Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 4.-5. 1963-1964 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1965)
Tanulmányok – Abhandlungen - Somogyi Árpád: Neuere Beiträge zu der Geschichte der Goldschmiedekunst im Komitat Fejér. IV–V, 1963–64. p. 135–140. t. XXXVII–XLI.
liehe Goldschmiedekunst auf. Günther war nicht nur Meister der sakralen Goldschmidekunst. Silbergerät, das er für den alltäglichen Gebrauch angefertigt hatte, blieb reichlich erhalten. Zu seinen frühesten Arbeiten gehört eine Votivgabe in der Kirche von Bodajk — ein silbernes Herz — aus der Zeit um 1810. Unter anderen profanen Werken ist in der Kunstgeschichte das von Böhm angefertigte Essbesteck aller Art vermerkt. Seine Arbeiten sind zumeist mit derjenigen Marke gezeichnet den E. Köszeghy is seinem Werk: Merkzeichen der Goldschmiede Ungarns mit No. 2049. versah. Mit diesem Zeichen ist auch ein anderes Weihgeschenk von Bodajk gemarkt, das einen kleinen knieenden Knaben mit Stiefeln in einer gewellten, trambulierten Umrahmung darstellt. Ausser seinen frühesten Arbeiten vom Beginn des Jahrhunderts sind uns bis 1820 kaum einige seiner Werke bekannt. Die dazwischenliegenden zwanzig Jahre sind — auch im Komitat — arm an Goldschmiedearbeiten. Wir wissen vornehmlich von den nach 1820 entstandenen Arbeiten, so dass wir seine Tätigkeit eigentlich von diesem Zeitpunkt an datieren. Der auf 1822 datierte Kelch von Sárkeresztúr ist eines der schönsten Werke Günthers. Der kreisrunde Fuss ist flach-kuppelförmig; zwischen die Kreisabschnitte legt sich ein Rankenornament mit Weintrauben und Rebenblättern. Den Schaft zieren Lorbeerblätter, die durchbrochene Kuppe schmücken stilisierte Blumen. Die Inschrift bekundet, dass István Szallai und Susána Szallai den Kelch der Kirche von Sárkeresztúr gestiftet hatten. Zwischen der Stadtmarke des Kelches und dem Datum der Inschrift besteht ein Unterschied von acht Jahren. Die Kirche von Lovasberény bestellte 1824 zwei Kelche bei Günther; auch diesen ist die Jahreszahl 1822 eingestempelt. In Form und Ausschmückung sid diese beiden Kelche dem von Sárkeresztúr ähnlich. Günther hatte auch für die Kirche von Soponya zwei Kelche und auch einen dazugehörigen Abendmahlteller — der eigentlich eher einer Patena gleicht — angefertigt. Der Kelch und die Patena von Kálóz stammen gleichfalls von ihm. Dieser Kelch ist in Aufbau und Dekor dem Kelch Böhms nachgebildet, damit die Kirche das Abendmahl aus zwei gleichen Kelchen spenden könne; ähnlich wie seinerzeit Szentpéteri eine Analogie des Güntherschen Kelches von Sárkeresztúr verfertigt hatte. Zweifelsohne sind Böhm und Günther die führenden Persönlichkeiten der Goldschmiedekunst des 19. Jahrhunderts in Székesfehérvár. Von ihren Zeitgenossen wissen wir viel weniger, und es blieben auch nur wenige ihrer Werke erhalten. Gleichzeitig mit Günther wurde auch Mihály Krizmanits 1817 das Bürgerrecht in Székesfehérvár verliehen. 1824 beriet der Stadtrat das Ansuchen des Ignác Bösenbak, der als Meister in der Stadt arbeiten wollte. Er erhielt einen abschlägigen Bescheid mit der Begründung, das er kein Vermögen besitze. 1827 arbeitete May erhoff er, der sich „Meister der Goldschmiede und Bürger von Székesfehérvár" (Székesfehérvári ötvösmester polgár) nannte, an jenem Silberkelch, der gegenwärtig in der feudalen Abteilung des Rumänischen Kunsthistorischen Museums in Bukarest aufbewahrt wird. Die Inschrift bekundet, dass der Kelch als Preis beim Pferderennen in Pest vergeben werden sollte. Unter den profanen Goldschmiedearbeiten von Székesfehérvár sind dieser Kelch und eine von Meister Böhm angefertigte Zuckerbüchse, die im István Király Museum der Komitatsstadt in Verwahrung ist, von Bedeutung. 1842 wird István Feibenbauer, der in Székesfehérvár beheimatet war, urkundlich genannt. 1846 erscheint der Name von Alajos Günther in stadtischen Aktenstücken, der wahrscheinlich der Sohn von Ferenc Günther gewesen sein mag. Im letzten Abschnitt der Geschichte der Goldschmiedekunst von Székesfehérvár kam den Mitgliedern der Rohrmüller-Familie eine, bedeutende Rolle zu: Jakab Rohrmüller, József Rohrmüller und Ignác Rohrmüller. Wir kennen die Werke Jakab Rohrmüllers, während wir über den Lebenslauf von Ignác Rohrmüller besser unterrichtet sind. Vermutlich war Jakab Rohrmüller der Gründer der Werkstatt. Eines seiner bedeutendsten Werke ist der in der bischöflichen Schatzkammer von Székesfehérvár verwahrte Kelch im sogen NeobarockStil mit Emailbilderschmuck aus dem Jahre 1850. Zwölf Jahre später verfertigte er den Abendmahlteller (Abendmahlschüssel) für die reformierte Kirche von Sárbogárd. Sein Sohn, Ignác Rohrmüller wurde 1830 in Székesfehérvár geboren. Er erlernte das Handwerk in der Werkstatt seines Vaters, wohin der zwölfjährige Knabe in die Lehre trat und fünf Jahre als Lehrling arbeitete. Nachdem er anderthalb Jahre bei József Rohrmüller verbracht hatte, begab er sich 1848 — achtzehn Jahre alt — auf die Wanderschaft. Er ging nach Pest, wo er sich zwei Jahre lang aufhielt. 1851 war er wieder in Székesfehérvár, doch erhielt er alsbald wieder eine Reisebewilligung und fuhr nach Wien. Noch sind uns seine Arbeiten nicht bekannt. Unter den nicht gemarkten Arbeiten, die im Komitat überall auffindbar sind, müssen wir die Werke der nicht zünftigen Goldschmiede von Székesfehérvár suchen. Diese Arbeiten 139