 Bp. 0. I. 14, 295. 152 FÜGEDI, Stadtprivilegien, 67-71. i 53 I. um. SZENTPÉTER Y, A tárnoki ítélőszék kialakulása (Die Entstehung des Tarnakstuhls), Sz, 68, 1934, 510. 591. Arpaden die Zentralmacht praktisch ausgeschaltet war. Ausser der Stärke der Zentralmacht spielte hier auch die oben angedeutete Charakteristik der Lateiner eine bedeutende Rolle, indem sie ein Affiliationssystem nicht bevorzugten. Vergleichen wir das Städtewesen in Ungarn im 11. und 13. Jh. so ist nicht nur die zahlenmässige Zunahme der Städte auffallend, sondern noch viel mehr, dass aus den Städten nomadischen Typs regelrechte mittelalterliche Städte geworden sind, die mit allen topographischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Kennzeichen des westeuropäischen Typs ausgestattet waren. Verschiedene Faktoren wirkten in der Umgestaltung und Gründung neuer Städte, es entwickelten sich verschiedene Typen sowohl in wirtschaftlicher als auch rechtlicher Hinsicht. Wie die mittelalterliche geographische Lage Ungarns, war auch das Städtewesen ein Ergebnis der einheimischen Grundlagen und verschiedenen ausländischen Beiträge, die von den romanischen Völkern ebenso geleistet wurden wie von den Deutschen. Als ganzes betrachtet war aber der Wandel des Städtewesens eigentlich ein Teil jener Wandlungen, die im ganzen Lande und in der gesammten Wirtschaft Ungarns stattfanden und so eine organische Entwicklung. Der zweite Abschnitt in der Geschichte des ungarischen Städtewesens ging zur Mitte des 14. Jh. in Begleitung von der bisheringen Entwicklung gegengesetzten Erscheinungen zu Ende. Es kam anstatt der Einheit der königlichen Freistädte zu einer Differenzierung derselben in Handels- und Bergstädten, das auch im Ofner, Karpfener, bzw. Schemnitzer Stadtrecht zum Ausdruck kam. In den Städten verschwanden diejenigen Typen des Unternehmers, die am Anfang der Umgestaltung, bzw. Gründung so eine grosse Rolle spielten. Die Stadtgründungen wurden fortgesetzt, aber die neuen Städte waren keine königlichen Freistädte mehr, sondern grössere Dörfer, die durch königlichen oder grundherrschaftlichen Privilegien zu Marktflecken erhoben wurden, doch weiterhin unter grundherrschaftlicher Gerichtsbarkeit und Verwaltung blieben und wirtschaftlich sich zwischen Dörfern und königlichen Freistädten eingeschoben haben. Das Stadtnetz hat sich auch hinsichtlich seiner geographischen Verteilung stark verändert. Dem Erzvorkommen entsprechend entstanden drei Bergstadtgruppen, die sog. niederungarischen um Schemnitz, die oberungarischen um Gölnitz (Gelnica, Gölnicbánya) und Nagybánya. Die Handelsstädte gruppierten sich dagegen an der Landesgrenze. Im Westen Güns (Kőszeg), Ödenburg, Pressburg und Tyrnau, im Norden Kaschau, Kesmarkt (Kezmarok, Késmárk), Leutschau (Levoca, Lőcse), Eperjes (Presov) und Bartfeld (Bardejov, Bártfa) im Süden Hermannstadt (Sibiu, Nagyszeben) und Kronstadt (Brasov, Brassó). Im Lande selbst haben sie die geographisch vorteilhaften Plätze eingenommen, Rab, Stuhlweissenburg Szeged und Grosswardein waren die reichsten von ihnen. In der Mitte des Landes um Ofen entwickelte sich später ebenfalls eine Stadtlandschaft. Mit den Verhältnissen des 12. Jh. verglichen muss festgestellt werden, dass Transdanubien die Führung verloren hat und das sich die Städte — mit Ausnahme der grossen Tiefebene — jetzt mit Ausnahme der Bergstädte an der Landesgrenze festgesetzt haben. E. Fügedi m