Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 8.-9. 1967-1968 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1968)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bakay Kornél: Gräberfeld aus den 10–11. Jahrhunderten in der Umgebung von Székesfehérvár und die Frage der fürstlichen Residenz. II. – A Székesfehérvár környéki 10–11. századi temetők és a fejedelmi székhely kérdése. VIII–IX, 1967–68. p. 57–84. t. VII–XXII.

nehmlich aber das archäologische Fundmaterial zum Sprechen bringen können." 195 Das Forschen nach den archäologischen Denkmälern des Ungartums hat in der jüngsten Vergangenheit grosse Fortschritte gemacht (B. Szőke, G y. László, G y. Török, I. D i e n e s, u.a.m.) und kann bereits auf zahlreiche Neuermittlungen zurückblicken. Diese Ent­wicklung wird auch von den ungarischen Historikern anerkannt. „In den vergangenen Jahren hat die ungarische Archäologie kühn, mit neuen Methoden und neuartiger Bewertung auch die Jahrzehnte und Jahrhunderte nach der Landnahmezeit zu erforschen begonnen. Es ist zu erwarten, dass nach den anderthalb hundert Gräbern, die man für „landnahmezeitliche" Gräber hält, Dutzende von Gräberfeldern mit Tausenden von Gräbern auftre­ten werden. .. " schreibt J. Perény i. 196 Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir die Stadtentste­hung von Székesfehérvár nur dann richtig ermitteln und erfassen können, wenn wir uns weitgehendt auf die Er­kenntnisse stützen werden, die sich aus den 11 Gräber­feldern, bzw. Gräberfeld-Teilen aus dem 10—12. Jahr­hundert ergeben. Nun gebe ich eine eingehende Zusammenfassung der Gräberfeld-Analysen. Die Gräberfelder in der Umgebung von Székesfehérvár gehören — im Hinblick auf ihre Topographie — zwei Gruppen an. Die Mehrzahl der Gräberfelder liegt auf dem südlich-südwestlich von der Stadt gelegenen Hoch­plateau (Demkóhegy, Maroshegy, Kanizsai út, Sóstó, Vízművek, Rádiótelep, Sárkeresztúri út, Táci út), die Minderzahl liegt im nord-nordwestlichen Teil der Stadt­gemarkung, z.T. in der Stadt selbst (Szárazrét, Móri út, Kiskecsmét, Attila utca, in der Innenstadt : die Gräberfel­der neben der Basilika, Táncsics-utca und Rácz-utca). Wir nehmen an, dass diese Verteilung gewissermassen auch die ethnische Zugehörigkeit der hier bestatteten Bevölkerung widerspiegelt, sofern nämlich die im nordwestlichen Stadtgebiet gelegenen Begräbnisfelder der eingeborenen Bevölkerung, d.h. der spätvölkerwande­rungszeitlichen Bevölkerung zugewiesen werden können {das Gräberfeld von Szárazrét und möglicherweise auch das an der Strasse nach Mór). Die chronologische Untersuchung ergab, dass die Mehr­zahl der Gräberfelder ungefähr in den Jahren nach dem ersten Drittel des 10. Jahrhunderts angelegt wurde. Dies bedeutet mit anderen Worten, dass sich die Ungarn in der Umgegend von Székesfehérvár in der Zeit von 920—950 nie­derliessen. Dies wäre begründet, weil wir wissen, dass die endgültige Eroberung Transdanubiens (Westungarns) auf das erste Drittel des 10. Jahrhunderts fällt. 197 Aus der Salzburger Chronik „Annales Iuvaviensis Maximi" erfah­ren wir, dass die Ungarn 907 bei Pozsony (Pressburg) einen entscheidenden Sieg errangen. 198 Es ist offenkundig, dass einige Jahrzehnte vergehen mussten, bis das Volk sesshaft wurde. I*B ELEKES 1964 : 10. 19в PERÉNYI 1964 : 132. Es ist aber zu bedauern, dass nur wenige Histori­ker gewillt sind, die bisherigen Ergebnisse der Archäologie in ihrer Voll­ständigkeit auszunützen, zumindest zu beachten. E. LEDERER beruft sich in seinem vorzüglichen Buch „Die Entwicklung des Feudalismus in Ungarn" insgesamt auf 6 ( !) archäologische Teilstudien. L. ELEKES nennt in seinem bereits erwähnten, (1964 erschienenen) Buch noch weniger, nur 5 archäologische Arbeiten. Ц97 SZŐKE 1954 : 133; DIENES 1960 : 118. Ц98 DEÉR 1943 : 256. Die Tatsache, dass das Dreieck Budapest —Székesfehér­vár—Győr in der Awarenzeit kaum besetzt war, 199 ferner dass es im Raum des Komitates Fejér keinen einzigen slawischen Ortsnamen gibt, 200 lässt darauf schliessen, dass die Umgegend von Székesfehérvár bis zum Erscheinen der Ungarn — fast vollkommen unbewohnt war. Die Beobachtung von G y. László, dass sich „die awa­rischen und ungarischen Siedlungsblöcke gewissermassen ergänzen" 201 vervollständigt das Bild. Die in der zweiten Hälfe des 9. Jahrhunderts wieder auflebenden Kampf­handlungen haben der Bevölkerung Transdanubiens si­cherlich grosse Verluste verursacht, und an diesen Käm­pfen waren — wie es durch Schriftquellen bezeugt ist 202 — auch die Ungarn mitbeteiligt. J. Dekan legte dar, 203 dass im 10. Jahrhundert das Ufergebiet der Donau zu 60% verwüstet war. 204 Wir haben demnach keine archäologischen Beweise dafür, dass es bereits im 9. Jahrhundert in der Umgebung von Székesfehérvár „dichte slawische Siedlungen gegeben hat." 205 Aus den Grabfunden und der Lage der Gräberfelder konnte nur soviel ermittelt werden, dass sich im 10. (!) Jahrhundert hier zusammen mit den Ungarn auch ein­heimische (spätvölkerwanderungszeitliche awarisch —sla­wische?) Volkselemente niedergelassen haben (Szárazrét), die später mit der ungarischen Bevölkerung verschmolzen (Maroshegy, Móri út?). Spezifisch slawische Gräberfelder können in der Um­gegend von Székesfehérvár nicht in Frage kommen! Zu 4. Die Behauptung, dass das Slawentum bei der Stadt­entstehung von Székesfehérvár eine grosse Rolle gespielt haben sollte, weil dort antike Kulturerscheinungen voll­kommen fehlten, 206 ist, wenn auch nur verhüllt, mit der geistesgeschichtlichen Feststellung verwandt, nach wel­cher „das kriegerische nomade Ungartum keine Veranla­gung zum Stadtleben innehatte." 207 Kurz zusammengefasst können wir feststellen, dass es an der Stelle von Székesfehérvár weder eine römische, noch völkerwanderungszeitliche oder bedeutsame sla­wische Seidlung gegeben hat. Die Ungarn erschienen im ersten Drittel des 10. Jahrhunderts in dieser Gegend, 208 und das bedeutet, dass die Chroniken mit ihrem Bericht, dass Fehérvár die Residenz des landnehmenden Fürsten Árpád gewesen wäre, eine viel spätere Lage (wie sie im 13. Jahrhundert herrschte), widerspiegeln. 209 Hier sei erwähnt, dass Gy. Györffy das ursprüngliche Sied­lungsgebiet und das Zentrum des Árpádengeschlechtes in der Gegend von Kalocsa vermutet. 210 Nun möge die Frage der Stadtentstehung von Székes­fehérvár überprüft werden. "в LÁSZLÓ 1944 : 67. 200 in den flachen Gebieten des heutigen Komitates Fejér, d.h. längs des Sár-Flusses und im sog. Mezőföld gibt es keine Belege dafür, dass dort Slawen gelebt hätten. Es hat den Anschein, dass diese Gegenden vor der Landnahme völlig unbewohnt waren." KNIEZSA 1938 : 427; cf. KNIEZSA MMT I, 168-169. soi LÁSZLÓ 1944 : 67. 202 DEÉR 1943; cf. CZEGLÉDY 1946 : 55. 203 DEKAN, Zaciatky slovenskych dejin a risa Velkomoravská. Slov. Dejiny IL 187. DUSEK, aufgrund 1955 : 259 zitiert. 204 MENDÖL MMT I, 199. «o« FITZ 1957, 6. Die bisherigen Ansichten fasst SZÉKELY 1961 : 74-75 zusammen. 20« RADNÓTI 1954 : 507. 207 HÓMAN 1938a : 451; MENDÖL MMT I, 211. 208 FEHÉR 1957 : 306: datiert die Niederlassung der Ungarn in diesem Gebiet irrtümlich auf das ausgehende 10. Jahrhundert. 209 GYÖRFFY 1948 : 102. 210 GYÖRFFY 1959 : 101. 75

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